| # taz.de -- Machtkampf in Venezuela: Guaidó will Notstand erklären | |
| > Venezuelas selbsternannter Übergangspräsident will im Machtkampf die Wut | |
| > auf den Stromausfall nutzen und eine Entscheidung erzwingen. | |
| Bild: Venezualas Versorgungsprobleme: Anstehen zum Kauf von Trinkwasser in Puer… | |
| Caracas dpa | Nach dem tagelangen Stromausfall in Venezuela will der selbst | |
| ernannte Interimspräsident Juan Guaidó den Notstand erklären lassen. Am | |
| Montag sollten die Abgeordneten des Parlaments auf einer außerordentlichen | |
| Sitzung den Nationalen Notstand erklären. „Wir können nicht den Blick | |
| verschließen vor der Tragödie, die unser Land erlebt“, sagte Guaidó am | |
| Sonntag. | |
| Der Notstand soll den Weg für internationale Hilfe ebnen. Allerdings hätte | |
| die Erklärung zunächst wohl vor allem symbolische Bedeutung. Zwar sehen | |
| viele Länder die Nationalversammlung als einzige demokratisch legitimierte | |
| Institution des Landes an. Jedoch hat Staatschef Nicolás Maduro das von der | |
| Opposition kontrollierte Parlament entmachten und dessen Kompetenzen auf | |
| die regierungstreue Verfassungsgebende Versammlung übertragen lassen. | |
| Teile des Landes sind bereits seit Donnerstag von der | |
| Elektrizitätsversorgung abgeschnitten. Zahlreiche Geschäfte blieben wegen | |
| des Stromausfalls geschlossen, in Caracas funktionierte die Metro nicht, am | |
| internationalen Flughafen fielen zahlreiche Flüge aus. Am Montag sollten | |
| Beamte, Arbeiter und Schüler erneut zu Hause bleiben. | |
| Guaidó bat unter anderem Deutschland um technische Hilfe und Beratung. „Im | |
| Einklang mit meinen Befugnissen als Übergangspräsident habe ich mich mit | |
| Energieexperten in Deutschland, Brasilien, Japan und Kolumbien in | |
| Verbindung gesetzt, um sie um technische Unterstützung zu bitten und einen | |
| Ausweg aus der Krise zu finden“, sagte Guaidó. | |
| ## Streit um Ursachen des Stromausfalls | |
| Nach Angaben der Opposition hatte ein Buschfeuer nahe einer wichtigen | |
| Hochspannungsleitung das Stromnetz kollabieren lassen. Daraufhin schalteten | |
| sich die Turbinen im Wasserkraftwerk Guri ab. Die sozialistische Regierung | |
| von Maduro hingegen machte einen von den USA geplanten Cyberangriff für den | |
| Stromausfall verantwortlich. | |
| „Die Beratungen mit Deutschland und Japan haben es uns erlaubt, einen Plan | |
| zu entwerfen, um die Venezolaner aus der Dunkelheit zu holen“, sagte | |
| Guaidó. | |
| Er dürfte nun versuchen, die Wut vieler Venezolaner über den Stromausfall | |
| zu nutzen, um seiner Bewegung im Machtkampf mit Maduro neuen Schwung zu | |
| verleihen. Demnächst will er Regierungsgegner aus dem ganzen Land auf einen | |
| Marsch nach Caracas führen. | |
| Gleichzeitig rief der selbst ernannte Interimspräsident das Militär erneut | |
| dazu auf, seine Gegenregierung zu unterstützen. „Männer der Streitkräfte: | |
| Es ist an der Zeit, das Volk zu beschützen“, sagte Guaidó. | |
| Bislang halten die Soldaten Maduro noch die Treue. „Das Militär kann nicht | |
| länger Komplize des Thronräubers im (Präsidentenpalast) Miraflores sein. | |
| Sie können ihn nicht weiter verstecken, weil es mit ihm keine Lösung gibt“, | |
| sagte Guaidó. | |
| ## Buhlen ums Militär | |
| Nach Einschätzung der USA verhandelt das Militär längst hinter den Kulissen | |
| mit der Opposition über einen Seitenwechsel. „Es gibt zahlreiche Gespräche | |
| zwischen Mitgliedern des Parlaments und des Militärs in Venezuela. | |
| Gespräche darüber, was kommen wird, wie sie die Opposition unterstützen | |
| können“, sagte der US-Sicherheitsberater John Bolton am Sonntag in einem | |
| Interview des Fernsehsenders ABC. | |
| Am Sonntag bekräftigte der venezolanische Verteidigungsminister Vladimir | |
| Padrino López allerdings noch einmal seine Loyalität zu Maduro. Auf Befehl | |
| des Präsidenten seien seine Soldaten im ganzen Land ausgeschwärmt, um nach | |
| dem Stromausfall das Elektrizitätsnetz des südamerikanischen Landes zu | |
| beschützen, sagte er. | |
| Das Militär ist der entscheidende Faktor in dem seit Wochen wogenden | |
| Machtkampf in Venezuela: Zwar haben zahlreiche Länder, darunter die USA und | |
| Deutschland, Guaidó bereits als rechtmäßigen Übergangspräsidenten | |
| anerkannt. Allerdings ist es dem 35-Jährigen bislang nicht gelungen, | |
| Staatschef Maduro wirklich gefährlich zu werden. Sollten sich die Soldaten | |
| tatsächlich auf seine Seite schlagen, würden die Karten neu gemischt. | |
| 11 Mar 2019 | |
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