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# taz.de -- Auf der Spur einer gefräßigen Raupe: So schnell ist Schluss mit d…
> Der Buchsbaumzünsler breitet sich weiter in Deutschland aus, er fräst
> sich durch die immergrünen Büsche. „Ist nicht schade drum“, sagt eine
> Kollegin.
Bild: Mampfen bis der Busch stirbt: Die Raupen sind hübsch, aber gefräßig
Zugegeben, es gibt sympathischere Pflanzen als Buchsbäume. Kleingärtner
nutzen die immergrünen Hecken gern als Sichtschutz und Abgrenzung zu ihren
Nachbarn. Das dicht verzweigte Geäst wird dabei ordentlich auf eine Höhe
getrimmt. Und wehe, ein Zweig steht ab! In barocken Gartenanlagen sind
Einzelexemplare auch mal in Kugelform geschnitten, sie werden als Bögen
oder Kästen angeordnet, auch da muss alles seine Ordnung haben. Wer es wild
mag, pflanzt meist andere Sorten.
Und trotzdem ist es bedauerlich, wenn anstelle der dunkelgrünen festen
Blätter nur noch gelb-beige Reste an den Zweigen hängen und die Buchsbäume
aussehen, als hätten sie Bekanntschaft mit einem Bunsenbrenner gemacht.
Tatsächlich sind es die Raupen des Buchsbaumzünslers, die die Büsche so
zurichten. Der eher unscheinbare Schmetterling breitet sich in Berlin immer
weiter aus, seine grün-schwarz-weißen Raupen sind hübsch, aber gefräßig –
und richten Berliner Hecken inzwischen flächendeckend zugrunde.
Der Buchsbaumzünsler stammt ursprünglich aus Asien. „Im Zuge der
Globalisierung ist es für die Tiere leicht geworden, sich innerhalb weniger
Stunden über die Welt zu verteilen“, sagt Derk Ehlert von der
Umweltverwaltung. Als blinde Passagiere reisen sie in Saatgut, Blumen, Obst
oder Gemüse mit. Seit etwa zehn Jahren gibt es den Buchsbaumzünsler in
Deutschland. Laut Ehlert wurde er 2016 auch in Berlin festgestellt.
## Gegenspieler, die es hierzulande nicht gibt
Die Raupen greifen nicht nur die Blätter an, sie schaben auch am Holz,
gehen an den Pflanzensaft ran, sodass ganze Astpartien absterben, erklärt
der Tierexperte. Besonders fies: Die Larven lagern Gifte des Buchsbaums ein
und sind deshalb für viele potenzielle Feinde nicht bekömmlich. In Asien
hätten die Buchsbaumzünsler sehr wohl Gegenspieler, sagt Ehlert: „Insekten,
die es bei uns nicht gibt.“ Einige Vögel wie Spatzen vernaschen die Tiere
zwar auch hierzulande. Die Ausbreitung stoppt das aber nicht. „So viele
Spatzen können wir gar nicht haben, dass sie alle wegfressen.“
Mit der Raupe hatten auch Gartengestalter wie Peter Joseph Lenné nicht
gerechnet. „Buchs wächst in allen historischen Parkanlagen, da ist das ein
großes Problem“, sagt Christian Hönig vom Bund für Umwelt und Naturschutz.
Mit zusätzlichem Schnitt und Pflanzenschutzmitteln versuche man in den
Schlossgärten und Parks gegen die Tiere vorzugehen – bislang ohne Erfolg.
Hönig rät deshalb zu einer pragmatischen Lösung: Man möge doch auf andere
Sträucher setzen. „Da gibt es zum Beispiel Eiben, die so ähnlich aussehen,
aber widerstandsfähiger sind.“
So schnell ist also Schluss mit dem Buchs? Obwohl er Parks und Gärten
vielerorts seit Jahrhunderten prägt, kommt jetzt das Ende in Form einer
kleinen Raupe? Eine Kollegin findet den Gedanken schrecklich. Eine andere
juckt all das nicht. Sie sagt nur: „Ist nicht schade drum.“
29 Mar 2019
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Insekten
invasive Arten
Pflanzen
Schrebergärten
Barock
Lesestück Recherche und Reportage
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