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# taz.de -- Kampf gegen Elfenbeinhandel in Afrika: 15 Jahre Haft
> Die „Elfenbeinkönigin“, die Chinesin Yang Fenglan, wird in Tansania
> verurteilt. Sie gilt seit Jahrzehnten als Patin der chinesischen Mafia.
Bild: Yang Fenghan am Dienstag auf dem Weg zum Gericht in Dar es Salaam
Kigali taz | 15 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 13 Millionen Dollar: So
lautet das das Urteil eines tansanischen Gerichts im Fall der
„Elfenbeinkönigin“. Die Chinesin Yang Fenglan galt Jahrzehntelang als die
Patin des chinesischen Mafiarings in Ostafrika, der durch Wilderei in der
Serengeti und Export der Stoßzähne nach Asien über 2,5 Millionen Dollar
Profit erwirtschaftet hatte.
Laut Gerichtsurteil hatte sie 840 Stoßzähne im Zeitraum zwischen 2000 und
2014 außer Landes geschmuggelt. Dafür wurden 420 Elefanten getötet. Das
Gericht in Daressalam verurteilte Yang Fenglan zudem wegen Führung einer
kriminellen Vereinigung.
Die Verhaftung der Chinesin 2015, die Afrika-weit als Elfenbeinkönigin
bekannt war, sowie das Urteil vom Dienstag ist ein Meilenstein im
internationalen Kampf gegen den Elfenbeinhandel. „Das Urteil setzt ein
klares Zeichen: Der illegale Artenhandel ist kein Kavaliersdelikt, sondern
ein Verbrechen“, sagt Katharina Trump, Referentin für illegalen Artenhandel
beim WWF Deutschland. „Statt der Strippenzieher trifft es meistens nur die
kleinen Fische. Das ist diesmal anders. Wir hoffen auf eine abschreckende
Wirkung“, so Trump in der WWF-Pressemitteilung.
Fenglan galt als Chefin eines weit verbreiteten Rings chinesischer
Investoren und Offizieller, die den Elfenbeinhandel aus Ostafrika nach
China und Vietnam wie ein Kartell dominierten. Als 2014 Chinas Präsident Xi
Jinping auf seiner ersten Auslandstour nach Tansania reiste, verdoppelten
sich dort die Elfenbeinpreise am Tag vor seiner Ankunft auf 700 Dollar pro
Kilo.
## Im Diplomatengepäck nach China
Die internationale Umweltorganisation EIA (Environmental Investigation
Agency) berichtete damals, dass tausende Kilo Elfenbein im Diplomatengepäck
der Präsidentenmaschine nach China ausgeflogen wurden.
Organisiert hatte diese Aktion offenbar die Elfenbeinkönigin. Sie lebte
seit den 1970er Jahren in Tansania, spricht fließend die lokale Sprache
Kisuaheli und war eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie unterhielt ein
chinesisches Restaurant, eine Investmentfirma und war zuletzt
Vize-Präsidentin des chinesisch-afrikanischen Wirtschaftsrats in Tansania,
eine Art Handelskammer für die chinesische Außenwirtschaft. Das Gericht
wird nun als Folge des Urteils ihr ganzes Vermögen in Tansania
beschlagnahmen.
Tansania galt lange als Drehkreuz des Elfenbeinhandels in Afrika. Wilderei
ist nach wie vor die Hauptursache für den extremen Rückgang der
Elefantenpopulation auf dem Kontinent. Die Internationale Union für
Naturschutz (IUCN) schätzt, dass es derzeit nur noch 415.000 Elefanten in
Afrika gibt. Über 110.000 fielen in den vergangenen zehn Jahren Wilderern
zum Opfer.
Die Nachfrage nach Elfenbein in Asien – wo es als Kunstgegenstand oder
Schmuck beliebt ist – sowie die steigenden Preise für das seltene Material,
führt trotz aller internationalen Konventionen und Verbote zum Artensterben
der Elefanten.
## Fehlender Wille zur Anklage
Tansania galt in den vergangenen Jahren als Paradebeispiel dafür.
Tierschützer schätzen, dass in den größten Nationalparks – der Serengeti
und dem Selous-Park – zuletzt rund 30 Elefanten pro Tag erlegt wurden. Die
Zahl der Dickhäuter in Tansania sank von rund 148.000 im Jahr 2009 auf rund
44.000 im Jahr 2015 – ein Grund, warum Tansania auf der internationalen
Konferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) in Bangkok 2013
in der sogenannten „achter Gang“ mit aufgenommen wurde.
Das sind acht Länder weltweit, die den internationalen Elfenbeinhandel
anheizen. Darunter sind auch Malaysia, Vietnam, die Philippinen, Thailand
sowie China sowie in Afrika: Kenia, Uganda und vor allem Tansania. Als
Hauptschuldige wurden korrupte Beamte bezichtigt, die mit internationalen
kriminellen Netzwerken unter einer Decke stecken sowie der fehlende Wille
der Justiz, die Wilderer anzuklagen.
Seitdem hat sich in Tansania viel getan. Nachdem China auf der
internationalen CITES-Konferenz in Südafrika 2016 angekündigt hatte, den
Import von Elfenbein ab 2017 zu verbieten, fließen stetig mehr
internationale Entwicklungsgelder in den Kampf gegen den Elfenbeinhandel,
vor allem nach Afrika.
Damit wurden auch die Agenten des Tansanias Kriminalamts (NTSCIU) im Kampf
gegen die Wilderei ausgebildet und ausgerüstet. Diese nahmen 2015 letztlich
die Elfenbeinkönigin fest – nicht ohne Folgen. 2017 wurde Tansanias
bekanntester Elefantenschützer in der Hauptstadt Daressalam auf offener
Straße erschossen. Der Südafrikaner Wayne Lotter leitete die internationale
NGO PAMS, die die Kriminalagenten ausgebildet hatten.
20 Feb 2019
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
China
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