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# taz.de -- Golfturnier in Georgia: Spieler ohne Eigenschaften
> Vor den US Masters würdigt Martin Kaymer die Golfplatzbaukünste von
> Donald Trump. Viel Erfolg ist für Kaymer eher unwahrscheinlich.
Bild: Martin Kaymer in Orlando
Es ist wieder Masters-Time. Es geht um jenes Golfturnier in Augusta,
Georgia, wo Amerika so gestrig amerikanisch ist, dass Donald Trump, der
Golfresortbauer und wüsteste Schlägerschwinger der Präsidentengeschichte,
wie ein eleganter, moderner Erneuerer wirkt. Wieder blühen die Magnolien,
wieder wollen alle das hässlichste grüne Jackett der Textilgeschichte
ergattern, wieder sprechen alle Spieler mit Ehrfurcht von der Anlage, der
einmaligen Aura und dem magischen Spirit dieses Wimbledon der kleinen
Bälle.
Und wieder sind, zwanzig Jahre nachdem in Augusta mit dem sensationellen
Sieg eines gewissen Tiger Woods eine Ära begann, mit Martin Kaymer und
Bernhard Langer diese zwei Germans dabei. Von Kaymer erwartete man das
traditionell nullsagende Vorabblabla – und dann sagte er der
Golffachpostille Bild: „Donald Trump ist ein Geschenk für uns.“ Das saß.
Und dann noch: „Die Plätze, die er weltweit gebaut hat, sind extrem gut.
Was er im Golf anpackt, ist eigentlich immer ein Riesenerfolg.“ Uff.
Nun hat Donald Trump Augusta nicht erbaut, das hätten höchstens seine
Urgroßeltern tun können. Und was Trump der Welt an 17 Golfprotzanlagen
geschenkt hat, deren Grüns wohl im Stundentakt mit der Nagelschere manikürt
werden, ist auch nicht jedermanns Sache. Die Riesenerfolge sind bisweilen
Riesenverluste in Trumps Bilanzen und für die Umwelt. Authentisch immerhin
sind Trumps Wutanfälle – so wie kürzlich, als er sich darüber empörte, da…
eines seiner Prunkresorts in Irland durch den Bau einer Windanlage nebenan
verschandelt werde. Ein Kohlekraftwerk wäre wohl besser gewesen.
Kaymer, 32, hätte seine Lobpreisung mit ein paar klaren Worten über den
Politikerdarsteller Trump abfedern können. Stattdessen erklärte er sich
erstaunt über die Reaktionen, die Trumps Taten hervorgerufen hätten: „Er
macht das, was er angekündigt hat. Ich bin überrascht, dass die Leute,
besonders die, die Trump gewählt haben, jetzt über seine Äußerungen und
Handlungen verwundert sind“, so Kaymer. Vielleicht wird das reaktionäre
Establishment in den USA Kaymer jetzt adoptieren.
## Kaymer hat den nötigen Draw nicht so drauf
Der große Bernhard Langer, 59, ist bei den Masters lebenslang
spielberechtigt, weil er zweimal gewann (1985 und 1993). Damals hielt man
Golf in Deutschland noch für ein Altmänner-Bälleschubsen und nicht für
Hochleistungssport. Langer ist immer noch in jugendlicher Form und gewinnt
auf der US-Seniorentour Turnier um Turnier. Zum 34. Mal wird er in Augusta
abschlagen, nur der Schotte Sandy Lyle hat zwei Teilnahmen mehr. Langer
sagt, er sei „jedes Jahr wieder neu aufgeregt“ und glaubt an seine
Seniorengeneration: „Ich bin sicher, dass hier noch mal ein über
50-Jähriger gewinnen wird.“ Womöglich er selbst? 2014 war Langer am
Schlusstag zeitweilig Zweiter mit Siegchancen, fiel erst an den letzten
Löchern auf einen immer noch großartigen achten Platz zurück. 2016 war er
Dritter nach drei Tagen.
Zahlen, von denen Trump-Fan Kaymer nur träumen kann. Er hat ein kleines
Jubiläum vor sich: die zehnte Teilnahme. Seine beste Platzierung: Rang 31.
Fünfmal schied er bei Halbzeit aus. Es heißt, der Platz liege ihm nicht,
weil man hier häufiger als sonst einen Draw spielen, das heißt dem Ball
eine leichte Linkskurve mitgeben muss. Diesen Schlag beherrscht er nicht so
perfekt wie andere. Kaymer hat den Draw vor vier Jahren intensiv geübt,
seinen Schwung extra für das Masters umgestellt, er holt sich jedes Jahr
von Langer immer neue Tipps, genutzt hat es nichts. Auch in diesem Jahr
haben sie wieder zusammen trainiert und für das gestrige Par-3-Spaßturnier
gemeldet.
Donald Trump hat sein Kommen bislang nicht angekündigt. Aber wer weiß, die
Airforce One muss ja nicht immer nur in die Richtung von Trumps
Mar-a-Lago-Golfresort in Florida fliegen – das schon als Winter White House
verspottet wird –, sondern könnte kurzfristig auch Augusta, Georgia,
ansteuern. Die Golfplatz-Adresse Washington Road passt jedenfalls. Und der
Flug ist eine Stunde kürzer.
Der Nordire Rory McIlroy, der im Februar mit dem Präsidenten gespielt hatte
und sich danach einem wüsten Shitstorm in den sozialen Medien ausgesetzt
sah, sagte jetzt in Augusta: „Ich müsste darüber nachdenken, ob ich das
Angebot noch ein zweites Mal annehmen würde.“ Wenn Trump zum Finaltag nach
Augusta kommt, sollte Martin Kaymer in Deckung gehen, sonst muss er ihn für
die transatlantischen Golfbeziehungen auf einer Runde begleiten und prüfen,
ob Trumps legendäres Schummelverhalten auf dem Platz wahr ist oder Fake.
Aber womöglich ist Kaymer am Sonntag ja schon ausgeschieden abgereist.
6 Apr 2017
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Golf
Donald Trump
Georgia
Kolumne Eingelocht
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