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# taz.de -- Frauengolfturnier in Augusta: Eroberung der Fairways
> Das Augusta National Golf Club führt nur zwei Frauen in seinen
> Mitgliederlisten. Auf seinem Platz findet tatsächlich ein
> Frauengolfturnier statt.
Bild: Mitglied in Augusta: Condoleezza Rice, ehemalige Außenministerin der USA
Aachen taz | Interne Clubmeisterschaften sind in allen etwa 35.000
Golfclubs weltweit das Highlight des Jahres: CC, also Club Championship,
das hat Magie. Nach allem, was man weiß, gilt das an einem ganz besonderen
Ort nicht, jedenfalls für die weiblichen Mitglieder. Im Augusta National
Golf Club im US-Bundesstaat Georgia wären nur zwei Starterinnen dabei:
[1][die ehemalige Sicherheitsberaterin der Bush-Administration, Condoleezza
Rice] und die Investmentbankerin Darla Moore als einzige weibliche members.
Da lohnt eine CC eher nicht.
Rice und Moore sind auch erst seit 2012 Mitglieder. Vorher hatte sich der
bornierte Herrenclub vehement gegen das andere Geschlecht gesperrt. Immer
mit der bigotten Rechtfertigung: Wir schließen Frauen ja gar nicht aus, wir
haben nur halt noch keine zum Mitglied ernannt. Das geschieht in Augusta
per formloser Aufforderung, den symbolischen Jahresbeitrag zu überweisen.
Jetzt passiert etwas lange völlig Undenkbares. Am Freitag und Samstag
werden erstmals viele Frauen den Platz in Augusta bevölkern, jenes nahezu
heilige Terrain, das mit Nagelschere und Nasenhaartrimmer gepflegt zu sein
scheint. Auf dem Maracanã des Schlägerschwingens finden nicht die Masters
der Männer statt, das wichtigste Turnier der Szene mit den hässlichen
grünen Siegerjackets, sondern zunächst die Augusta National Women’s
Amateur, ein Turnier für die weltweit besten weiblichen Nichtprofis.
Eine große PR-Nummer, natürlich, für den Snobclub, „die grüne
Marketingmaschine“ (The Guardian), wo sogar die Coca-Cola aus Atlanta
nebenan nur in grünen Bechern verkauft werden darf. Stundenlange
Liveübertragungen bei den großen Networks wird es geben. Die US-Fans sind
begeistert. Und für trumpistische Golfenthusiasten ist das Event auch eine
Ablenkung vom anderen großen Golfthema dieser Woche.
## Shootingstar der Szene
Am Montag ist das Buch „Commander in Cheat“ (etwa: Oberbehlshaber für
Schummelei) über [2][das Golfspiel des US-Präsidenten] erschienen: Golfer
Donald, so zahllose Zeugen, wirft Bälle von Gegnern in den Bunker, fährt
mit dem Kart über das Grün, platziert eigene verschlagene Bälle aus den
Wäldern auf dem Fairway, fantasiert von Turniergewinnen der Vergangenheit
und seinem tollen Handicap -3. Er zählt gern so falsch, bis er gewonnen
hat. Regeln? Gut für andere. Tenor des Autors Rick Reilly: „Trump lügt so
viel, dass er nach 18 Löchern mit der Nase putten könnte.“
Zurück zu den Damen: Ein grünes Jackett können sie nicht gewinnen, aber in
den sozialen Netzwerken wird schon gemutmaßt, ob es pinke
Siegerinnenkostüme gibt oder doch was in Pepita. Lange wurde auch
spekuliert, ob Lucy Li gewinnen wird. Die 16-jährige Kalifornierin ist der
große Shootingstar der Szene. Sie hatte allerdings Ärger wegen eines
Werbespots für Apple – die Tantiemen gefährden den Amateurstatus. Da sind
die Golfregeln unerbittlich. Jetzt ist Li plötzlich verletzt. So kann sie
nicht disqualifiziert werden. Gut für Mitfavoritin Andrea Lee (USA): „Ich
hätte nie gedacht, dass es jemals als Frau möglich sein würde, in Augusta
National abzuschlagen“, die Aussicht sei „monumental“.
Auch zwei Deutsche sind am Start. Da ist einmal Sophie Hausmann, 21,
geboren im westfälischen Nottuln, jetzt in Idaho lebend, die zuletzt mit
zwei spektakulären 64er-Runden auffällig wurde. Und Leonie Harm, ebenfalls
21, die 2018 als erste Deutsche die British Amateur Open gewann
(ausgespielt seit 1892), für St. Leon-Rot mehrfach deutsche
Mannschaftsmeisterin wurde und mit tollen Handicap +4,8 gelistet ist.
„Dieses Turnier setzt ein wichtiges Statement“, sagt die Studentin der
Biochemie frauenbewusst.
Zwei Runden werden bis Freitagabend auf einem Platz nebenan absolviert. Zum
Finale am Samstag gehen die besten 30 dann tatsächlich auf dem legendären
Platz, auf dem nächste Woche die Herren ihre Masters spielen, das erste
Major der Saison. Clubchef Fred S. Ridley glaubt, „dass dieses Event einen
bedeutenden und lang anhaltenden Einfluss auf die Zukunft und Entwicklung
des Damengolfs haben wird“. Das könnte man glauben, machte nicht sein
zeitgleiches Show-Turnier dem ersten Major der Profifrauen Konkurrenz.
Zur Übungsrunde am Freitag dürfen auch die Ausgeschiedenen auf dem
Augusta-Grün dabei sein. Das wirkt edel und tröstlich. Hat aber auch was
von Dünkel und gönnerhafter Altherrenwohltat: Na gut, lassen wir die
Loserinnen als Charity-Geste auch noch herumfuhrwerken. Hoffentlich machen
sie nicht so viel kaputt. Die berühmten Magnolien übrigens, das
Markenzeichen des Clubs, twitterte Augusta National gerade, stünden ab dem
Wochenende in voller Blüte. Für Herren und Nichtherren.
5 Apr 2019
## LINKS
[1] /US-Autor-ueber-zwei-Jahre-Trump/!5559348
[2] /Sport-weisser-reicher-Maenner/!5398249
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Golf
Frauensport
Condoleezza Rice
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