Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pläne des Innenministeriums: Wer predigt, soll Deutsch sprechen
> Ausländische Geistliche sollen künftig einen Nachweis über ihre
> Deutschkenntnisse vorlegen. Im Fokus stehen vor allem Imame.
Bild: Und spricht er auch Deutsch? Das interessiert das Bundesinnenministerium
Berlin taz | Ausländische Geistliche in Deutschland sollen nach dem Willen
des Bundesinnenministeriums (BMI) künftig einen Nachweis über ihre
Deutschkenntnisse erbringen. Durch die Zuwanderung gebe es auch einen
gestiegenen Bedarf an religiöser Betreuung, sagte eine Sprecherin des BMI
am Montag in Berlin. Gleichzeitig müsse die „integrationspolitische
Bedeutung“ des religiösen Personals berücksichtigt werden. Man wolle das
Aufenthaltsgesetz sowie die Beschäftigungsverordnung entsprechend ändern.
Im Einzelnen sei die Ausgestaltung noch nicht abgeschlossen.
Die Regelung soll für alle Religionen gelten. Die Debatten des vergangenen
Jahres legen indes nahe, dass vor allem Imame im Fokus stehen. So ging es
zuletzt bei der [1][Deutschen Islamkonferenz] im November um die Frage, ob
und wie Gemeinden sich unabhängiger vom Ausland organisieren könnten.
Bisher werden etwa die Imame des größten Islamverbands in Deutschland,
Ditib, von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt. Der Verband
steht wegen seiner Nähe zur türkischen Regierung in der Kritik.
Einige islamische Gemeinschaften wie etwa die [2][Ahmadiyya] bilden ihre
Imame in Deutschland aus. Betroffen wären allerdings längst nicht nur
Muslime. Auf taz-Anfrage erklärte die Deutsche Bischofskonferenz, derzeit
seien rund 1.300 Priester aus dem Ausland in Deutschland tätig. Die größte
Gruppe darunter sind indische Geistliche mit etwa 30 Prozent, gefolgt von
polnischen (26 Prozent).
## „Rechte Bauchgefühle streicheln“
Es sei „grundsätzlich positiv“, wenn alle in Deutschland tätigen
Geistlichen Deutsch könnten, sagte ein Sprecher des Zentralrats der Muslime
der taz. Wichtig sei aber, dass die Versorgung der Muslime in den Gemeinden
mit den religiösen Diensten, „die sie brauchen und nachfragen,
gewährleistet ist“.
Aziz Bozkurt, Vorsitzender der AG Migration in der SPD, betonte die
Wichtigkeit flankierender Maßnahmen: Ziel sollte es sein, „dass die
deutschen Muslime in deutschen Moscheen mit in Deutschland ausgebildeten
Predigern ihr Gemeindeleben führen können“, sagte er. Sich auf einen
Einzelaspekt zu fokussieren trage dazu bei, „rechte Bauchgefühle zu
streicheln“.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat erklärte, erst eine Ausbildung
von Imamen in Deutschland sei „eine reale Alternative zur Beschäftigung von
Imamen aus der Türkei“. Die Pläne des BMI würden „die Muslime vor Ort am
härtesten Treffen, die keine Alternativen haben“. [3][Ditib] äußerte sich
bis Redaktionsschluss auf Anfrage nicht.
Die Pläne des BMI sind noch sehr vage. Welches Sprachniveau vorausgesetzt
werden soll, ist offenbar noch ebenso offen wie die Frage, inwiefern
Geistliche aus dem europäischen Schengen-Raum betroffen sein werden. Zudem
wurden die Pläne anscheinend noch nicht mit den anderen Ressorts
besprochen. Ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums sagte am Montag,
dort sei „kein aktueller Stand bekannt“.
5 Mar 2019
## LINKS
[1] /Islamkonferenz-in-Berlin/!5550752
[2] /Jahrestreffen-der-Ahmadiyya/!5533814
[3] /Nach-Erdoans-Moschee-Eroeffnung/!5539257
## AUTOREN
Dinah Riese
## TAGS
Islamverbände
Religion
Bundesinnenministerium
Islamverband Ditib
Homosexualität
Moscheebau
Integration
## ARTIKEL ZUM THEMA
Imam über Homosexualität und Koran: „Gott ist für mich geschlechtslos“
Christian Awhan Hermann ist der erste offen schwul lebende Imam in
Deutschland. Jetzt will der Berliner seine eigene Moschee gründen.
Das Islamforum wird wiederbelebt: Man rauft sich halt zusammen
Das Verhältnis zwischen muslimischen Gemeinden und Senat war lange Zeit
nicht das beste. Unter Rot-Rot-Grün ist langsam Besserung in Sicht.
Gastkommentar Integration: Her mit dem deutschen Muslimtag!
Die Deutsche Islamkonferenz hat gezeigt, dass auch Gegner aufeinander
zugehen können. Deshalb braucht es etwas Neues.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.