# taz.de -- Konfessionslose in der SPD: Klingbeil predigt gegen Atheisten | |
> Der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil will einen Arbeitskreis „Säkulare | |
> in der SPD“ nicht zulassen. Der Hamburger Sprecher ist enttäuscht. | |
Bild: Lars Klingbeil: kein Freund der Atheisten und Konfessionslosen | |
Hamburg taz | Die Bundes-SPD möchte keinen Arbeitskreis „Säkulare in der | |
SPD“. Das geht aus einem Brief von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil an | |
den Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Gerhard Lein hervor. Lein ist einer | |
der Sprecher der Gruppe aus „Säkulare Sozialdemokrat*innen“. | |
Lein und seine MitstreiterInnen stehen für die strikte Trennung von Kirche | |
und Staat und wollen Privilegien der Kirchen aufheben. Sie berufen sich auf | |
Statistiken, nach denen die Anzahl der Gläubigen aller drei abrahamitischen | |
Religionen rückläufig sei. In Hamburg ist die Mehrheit der Menschen bereits | |
konfessionslos. | |
Lein hätte deswegen gerne einen eigenen Arbeitskreis von Säkularen und | |
Konfessionslosen in der SPD gegründet, um ihnen eine stärkere Stimme zu | |
verleihen. Mit einer offiziellen Anerkennung durch den Parteivorstand hätte | |
die Gruppe zudem die Möglichkeit, ihre Arbeit aus Parteigeldern zu | |
finanzieren. | |
Klingbeil allerdings erteilte dem Anliegen nun eine Absage – der Grund | |
dafür ist bislang nicht bekannt. Wie die FAZ berichtet, will Klingbeil der | |
Gruppe „Säkulare Sozialdemokrat*innen“ sogar verbieten, als | |
Interessenvertretung mit einem Namen aufzutreten, der sie öffentlich mit | |
der SPD in Verbindung bringt. | |
Eine Sprecherin des Generalsekretärs teilt der taz auf Anfrage mit, dass | |
der Name der Partei geschützt sei und deswegen mit diesem nicht genehmigten | |
Arbeitskreis nicht in Verbindung gebracht werden dürfe. Dass sie | |
Sozialdemokrat*innen seien, dürfe die Gruppe immer sagen, teilt die | |
Sprecherin mit. „Nur als Säkulare Gruppierung, die nicht offiziell von der | |
Partei als Arbeitskreis anerkannt wird, dürfen sie die Bezeichnung SPD | |
sowie Sozialdemokraten nicht verwenden.“ | |
Zu der Absage Klingbeils will Lein sich zunächst in seiner Gruppe | |
absprechen. Am Samstag finde ein bundesweites Treffen in Hannover statt. | |
Dass ihnen sogar der Bezug auf die SPD im Gruppennamen verboten werden | |
soll, davon allerdings wusste Lein bislang nichts. „Mir persönlich hat | |
keiner juristisch verboten, mich säkularer Sozialdemokrat zu nennen.“ Laut | |
FAZ habe Klingbeil das auch unter Berufung seiner Parteijustiziarin der | |
Gruppe verboten. | |
Seit einigen Jahren versucht das lose Netzwerk der säkularen | |
Sozialdemokrat*innen bereits, offiziell als Arbeitskreis anerkannt zu | |
werden. Doch dies verweigerte schon Klingbeils Vorgängerin und jetzige | |
Parteivorsitzende Andrea Nahles. | |
2011 lehnte Nahles die Gründung aus inhaltlichen Gründen ab: Die | |
Herbeiführung einer strikten Trennung von Staat und Kirche entspreche weder | |
den Zielen des SPD-Grundsatzprogrammes noch den Zielen des Grundgesetzes, | |
hieß es in einer Stellungnahme. | |
Den Bremer Maurice Mäschig überrascht die strikten Antihaltung der SPD | |
gegenüber den Säkularen nicht. Er setzte sich als Sozialdemokrat seit | |
Jahren für die Anliegen der Konfessionslosen ein. Mittlerweile ist er aus | |
der SPD ausgetreten. „Die SPD hat eine ungesunde Nähe zur Kirche“, sagt der | |
33-Jährige. Religionsgemeinschaften nehme die SPD ernst, die Belange der | |
Säkularen und Laizisten in der eigenen Partei hingegen nicht. „Die SPD ist | |
eben nicht so plural, wie sie es gerne darstellen möchte“, so Mäschig. | |
21 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Yasemin Fusco | |
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