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# taz.de -- England gegen Montenegro: Ärger über Rassismus
> Der Topspieler von Englands Nationalmannschaft, Raheem Sterling, erfährt
> rassistische Anfeindungen. Er fordert, die Uefa solle strenger strafen.
Bild: Botschaft an die rufenden Rassisten von Englands dreifacher Torschütze R…
Manchester taz | Wenn es beim Fußball nur darum ginge, was auf dem Platz
passiert, dann hätte die Stimmung bei der englischen Nationalmannschaft
bestens sein müssen. Drei Tage nach dem 5:0-Erfolg im heimischen
Wembley-Stadion gegen Tschechien wurde auch die zweite Partie in der
Qualifikation zur Europameisterschaft klar gewonnen. Das Team bezwang den
Gastgeber Montenegro in Podgorica 5:1. Doch Trainer Gareth Southgate sprach
von einem „traurigen Abend“ und gestand, dass es ihm schwerfalle, „die
richtigen Worte zu finden“.
Das große Thema bei der Nachbesprechung waren nicht Englands zehn Treffer
innerhalb weniger Tage, sondern die beklagten rassistischen Anfeindungen
von den Rängen gegen die Schwarzen englischen Profis Raheem Sterling,
Callum Hudson-Odoi und Danny Rose. Die betroffenen Spieler berichteten
ebenso von den Beleidigungen wie Southgate. „Es war für alle klar, dass es
diese Kommentare gab. Ich habe keinen Zweifel. Ich weiß, was ich gehört
habe“, sagte der Trainer.
Seinen Worten zufolge müsste auch der Abgesandte der Uefa Notiz von den
Beschimpfungen genommen haben. Unter anderem war [1][von Affenlauten die
Rede]. Nur Montenegros Trainer Ljubisa Tumbakovic erschloss sich die
Aufregung nicht. „Erstens verstehe ich nicht, warum ich mich dazu äußern
sollte. Zweitens habe ich nichts gehört. Drittens musste ich mich auf das
Spiel konzentrieren“, sagte er.
Als Southgate mit der Abwehrhaltung seines Kollegen konfrontiert wurde,
hätte er es sich einfach machen und darauf verweisen können, dass es bei
Spielen in Osteuropa immer wieder zu rassistischen Ausfällen komme.
Stattdessen sprach der englische Trainer davon, dass es sich bei Rassismus
um ein grundsätzliches Problem handele, das auch in der Heimat zu finden
sei.
## Debatte über Rassismus im Fussball
Strafen allein würden nicht reichen, um solche Vorfälle im Stadion zu
verhindern, gab er zu bedenken. „Es muss sicher sein, dass junge Leute
richtig erzogen werden – überall, auch in unserem Land. Wir haben das
gleiche Problem. Wir sind nicht frei davon“, sagte Southgate. Dabei dachte
er vermutlich an die Partie von Manchester City beim FC Chelsea im
Dezember, bei der Citys Nationalstürmer Sterling von einigen Zuschauern
rassistisch beleidigt worden sein soll.
Der Angreifer mit jamaikanischen Wurzeln hat danach auf ziemlich
beachtliche Weise [2][eine Debatte über Rassismus] im englischen Fußball
eröffnet. Unter anderem prangerte er die in den heimischen Boulevardmedien
mit Vorurteilen beladene Berichterstattung über Schwarze Spieler an. Mit
seiner klaren Haltung ist Sterling zu einem Vorzeigeprofi im Kampf gegen
Rassismus geworden.
Auch nach der Partie in Podgorica wurde er deutlich. Er sprach davon, dass
„ein paar Idioten“ eine großartige Nacht für Englands Nationalmannschaft
ruiniert hätten und forderte die Uefa auf, rassistische Vorfälle künftig
härter zu sanktionieren, nicht nur mit Geldstrafen, sondern auch mit
Geisterspielen. In einigen wenigen Fällen, muss man festhalten, hat der
europäische Fußballverband bereits diese Sanktion verhängt.
Sportlich ist der Start in die EM-Qualifikation für die Engländer ideal
verlaufen. Das Team befindet sich weiter im Aufschwung. Seit dem
Halbfinal-Einzug bei der WM in Russland hat sich die Mannschaft weiter
verbessert. Sie hat spielerisch zugelegt und ist in der Offensive flexibler
geworden. Harry Kane muss nicht mehr den Alleinunterhalter im Angriff
spielen.
## Botschaft an Rassisten
Der vom FC Bayern umworbene Hudson-Odoi wurde mit seiner Einwechselung
gegen Tschechien mit 18 Jahren und 135 Tagen zum jüngsten Nationalspieler
Englands. In Montenegro spielte er über 90 Minuten und zeigte eine
herausragende Leistung, auch wenn er ohne Tor blieb. „Sein Potenzial kennt
keine Grenzen“, notierte der Guardian. Auch der ebenfalls erst 18-jährige
Dortmunder Jadon Sancho steht für die glänzende Perspektive der Engländer.
Er spielte gegen Tschechien erstmals in einem Pflichtspiel von Beginn an.
Sterling steigt immer mehr zum Anführer der verjüngten englischen Elf auf.
Gegen Tschechien war er mit drei Toren bester Mann, in Montenegro traf er
zum 5:1-Endstand. Er feierte sein Tor, indem er sich die Finger an die
Ohren legte. „Die beste Art, die Hater ruhigzustellen“, schrieb er dazu bei
Twitter und Instagram – und konkretisierte, an wen sich die Botschaft
richtete: „Ja, ich meine Rassisten.“
26 Mar 2019
## LINKS
[1] /Studie-zu-rassistischen-Beleidigungen/!5554648
[2] /Rassismus-im-Fussballstadion/!5475851
## AUTOREN
Hendrik Buchheister
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Fußball
England
Montenegro
Lesestück Interview
Mesut Özil
Lesestück Interview
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