# taz.de -- Park-Ranger schießen auf Einheimische: Der Elefant im Kürbisacker | |
> Immer mehr Dickhäuter bevölkern den Queen-Elizabeth-Park in Uganda. Doch | |
> statt Gras fressen sie die Felder der Bauern leer. Die wehren sich. | |
Bild: Nicht länger im Visier der Jäger: Den Elefanten im Elizabeth-Park geht … | |
WEST-UGANDA taz | Matthias Kamanya linst durch ein Fernglas und zeigt in | |
der Savanne. „Siehst du den Elefanten unter dem Baum?“, fragt er und sucht | |
in der Dämmerung die Umgebung ab. „Ich sehe nur einen, aber die anderen | |
sind sicher nicht weit, um diese Zeit sind sie hungrig“, sagt er. | |
Der junge Ugander steht in einer 5-Sterne-Safarilodge auf der Veranda mit | |
atemberaubender Aussicht über den Queen-Elizabeth-Park in Westuganda. Eben | |
hat er den einzigen Gästen das Abendessen serviert, das im | |
Übernachtungspreis von 320 Dollar pro Person inbegriffen ist. | |
Die Lodge klammert sich an einen Hang entlang der Grenze des Nationalparks, | |
genau dort, wo die hügelige fruchtbare Landschaft in die trocken-heißen | |
Savanne abbricht. Unterhalb der Lodge erstrecken sich die Äcker der | |
Einwohner des Dorfes Katara: Maisfelder, Kaffeesträucher, Bananenplantagen. | |
Die Ernte ist reif – ein Festmahl für Elefanten. | |
Die Savanne unterhalb der Felder ist der Lebensraum von Elefanten, Büffel, | |
Antilopen und Löwen – ein Schutzgebiet, in welchem laut Gesetz Menschen | |
nichts zu suchen haben; außer Touristen, die viel Geld für eine Safari-Tour | |
bezahlen. Der Wildtier-Tourismus ist die größte Einnahmequelle für Uganda, | |
mehr als der Export von Kaffee, Tee, Baumwolle und Gold zusammen. | |
## Die Elefanten fressen die Ernte weg | |
Dorfvorsteher Januaro Twinomuhangi kommt jeden Abend vorbei, um sich mit | |
Hilfe von Kamanyas Fernglas einen Überblick zu verschaffen. „Sie sind schon | |
da“, berichtet dieser. Der ältere Mann zückt sein Telefon und hastet den | |
Hügel hinab. Seine Gummistiefel quietschen, der Leuchtstreifen auf seinem | |
blauen Regencape reflektiert das Licht der Taschenlampe. Per Telefon | |
trommelt Twinomuhangi die Dorfbewohner zusammen: „Wenn sie uns wieder alles | |
wegfressen, dann sind wir verloren“, sagt er. | |
Der Queen-Elizabeth ist einer jener Parks in Afrika, in welchen sich die | |
Elefantenpopulation in jüngster Zeit extrem vermehrt hat: In zwei Jahren | |
hat sie sich glatt verdoppelt – ein Erfolg für die zahlreichen | |
internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich im weltweiten | |
Kampf gegen den Elfenbeinhandel für den Schutz der gefährdeten Tiere | |
einsetzten. | |
Doch nicht nur für Dorfvorsteher Twinomuhangi ist das eine Katastrophe. | |
Denn die Tiere ernähren sich immer weniger vom Savannengras, sondern immer | |
mehr von Melonen, Kürbissen, Mais und Hirse. Der Konflikt zwischen den | |
Dorfbewohnern und den Elefanten eskaliert auch deshalb, weil die im | |
Nationalpark eingesetzten Ranger ohne Gnade gegen Bauern vorgehen, wenn | |
sich diese in den Park begeben. Hochgerüstete Ranger gehen dabei, so der | |
Vorwurf, mit Schusswaffen gegen Dorfbewohner vor. | |
## Mit Speeren und Trommeln die Tiere verjagen | |
„Es ist ein Krieg zwischen Mensch und Tier“, sagt Dorfvorsteher | |
Twinomuhangi und hockt sich am Fuß des Hangs unterhalb der Lodge auf die | |
Lauer. Der Vollmond geht auf. Die Dorfbewohner kommen angestiefelt, | |
bewaffnet mit Speeren, Macheten, Trompeten und Trommeln. „Wenn die | |
Elefanten kommen“, so der Dorfvorsteher, „dann machen wir Lärm, um sie zu | |
vertreiben“, sagt er. Und die Speere? „Die sind nur zur Notwehr“, sagt er | |
und rammt die Spitze in den Boden: „Wenn wir sie töten, werden wir | |
verhaftet oder erschossen.“ | |
Es knackt im Gebüsch, Zweige brechen. Mit Knochenarbeit haben die | |
Gemeindemitglieder Gräben zwischen den Äckern und dem Park ausgehoben, | |
Dornenbüsche darin gepflanzt, aus Ästen und Stämmen Zäune errichtet – doch | |
es hilft alles nichts. Die Dickhäuter brechen einfach durch. | |
Wieder knackt es. Der Dorfvorsteher schaltet seine Taschenlampe ein. Der | |
Lichtstrahl blendet die Elefantenkuh. Sie schnauft kurz auf und trabt davon | |
– in Richtung Kaffeeplantage. Twinomuhangi und seine Leute spurten | |
hinterher. Die Kaffeebohnen sind ihre wichtigste Einkommensquelle. Sie | |
verkaufen die Erträge an eine Rösterei, davon bezahlen sie unter anderem | |
die Schulgebühren für ihre Kinder. | |
Zwischen den Sträuchern findet Twinomuhangi Dung auf der Erde. Zweige sind | |
abgebrochen. Doch von der Kuh ist nichts mehr zu sehen. Er hockt sich | |
gähnend ins Gebüsch. Solange die Ernte nicht eingeholt ist, schläft hier | |
niemand, berichtet er. „Bis zum Morgengrauen sind wir auf Patrouille.“ | |
## Das Kürbisfeld ist verwüstet | |
In dieser Nacht haben die Bauern von Katara Glück. Die Herde ist nicht | |
wiedergekommen. Offenbar hat sie zwei Kilometer weiter im Nachbardorf | |
Buhingo ihr Abendessen gefunden: auf Richards Akureebas Kürbisacker. Mit | |
tiefen Sorgenfalten auf der Stirn steht dieser am nächsten Morgen vor | |
seiner Hütte. Wo noch am Abend die prallen Kürbisse lagen, häuft sich | |
Elefantendung. „Wie soll ich jetzt die Universitätsgebühren für meinen | |
ältesten Sohn bezahlen?“, fragt er. | |
Der Vater von acht Kindern ist der Anführer der sogenannten | |
Wildtier-Pfadfinder, einer Initiative finanziert von der Uganda | |
Conservation Foundation (UCF). Die NGO unterstützte bislang lokale | |
Gemeinden, schulte sie in Bienenzucht. Elefanten haben Angst vor Bienen, | |
deswegen wurden entlang der Parkgrenze über hundert Bienenstöcke | |
aufgestellt, die durch einen feinen Draht miteinander verbunden sind. | |
Berührt ein Elefant den Draht, werden die Holzkisten geschüttelt und die | |
Bienen aufgescheucht. | |
Das Problem mit den Elefanten habe in den vergangenen Jahren zugenommen, | |
berichtet Akureeba, während er den Pfad zwischen den Bienenkisten | |
abschreitet. „Das ist die Grenze, die wir nicht übertreten dürfen“, sagt | |
er. „Wenn wir dort hinunter gehen, werden wir als Wilderer bezichtigt und | |
verhaftet“, sagt er. „Es ist, wie am Rande der Welt zu leben.“ | |
Am Ende des Bienenzauns erhebt sich eine Baustelle: Ziegelsteine, | |
Holzlatten, Wellbleche. Ein Investor baut hier eine Lodge. Inmitten der | |
Baustelle: ein Zementblock mit Gravierung, der Grenzstein, den die | |
Parkverwaltung vor 15 Jahren gesetzt hat. Akureeba erinnert sich noch | |
genau: Es war der Tag, als die Landkonflikte begannen: „Mein Vater hat den | |
britischen Kolonialherren 1952 Teile unseres Gemeindelandes für den Park | |
überlassen und damals die Grenze dort unten festgelegt“, erzählt er und | |
deutet den Hügel hinunter. | |
Doch dann waren 2004 Geologen mit bewaffneten Parkwächtern nach Buhingo | |
gekommen. Sie zeigten Akureeba GPS-Koordinaten: „Sie sagten, die Grenze | |
verläuft hier.“ Damals war dies mitten im Dorf. Die Einwohner hatten keine | |
Wahl: Einige mussten umsiedeln, Hütten wurden abgerissen. Heute baut ein | |
Investor hier eine Lodge. | |
Manchmal bereut Akureeba die Entscheidung seines Vaters, den britischen | |
Kolonialherren das Land überlassen zu haben, gibt er zu. Besonders jetzt, | |
nachdem er erfahren hat, dass die Bienenprojekte nicht weiter finanziert | |
werden. Wie so viele internationale Nichtregierungsorganisationen schlägt | |
auch UCF derzeit einen Richtungswandel ein: mehr Geld für | |
„Kapazitätsbildung“ der Parkwächter – das heißt aber: weniger Geld für | |
Gemeindeprojekte. | |
## Luxus-Lodges für die Touristen, kein Eintritt für Anwohner | |
Kapazitätsbildung – dieses Wort findet sich in zahlreichen | |
Projektbeschreibungen für Tierschutz in Afrika. Die größten Unterstützer | |
für Ugandas Nationalparks sind die Briten, die zu Kolonialzeiten die | |
Gebiete abgesteckt hatten, um nach emsiger Großwildjagd die letzten | |
Elefanten zu retten. Anstatt weiße Jäger besuchen seitdem weiße Touristen | |
die Parks. Luxus-Lodges wurden gebaut, für welche die Regierung eine | |
Sondergenehmigung erteilt. Meist erhalten Politiker und Generäle die | |
Lizenzen. Jüngstes Beispiel: General Henry Tumukunde, bis vor Kurzem | |
Sicherheitsminister, hat jüngst die Bagger anrollen lassen. | |
Die lokale Bevölkerung jedoch muss draußen bleiben. Viele stammen von der | |
Banyaruguru-Ethnie ab, es sind traditionelle Jäger. Sie wurden nach der | |
Parkgründung von den Briten zum Ackerbau gezwungen, die Jagd unter Strafe | |
gestellt. Die meisten Bewohner haben noch nie ein Wildtier gesehen, es sei | |
den, es steht auf ihrem Acker. „Eine Safari-Tour kann sich hier niemand | |
leisten“, so Akureeba. | |
„Wir haben keine Pufferzone mehr zwischen dem Park und dem Ackerland“, gibt | |
Edward Asalu offen zu. „Das führt dann zu Problemen zwischen Mensch und | |
Tier.“ Der große Mann in grüner Uniform sitzt in seinem Büro in der | |
Parkverwaltung. Er bekleidet in Ugandas Wildtier-Agentur (UWA) quasi den | |
Rang eines Generals und befehligt Tausende bewaffnete Ranger. | |
## Wilderei drastisch eingeschränkt | |
Asalus Statistiken, die er im Computer aufruft, klingen wie eine | |
Erfolgsgeschichte: Seit 2016 sei kein einziger Elefant mehr getötet worden. | |
„Dabei war Wilderei für Elfenbein bislang ein ernstes Problem.“ | |
Mittlerweile ist Uganda nur noch ein Transitland für Elfenbein aus | |
Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik, dem Kongo. Erst Ende Januar | |
hat Ugandas Zollbehörde rund 800 Stoßzähne in einem Lastwagen | |
beschlagnahmt, der von Südsudan kommend über die Grenze kam. Ein Ring | |
vietnamesischer Händler wurde verhaftet – eine Erfolgsmeldung im Kampf | |
gegen den internationalen Elfenbeinhandel. | |
Seit zwei Jahren trainieren britische Soldaten und israelische | |
Sicherheitskräfte Ugandas Ranger, statteten sie mit Fahrzeugen, Drohnen, | |
Funkgeräten, Nachtsichtgeräten und schusssicheren Westen aus, eine | |
Geheimdienstabteilung wurde in Ugandas Wildtier-Agentur eingerichtet. „Wir | |
sind nun bereit, es mit den Wilderern aufzunehmen“, so Parkchef Asalu und | |
zählt auf: Seit 2016 wurden 458 illegale Eindringlinge festgenommen, | |
darunter auch Fischer und Kuhhirten. Davon wurden 172 wegen Wilderei zu | |
jeweils drei Jahren Gefängnis verurteilt. 627 Fallen und vier Jagdgewehre | |
wurden beschlagnahmt. | |
Heute kann Asalu zufrieden sagen: „Das Elfenbein-Problem ist gelöst.“ Was | |
Asalu derzeit nicht schlafen lässt, sind die Anrufe der Dorfvorsteher, gibt | |
er zu. Fast jede Nacht muss er seine Ranger losschicken, um die Tiere vor | |
den Speeren der Bauern zu retten. „Wir testen derzeit neue | |
Lösungsmethoden“, sagt er. | |
Nur wenige Kilometer entfernt haut Elektroingenieur Ibrahim Njenga | |
Holzpfosten in den Boden. Die Nichtregierungsorganisation Space for Giants | |
errichtete 20 Kilometer elektrischen Zaun, um die Tiere im Park – und die | |
Menschen draußen halten. „Wenn ein Elefant den Draht berührt, bekommt er | |
einen Elektroschock und rennt davon“, erklärt er. Das Konzept der | |
Einzäunung habe sich in bereits Kenia bewährt. | |
## Ein Zaun soll die Lösung sein | |
Ein Zaun ist im Vergleich zu den Bienenstöcken ein teures Konzept und | |
bringt den Einheimischen kein zusätzliches Einkommen durch die | |
Honigproduktion. Dennoch versprechen sich die Dorfvorsteher viel davon: | |
mehr Schlaf und sichere Ernte. Doch der Zaun markiert auch das | |
Hoheitsgebiet des Parks. Die Landenteignung, die während der Kolonialzeit | |
begann, wird damit endgültig. | |
Im Dorf Nyakahita jenseits des Zauns sitzt Dorfvorsteher Medard Akampurira | |
mit einem Vertreter der Wildtier-Agentur unter einem Akazienbaum auf | |
Plastikstühlen, um die Grenzziehung quer durch die Baumwollfelder zu | |
besprechen. Beide Seiten sind sich einig: Der Zaun kann Konflikte | |
entzerren. Doch jetzt geht es um jeden Quadratmeter Landrechte. | |
Die Stimmung ist angespannt. Der Wildtier-Agentur-Vertreter Jackson Maate | |
in grüner Uniform hat zwei bewaffnete Ranger mitgebracht. Zwischen ihm und | |
dem Dorfvorsitzenden gibt es seit Langem Streit: 2017 wurde ein | |
Gemeindemitglied erschossen. | |
Akampurira zeigt Fotos des Schwerverletzten auf seinem Handy. Der Mann | |
starb nach drei Tagen im Krankenhaus. Acht weitere Dorfbewohner seien | |
vergangenes Jahr im Park spurlos verschwunden, so Akampurira: „Die Ranger | |
töten sie einfach und werfen die Leichen den Krokodilen vor“, sagt | |
Akampurira. Seitdem die Parkwächtern von britischen Spezialkräften | |
trainiert wurden, hätten diese Vorfälle zugenommen, sagt er. „Haben die | |
Briten sie ausgebildet, um uns zu töten?“ | |
Maate argumentiert: „Diese Wilderer kommen mit Waffen in den Park und wir | |
feuern Warnschüsse ab“, sagt er. Akampurira lenkt ein: „Ja, einige unserer | |
Leute jagen, aber das tun sie aus Armut, wenn die Elefanten die Ernte | |
vernichten.“ Wildtier-Agentur-Offizier Maate verdreht die Augen: Der | |
Safari-Tourismus erzeuge die größten Einkommen für den Staatshaushalt. | |
„Unser Job ist es, diesen zu bewahren.“ | |
## Vier Menschen sind vermutlich tot | |
Der knallharte Schutz des Wildtierbestands führt zu steigenden Zahlen von | |
Verletzten, Vermissten und Toten rund um den Park. Als Fall Nummer | |
CRB-575-2018 hat Ugandas Mordkommission am 26. Juni 2018 vier Vermisste | |
registriert. Hinter der Nummer verbergen sich die Schicksale von vier | |
Familien, die bis heute nach ihren Angehörigen suchen. | |
Es gibt einen Überlebenden: den 22-jährigen Jean Bosco Byamurama. | |
Traumatisiert und hinkend von der Kugel im Knie sitzt er mit seinem Vater | |
und dem Onkel vor der Hütte in Kyema, rund sechs Kilometer vom Park | |
entfernt und berichtet vom 26. Juni, einem Dienstag: Sie waren früh | |
aufgestanden – er, sein älterer Bruder Julius Byamugisha, Cousin Visensio | |
Busingye, sowie zwei Freunde aus dem Nachbardorf. Alle von der Jäger-Ethnie | |
der Banyaruguru. Zu Fuß seien sie mit Fallen, Speeren und Macheten | |
gerüstet, in den Park marschiert. Im Morgengrauen ging ihnen ein Büffel in | |
die Falle – Fleisch, das Schulgebühren für ihre insgesamt 27 Kinder | |
bezahlen sollte. „Wir sind arm, wir wollten es verkaufen“, sagt Byamurama. | |
„Als wir das Tier zerlegten, kamen die Ranger“, erzählt der junge Mann | |
stockend. „Sie haben ohne Warnung geschossen.“ Eine Kugel traf seinen | |
Bruder in die Brust, eine andere erwischte ihn selbst am Knie, er konnte | |
durch das Gebüsch davonkriechen. Als er gegen Mittag blutend zu Hause | |
aufschlug, brach er an der Türschwelle zusammen. Vater Melelkiad Kyomukama | |
brachte ihn ins Krankenhaus. Die Ärzte entfernten die Kugel. Mit dieser | |
ging der Vater zur Polizei. Dort wurde der Fall CRB-575-2018 verzeichnet. | |
„Wir fuhren mit der Polizei zum Parkeingang – doch die Ranger ließen uns | |
nicht hinein“, berichtet Vater Kyomukama. Am Tag darauf seien dann | |
Parkwächter nach Kyema gekommen und hätten erklärt: Wer illegal in den Park | |
gehe, riskiere sein Leben. „Sie versicherten uns, am nächsten Tag den | |
Tatort besichtigen zu dürfen“, erinnert sich der Vater. „Wir hatten das | |
Gefühl, sie haben die Leichen schon weggebracht.“ Als die Väter mit den | |
Polizisten die Stelle im Park begutachteten, fanden sie nur noch | |
Blutspuren. | |
## Tote durch Schüsse von Rangern sind nicht gelistet | |
Bei den Vorwürfen der illegalen Tötungen, wird Parkchef Asalu nervös. | |
Ugandas Präsident Yoweri Museveni hatte im September 2018 bei einem Besuch | |
gewarnt, er sei von den zahlreichen Todesmeldungen „genervt“. Asalu | |
erinnert sich, er hat den Präsident empfangen: „Die Anschuldigungen sind | |
alle nicht wahr“, sagt er und stellt klar: „Das Gesetz erlaubt uns nicht, | |
auf Menschen zu schießen.“ | |
Dies ist die eine Seite der Geschichte. Andererseits hat Museveni in seiner | |
Rede betont: „Wenn jemand eine Waffe trägt, dann sollt ihr schießen – doch | |
wenn sie nur Speere und Netze tragen, warum tötet ihr sie?“ | |
Asalu verweist auf seine Statistik auf dem Computerbildschirm. Tote durch | |
Ranger sind darin nicht gelistet. Er zählt aber auf: 2016 habe ein Soldat | |
einen Wilderer erschossen. Oft würden sich die Wilderer im Streit um die | |
Beute gegenseitig erschießen, erläutert er. Im Dezember 2018 sei ein Mann | |
von einem Büffel zertrampelt worden, sechs illegale Fischer seien im See | |
ertrunken. Und die vier toten Männer vom 26. Juni 2018? Asalu räuspert | |
sich: „Die Ermittlungen laufen noch – die Leichen wurden nie gefunden, | |
obwohl wir mit unseren Drohnen danach gesucht haben“, sagt er und betont | |
erneut, „für diejenigen, die nicht legal durch unsere Parkpforten kommen – | |
für diese Menschenleben bin ich nicht verantwortlich!“ | |
Vater Kyomukama hilft dies wenig. Er hat nun 18 Waisenkinder seines | |
getöteten Sohns und Neffen zu versorgen. Die Mutter war bei der Geburt der | |
jüngsten Tochter Claire verstorben. Zu befürchten, dass die Körper von | |
Wildtieren zerfleischt wurden, macht den Abschied noch schlimmer, sagt er. | |
„Wenn wir sie wenigstens beerdigen könnten.“ | |
12 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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