# taz.de -- Kommentar Chemnitzer FC betrauert Nazi: Wohlfühlzone für Rassisten | |
> Der Chemnitzer FC trauerte in seinem Stadion um den Neonazi Tommy Haller. | |
> Der sächsische Klub hat sich Nazis ausgeliefert. | |
Bild: Mit einer Würdigung auf der Videowand trauerte der FC um den verstorbene… | |
Der Chemnitzer FC wird [1][von einem Insolvenzverwalter] geführt. Im April | |
2018 hatte sich [2][der damalige Drittligist] für zahlungsunfähig erklärt. | |
Die Regeln in einem derartigen Fall sind erprobt. Ein Insolvenzverfahren | |
wird eingeleitet und die zuständigen Fußballverbände sprechen Sanktionen | |
aus. Ein moralisches Insolvenzverfahren gibt es nicht. Der Fall des | |
Chemnitzer FC, der Huldigungen für einen Mann, der sich selbst als | |
Hooligan, Nazi und Rassist bezeichnet hat, [3][im Stadion zugelassen hat], | |
zeigt, dass ein solches dringend vonnöten wäre. Der sächsische Klub hat | |
sich Nazis ausgeliefert. | |
Schon lange schlittert er an der moralischen Bankrotterklärung entlang, hat | |
sich nie wirklich glaubhaft von Fans distanzieren wollen, die keinen Hehl | |
aus ihrer menschenverachtenden Weltsicht gemacht haben. Jetzt kann es | |
keinen Zweifel mehr geben, dass der Chemnitzer FC den Maßstäben von | |
Fairplay, Respekt und Toleranz, die sich der Deutsche Fußball-Bund selbst | |
gegeben hat, nicht genügt. | |
Doch es gibt kein erprobtes Verfahren für derartige Extremfälle. Es gibt | |
keine moralischen Insolvenzverwalter, die einen Klub übernehmen würden, | |
keine Eingreiftruppe des Deutschen Fußball-Bundes, die dafür sorgt, dass | |
aus der Wohlfühlzone für Nazis eine No-go-Area wird. Es gibt nicht viel | |
mehr als [4][ein paar nette Heile-Welt-Videos für Integration]. Ein | |
Beraterteam aus Experten, das einen Verein wieder auf den rechten Weg | |
bringen könnte, gibt es ebenso wenig wie die wirklich klare Ansage, dass | |
mit Punktabzügen und Zwangsabstieg rechnen muss, wer seinen Klub zum | |
Abenteuerspielplatz von Nazischlägern macht. | |
Wundern wird das niemanden bei diesem DFB. Dessen Präsident Reinhard | |
Grindel [5][spielt lieber mit rassistischen Ressentiments] der | |
Anhängerschaft, als einen verdienten Nationalspieler wie Mesut Özil vor | |
Anfeindungen in Schutz zu nehmen. Und [6][er twittert lieber Belangloses] | |
über den Abschied von abgetakelten Nationalspielern, als sich etwa umgehend | |
auf dem Weg nach Chemnitz zu machen, um Gesicht zu zeigen gegen rechts. | |
Kein großes Ding eigentlich – und doch unvorstellbar. | |
12 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Zu-Besuch-beim-Chemnitzer-FC/!5533117 | |
[2] /Fussballstadien-mit-schraegem-Namen/!5545381 | |
[3] /Chemnitzer-FC-trauert-um-einen-Neonazi/!5576352 | |
[4] https://www.youtube.com/watch?v=ZMZqIMHKc0A | |
[5] /Kolumne-Press-Schlag/!5519973 | |
[6] https://twitter.com/dfb_praesident?lang=de | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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