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# taz.de -- Schlecht laufende Werder-App: „Weser-Kurier“ muss abspecken
> Die App „Mein Werder“ sollte den „Weser-Kurier“ ins digitale Zeitalter
> führen – nun wird das Vorzeigeprojekt erheblich dezimiert.
Bild: Die Werder-App des „Weser-Kuriers“ blieb bislang wirtschaftlich erfol…
Bremen taz | Es sollte eine große journalistische Nummer werden: Im April
hat Jean-Julien Beer bei „Mein Werder“ angefangen. „Mein Werder“ ist die
digitalen Tochterfirma des Weser-Kuriers. Sie liefert die Texte für die
Sportseite „Mein Werder“ und produziert die gleichnamige App. Beer ist eine
Größe im Sportjournalismus – 15 Jahre hat er für den Branchenführer
„Kicker“ gearbeitet, zuletzt als Chef der Print-Ausgabe. Er war maßgeblich
an der Einführung einer crossmedialen Redaktionsstruktur beteiligt.
Offenbar hatte der Weser-Kurier große Pläne, als er Beer unter Vertrag
nahm.
Wenige Tage bevor Beer anfing, hat die Bremer Tageszeitungen AG (BTAG)
sechs der einst 15 RedakteurInnen gekündigt, zwei Mitarbeiter waren schon
von selbst gegangen. Es wird also ein kleines Imperium sein, über das Beer
herrschen darf. Das crossmediale Projekt „Mein Werder“ scheint gescheitert,
fürs Erste jedenfalls – auch wenn Chefredakteur und Verlags-Chef Döbler
leicht darüber hinwegredet: Trotz der reduzierten Mannschaft sieht er sein
„Mein Werder“ nach wie vor als „führenden Anbieter“.
Dabei sollte „Mein Werder“ nach einer früheren vollmundigen Aussage „die
mit Abstand größte Fußball-Experten-Redaktion in Deutschland“ sein, „die
sich ausschließlich um einen Bundesligisten kümmert“. Im
Zwei-Schichten-Betrieb sollte die App am Ball sein, wenn es um
Werder-Neuigkeiten ging.
Die App „Mein Werder“ sollte ein Modell werden, mit dem die Zeitung ins
digitale Zeitalter hineinwächst. Dass schon die Überschrift andeutet, dass
da keine journalistische Distanz zu erwarten war, störte den Verlag nicht.
Chefredakteur Moritz Döbler hatte, als er in Personalunion Verlagschef
wurde, zu dem Thema alles Nötige gesagt: „Die Wahrung der redaktionellen
Unabhängigkeit, die für den Wert unserer Marken bestimmend ist, steht an
oberster Stelle.“
Döbler ist als Verlagschef verantwortlich für die Digitalprodukte und für
die Finanzen. Da der Verlag sich aber weitere Millionen-Verluste nicht
leisten kann, wurde im Herbst eine „Pay“-Schranke eingeführt: 5,49 Euro pro
Monat für die Freischaltung der „plus“-Artikel in der App.
Diese Rechnung scheint ohne die Fans gemacht worden zu sein, die App wird
erheblich abspecken müssen. Das musste der Vorstand der BTAG vor wenigen
Tagen in einer Mitarbeiterinfo eingestehen. Das Geständnis begann mit einem
Lob: Es sei gelungen, „ein technisch und redaktionell herausragendes
Produkt mit hoher Reichweite am Markt zu etablieren“, hieß es da – „leid…
und „trotz aller Bemühungen“ ohne den erforderlichen wirtschaftlichen
Erfolg.
Nach Informationen des Ver.di-Infodienstes „Menschen machen Medien“ soll
der Verlag nur wenige Tausend Euro mit der App eingenommen haben – bei
Millionen-Kosten. Insgesamt sei der Jahresverlust der BTAG 2018 von gut
fünf Millionen auf mehr als acht Millionen Euro angestiegen. Verlagschef
Döbler hat diese Zahlen nicht bestätigt, aber immerhin betont, dass
Sparmaßnahmen so kurz nach dem Start „unausweichlich“ seien.
## Erfolgreiche Kreiszeitung
Die sportliche Konkurrenz von „Mein Werder“ ist die „Deichstube“ der
Kreiszeitung aus Syke. Die hat solche Probleme nicht – dort wird von
sieben Mitarbeitern das produziert, wofür „Mein Werder“ 15 hatte. Vor allem
aber ist „Deichstube“ ein kostenloses Angebot für die Fans.
Die „Deichstube“ hatte einmal als „Werder-Stube“ begonnen, den Namen ab…
gewechselt, um die journalistische Unabhängigkeit zu unterstreichen. Bei
den Fans ist die Kreiszeitung für ihre gute Werder-Berichterstattung seit
Jahren bekannt. Wie der Weser-Kurier auf die Idee kam, dass die Fans für
das, was sie kostenlos bekommen, zahlen würden, bleibt das
Verlagsgeheimnis.
3 Apr 2019
## AUTOREN
Klaus Wolschner
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