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# taz.de -- Autobahnbau und biologische Vielfalt: Hessens Hirsche treiben Inzuc…
> Weil sie durch Autobahnen in abgeschotteten Gebieten leben, vermehren
> sich Rotwildtiere häufig untereinander. Das macht krank und schwach.
Bild: Verbotene Liebe: Hirsche in Hessen machen's zu oft mit Verwandten
Reizthema Autobahn: Die deutschen Fernwege genießen ohnehin einen
miserablen Ruf. Vielfahrer mokieren sich über Baustellen,
Umweltschützer*innen kritisieren Raserei. Doch auch für ein
tiermedizinisches Problem scheint das Straßennetz zumindest
mitverantwortlich: Hirsche in Hessen treiben Inzucht. Das zeigt eine
[1][Studie] des Veterinärmediziners Gerald Reiner an der Uni Gießen.
Gefährdet sei der langfristige Erhalt unserer größten Säugetierart.
Rotwildgebiete wie der südhessische Odenwald oder der Reinhardswald im
Norden beschreibt Reiner als [2][„hochgradig isoliert“], etwa durch
Siedlungen oder Autobahnen. Im historischen Vergleich von 1300 Gewebeproben
abgelegter Geweihe (sogenannter Abwurfstangen) ermittelte die Studie, dass
sich zwischen 2002 und 2012 eine Verringerung der Genvarianten um 15
Prozent gegenüber früheren Jahrzehnten eingestellt hat.
Das Problem: „Gerade diese Genvielfalt benötigen die Tiere, um auf sich
verändernde Umweltsituationen wie die Klimaerwärmung reagieren zu können“,
so Gerald Reiner zur taz. Verringert sich die Genvielfalt, können sich
unbemerkt defekte Genvarianten ausbreiten. Bis zwei Defektträger verpaart
werden und statistisch gesehen jeder vierte Embryo den Defekt auf beiden
Chromosomen trägt. Diese „sterben ab oder entwickeln sich zu einem Tier mit
geringerer Vitalität“, so Reiner.
So fand man bei einem im vergangenen Jahr in Hessen erlegten Hirsch einen
stark verkürzten Unterkiefer vor. In einem schleswig-holsteinischen Gebiet
kommen Hirschkälber ohne Augen zur Welt. Kein gänzlich neuer Missstand –
Wissenschaftler Reiner erklärt, schon Charles Darwin habe Sorgen in Bezug
auf englisches Rotwild artikuliert. Doch moderne Bebauung mit Autobahnen
und Zäunen verunmöglicht den Austausch zwischen Populationen zunehmend. Ein
Phänomen, dass auch andere Spezies betrifft.
Abhilfe schaffen sollen [3][Grünbrücken quer über die Straßen], aber auch
Naturbiotope, die großflächig miteinander vernetzt werden. Acht solcher
Brücken gibt es bereits in Hessen, zwölf weitere werden vom
Landesjagdverband gefordert. Zusätzlich verlangt Gerald Reiner: „Junge
wandernde Rothirsche müssen zwischen den ausgewiesenen Gebieten geschont
werden, sonst können sie ihre Mission nicht erfüllen“. Kurzerhand Tiere aus
anderen Regionen überzusiedeln sei keine Option: „Das macht aus unseren
Naturräumen Tierparks“, sagt der Experte. Im ersten Paragrafen des
Bundesnaturschutzgesetzes heißt es indes, der Schutz der biologischen
Vielfalt sei auf Dauer zu sichern.
19 Mar 2019
## LINKS
[1] https://www.uni-giessen.de/fbz/fb10/institute_klinikum/zentral/wildbiologie…
[2] http://newsletter.jagdverband.de/system/assets/3442/original/pm_rotwild_pre…
[3] http://xn--Der%20Grnbrcken-Deal-r6bd
## AUTOREN
Finn Holitzka
## TAGS
Hirsche
Biodiversität
Hessen
Schwerpunkt Klimawandel
Hirsche
Wisent
Artensterben
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