# taz.de -- Schüler-Protest gegen AfD-Auftritt: Jugend forsch | |
> Schüler*innen haben in Bremen-Walle gegen den Auftritt des AfD-Politikers | |
> Alexander Tassis protestiert. Am Ende lobte sie dafür auch der | |
> Schulleiter. | |
Bild: Außer Betrieb: Die Schüler*innen in Bremen-Walle zeigten deutlich, was … | |
BREMEN taz | Nach Konflikten zwischen der AfD und Schulen in Hamburg ist es | |
nun auch in Bremen zu einer Konfrontation gekommen. Schüler*innen am | |
Schulzentrum Walle positionierten sich gestern klar gegen rechts und gegen | |
den Besuch des AfD-Politikers Alexander Tassis. „Das ist eine rassistische, | |
sexistische, homophobe und nationalistische Partei, die hier nichts zu | |
suchen hat“, sagte eine Schülerin der Rübekampschule, die mitdemonstrierte. | |
Mit der Aktion zeigten sie einmal mehr, wie wenig das Vorurteil einer | |
unpolitischen Jugend stimmt. | |
Lob gab es am Ende sogar vom Waller Schulleiter Matthias Möller, gegen den | |
sich ein Teil der Kritik richtete. Er hatte zu der Podiumsdiskussion | |
Vertreter*innen von Grünen, Linken, SPD, FDP, CDU und eben auch der AfD | |
geladen. Bereits im Vorfeld veröffentlichten Schüler*innen eine zweiseitige | |
Stellungnahme, warum sie den Abgeordneten Tassis nicht in ihrer Schule | |
haben wollen. | |
Möller erklärte, in einer Demokratie müsse man auch die Meinung der AfD | |
aushalten. Dennoch fand er es „richtig und wichtig“, dass seine | |
Schüler*innen protestierten. „Es ist doch super, wenn in einer Schule über | |
Politik diskutiert wird und wenn junge Menschen sich daran beteiligen.“ Er | |
sei „sehr stolz“ auf seine Schüler*innen. „Sie stellten gute inhaltliche | |
Fragen.“ | |
Während der 90-minütigen Diskussion in der vollbesetzten Aula hatten sich | |
die Jugendlichen über den Bau von Sozialwohnungen in Bremen erkundigt, | |
darüber, wie die Politiker*innen zum Bedingungslosen Grundeinkommen stünden | |
und fragten, ob der Islam zu Deutschland gehöre. | |
Damit brachten sie nicht nur AfD-Mann Tassis aus dem Konzept. Auch Salim | |
Bopp, Kandidat der Bremerhavener CDU zur anstehenden Bürgerschaftswahl, | |
fand keine Antwort auf die Frage, ob er als Politiker offen über | |
Rüstungsexporte sprechen dürfe. Er stotterte und hielt kurz inne, um dann | |
zu sagen, dass es schwierig sei, in drei Minuten eine passende Antwort zu | |
einem komplexen Thema zu finden. | |
Dennoch kam der CDU-Politiker besser weg als Tassis. Dessen wirre | |
Äußerungen sorgten selbst unter den anwesenden Journalist*innen für | |
Stirnrunzeln. Von Aussagen zur Meinungsfreiheit sprang er zu Beschimpfungen | |
gegen die anderen Politiker*innen, denen er vorwarf, „anti-demokratisch“ zu | |
sein und, dass sie sich „einen Scheiß für Schwule“ interessieren würden. | |
Die 16-jährige Schülerin Yolen meinte dazu: „Alles, was er sagte, ergab | |
keinen Sinn.“ | |
Wie er als Schwuler und Ausländer in der AfD sein könnte, wollte ein | |
Schüler wissen. Es sei doch eine homophobe und rassistische Partei. „Das | |
stimmt nicht“, erwiderte Tassis, während die Jugendlichen johlten und von | |
draußen Anti-AfD-Parolen zu hören waren. | |
„Ich habe mit vielen Migranten gesprochen und keiner von ihnen ist für | |
offene Grenzen“, sagte Tassis – „Bullshit“, rief ein Mädchen. Einige | |
Schüler*innen hatten zu Beginn der Podiumsdiskussion ein „Bullshit-Bingo“ | |
verteilt. „Jedes Mal, wenn er eines der Wörter aus dem Raster benutzt, rufe | |
laut Bullshit“, so die Anweisung. | |
## Sieht so eine unpolitische Jugend aus? | |
Tassis hatte keine Chance. Schon gar nicht an einer Schule, die das Label | |
„Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ trägt, mit Jugendlichen, die | |
aus 40 Nationen kommen. Das lag an den Schüler*innen selbst. Sie schafften | |
es mit ihren Fragen, den einen oder die andere auf dem Podium ins Grübeln | |
zu bringen. | |
Dennoch: Für Falk Wagner (SPD), Miriam Strunge (Linke), Lencke Steiner | |
(FDP), Salim Bopp und Ralph Sachse (Grüne) waren die eineinhalb Stunden ein | |
Heimspiel. Sie positionierten sich klar gegen Rassismus, solidarisierten | |
sich mit dem Protest, bejahten, bis auf Bopp, dass der Islam zu Deutschland | |
gehöre. Und sie schafften es, dass die Jugendlichen nicht gelangweilt von | |
ihren Stühlen kippten. | |
Die „Fridays for Future“-Aktionen, die Debatte über antifaschistische | |
Sticker an der Ida-Ehre-Schule in Hamburg und nun der Anti-AfD-Protest in | |
Bremen: Sieht so eine unpolitische Jugend aus? Die 17-jährige Zoe sagt: | |
„Meine Freunde interessieren sich alle für Politik. Die Erwachsenen denken, | |
wir seien unpolitisch, aber wir zeigen, dass es nicht so ist.“ | |
29 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Stefan Simon | |
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