# taz.de -- Berliner SPD gegen die Bundeswehr: Keine Werbung an Spandauer Schul… | |
> Die SPD-Basis beschließt, dass der Berliner Senat Armee-Werbung an | |
> Schulen verbieten soll. Das kritisieren Verteidigungspolitiker der | |
> Partei. | |
Bild: Die Bundeswehr braucht Nachwuchs – den soll sie aber nicht an Schulen i… | |
Berlin taz | Die SPD streitet über [1][Bundeswehrwerbung an Schulen] – und | |
das dank ihres Kreisverbands aus Berlin-Spandau. In einem Antrag für den | |
[2][Landesparteitag am vergangenen Wochenende] hatten die Spandauer | |
Delegierten gefordert, das Berliner Schulgesetz um einen Satz zu erweitern: | |
„Es wird militärischen Organisationen untersagt, an Berliner Schulen für | |
den Dienst und die Arbeit im militärischen Bereich zu werben.“ In der | |
Begründung schrieben sie: „Für Töten und Sterben macht man keine Werbung.�… | |
Die Mehrheit der Parteitagsdelegierten konnten sie damit überzeugen: Sie | |
nahmen den Antrag an. | |
Sollte die rot-rot-grüne Berliner Regierung das Schulgesetz tatsächlich | |
entsprechend ändern, wäre das ein Novum. Bisher ist ein Werbeverbot für die | |
Bundeswehr in keinem anderen Bundesland festgeschrieben oder geplant. Die | |
rot-rot-grüne Regierung in Thüringen bereitet zwar gerade ein neues | |
Schulgesetz vor. Darin sollen Schulen nach Angaben des Bildungsministeriums | |
aber nur angehalten werden, „Grundsätze im Sinne der Gewährleistung einer | |
ausgewogenen Information der Schülerinnen und Schüler bei | |
Informationsbesuchen von externen Personen, Organisationen und | |
Institutionen“ aufzustellen. | |
Dass die Berliner SPD-Basis weiter gehen möchte, verärgert vor allem | |
Verteidigungspolitiker der Partei. „Die Bundeswehr ist in der Mitte der | |
Gesellschaft und wir müssen dafür sorgen, dass sie genau dort bleibt“, | |
sagte der Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler. Bundestagsvizepräsident | |
Thomas Oppermann äußerte sich sogar „entsetzt“. Auf Twitter schrieb er: | |
„Die Soldaten verdienen unseren Respekt. Wer so einen Unsinn beschließt, | |
sollte sich selbst von unseren Schulen fernhalten.“ | |
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bezeichnete den | |
Beschluss als „Schlag ins Gesicht aller Soldatinnen und Soldaten“. | |
Ob der Beschluss praktische Folgen hat, ist aber noch vollkommen unklar. | |
Der Berliner SPD-Fraktionschef Raed Saleh, der selbst aus Spandau stammt, | |
verteidigte den Antrag im Gespräch mit der taz zwar. „Hätte ich direkt nach | |
dem Abi den deutschen Pass gehabt, dann hätte ich meinen Wehrdienst | |
geleistet. Ich bin dankbar für vieles, was die Bundeswehr für Deutschland | |
tut. Trotzdem: Militär sollte nicht an Schulen werben! Dafür gibt es Tage | |
der offenen Tür oder Karrieremessen …“, sagte er. Ob die SPD im | |
Abgeordnetenhaus eine Gesetzesänderung beantragt, ließ ein | |
Fraktionssprecher aber ebenso offen wie die Behörde der Bildungssenatorin | |
Sandra Scheeres (ebenfalls SPD). | |
## OffizierInnen referieren über Sicherheitspolitik | |
Unklar ist auch, welche Tätigkeiten vom Werbeverbot konkret betroffen | |
wären. Neben KarriereberaterInnen schickt die Bundeswehr auf Einladung auch | |
sogenannte [3][JugendoffizierInnen an Schulen], die dort aus ihrer Sicht | |
über Sicherheitspolitik referieren, aber nicht rekrutieren sollen. Aus | |
Sicht des Verteidigungsministeriums ist das keine Werbung. Ob sie im | |
Beschluss der Berliner SPD trotzdem mitgemeint sind, ist nicht klar. Eine | |
Parteisprecherin äußerte sich dazu am Montag auf Nachfrage nicht. | |
Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW, die sich seit Langem gegen | |
Bundeswehrauftritte an Schulen ausspricht, ist die Sache klar: Ihr zufolge | |
machen auch die JugendoffizierInnen Werbung. „Es sind keine reinen | |
Informationsangebote. Die Probleme von Auslandseinsätzen werden dort nicht | |
umfassend dargestellt. Ein Jugendoffizier ist notgedrungen parteiisch, er | |
wird sich nicht vor die Klasse stellen und sagen: Den Mali-Einsatz finde | |
ich nicht so prickelnd“, sagte Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann. Ihre | |
Gewerkschaft halte den Berliner Beschluss für richtig. | |
1 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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