# taz.de -- Klimaschutzprojekt vor dem Aus: Bedauern hoch vier | |
> Der Hamburger Senat will ein Programm zum Schutz von Umwelt und | |
> Ressourcen an Schulen abschaffen. 2016 noch sollte es überarbeitet | |
> werden. | |
Bild: Halten viel von Klimaschutz: Schüler*innen bei einer Hamburger „Friday… | |
Hamburg taz | Der rot-grüne Senat will das Programm „Fifty/fifty“ zum | |
Schutz von Umwelt- und Ressourcen in Hamburg abschaffen, statt es wie 2016 | |
gefordert an neue Rahmenbedingungen anzupassen. Seit 1994 ermöglichte das | |
bundesweite Modellprojekt Schulen, die Hälfte ihrer Einsparungen aller | |
Energie-, Wasser und Abfallkosten ausgezahlt zu bekommen. Die andere Hälfte | |
bekommt die Stadt. | |
Energiesparmaßnahmen lohnen sich: Über die Verwendung dieser Mittel hatten | |
die Schulen freie Verfügung, so konnten größere Anschaffungen wie | |
Musikinstrumente oder zusätzliche Unterrichtsmaterialien gestemmt werden. | |
Eine Win-win-win-Situation also für Stadt, Schulen und die Umwelt. | |
SchülerInnen wie Lehrkräfte tragen zum Klimaschutz bei und können Geld für | |
pädagogische Arbeit sparen. Die Stadt Hamburg zahlt durch die Maßnahmen | |
weniger Energie-, Wasser- und Abfallkosten und das Klima freut sich über | |
weniger klimaschädliche Kohlendioxid-Emissionen. | |
„Fifty/fifty ist deswegen so erfolgreich, weil es jeden Schüler und die | |
ganze Schulgemeinschaft motiviert“, so Anna von Treuenfels-Frowein, | |
Vorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der | |
FDP-Bürgerschaftsfraktion. | |
2010 aber änderten sich die Rahmenbedingungen, weil sich die Zuständigkeit | |
für die Schulgebäude änderte. Wurden diese bisher von der Schulbehörde | |
verwaltet, zahlten Schulen nun eine Warmmiete inklusive Nebenkosten an den | |
Landesbetrieb Schulbau Hamburg (SBH) und das Gebäude Management Hamburg | |
(GMH). Diese bewirtschafteten die Gebäude und sanierten ab 2011 viele | |
Schulen. | |
Zu den Sanierungsarbeiten zählten unter anderem neue Heizungsanlagen, | |
effizientere Gebäude- und Fensterisolierungen sowie energiesparendere | |
Beleuchtungsanlagen. Zudem wurden zahlreiche Schulen neu gebaut. | |
In einem Antrag von 2016 forderten SPD und Grüne selbst noch, das Programm | |
weiterzuentwickeln. Inhaltlich und organisatorisch sollten die Ziele an die | |
neuen Rahmenbedingungen angepasst werden, damit „Fifty/fifty“ weiterhin | |
erfolgreich erhalten werden kann. | |
Das sei dem Senat nicht gelungen, kritisierte Birgit Stöver, Fachsprecherin | |
der CDU für Schule, im gestrigen Sonderausschuss für Umwelt und Energie. | |
„Das vorliegende Modell stellt eine Ablösung und keine Weiterentwicklung | |
dar“, sagte sie. | |
Es wirkt so, als ob Regierung und Opposition dabei unterschiedliche | |
Berechnungen vorliegen. Das künftige Programm unter dem Namen „Energie hoch | |
4“ – benannt nach den vier einzusparenden Komponenten Strom, Wärme, Wasser | |
und Abfall – soll mit einem neuen Berechnungsverfahren generalüberholt | |
werden. | |
Geplant ist eine Auszahlung dann nicht mehr nach dem Prinzip „fifty/fifty“, | |
sondern nach einer Prämiendeckelung: Schulen, die drei Prozent mehr Energie | |
eingespart haben als im Vorjahr, bekommen drei Euro pro SchülerIn. Bei | |
sechs Prozent Einsparungen gibt es vier Euro pro SchülerIn. Jede | |
Einsparung, die darüber hinaus geht, wird mit fünf Euro pro SchülerIn | |
prämiert. Dazu soll es Sonderprämien geben: Für pädagogische Aktivitäten | |
maximal vier Euro pro SchülerIn, für organisatorische zwei Euro. | |
Stöver kritisiert, dass eine „pauschale Prämie ohne Erfolgsmessung nach | |
Leistungsprinzip“ gezahlt werden soll. Wenn es keinen Unterschied mache, ob | |
man sechs oder zehn Prozent einspare, werde den SchülerInnen kein Anreiz | |
vermittelt, darüber hinaus aktiv zu werden. | |
Tatsächlich geht auf diese Weise die Grundidee von „Fifty/fifty“ verloren. | |
Denn das Prinzip „je mehr eine Schule spart, desto mehr wird prämiert“, | |
gilt nicht mehr. Am Ende der Sondersitzung blieben noch viele Fragen zur | |
Effektivität von „Energie hoch 4“ offen. | |
9 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Katharina Gebauer | |
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