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# taz.de -- Die katholische Kirche und die Schuld: Der Papst muss heiraten
> In Rom beraten katholische Spitzenfunktionäre über die Missbrauchskrise.
> Vorbelastete Kleriker werden das kriminelle System jedoch nicht stürzen.
Bild: Gut gelaunt zur Missbrauchskonferenz: Papst Franziskus und seine Bischöf…
Quo usque tandem? Wie lange noch? Ist es diese, die ihr eigene Sprache, die
die katholische Kirche einzig versteht, damit auf die Schreie der
Missbrauchsopfer endlich die adäquate Antwort erfolgt? Oder muss man sich
ihr evangelisch-betulich nähern, mit Kirchentagssprüchen à la „Eine Kette
ist so stark wie ihr schwächstes Glied“? Oder bekäme man bei diesem letzten
Wort auch wieder nur hypersexualisiertes Gegluckse zur Antwort?
So verschwiemelt jedenfalls reagierte der gewiss – aber was heißt das
schon, in der real existierenden katholischen Kirche – über jeden Zweifel
erhabene Theologe Ansgar Wucherpfennig, als ihm die Moderatorin am
Donnerstag im [1][Deutschlandfunk] die harmlose Frage stellte, ob er nicht
auch glaube, „dass das Zölibat zumindest aufgeweicht“ gehöre. „Hö, hö…
kicherte Wucherpfennig da, „‚aufgeweicht‘ finde ich ein bisschen
unpraktikabel.“ Auf diesem pubertären Niveau bewegt sie sich, [2][die
ungefilterte katholische Reaktion auf den massenhaften sexuellen Missbrauch
durch Kirchenfunktionäre].
Also: Wie lange noch? Wie lange noch soll man eine Organisation, die mit
ihren hausgemachten Kriminellen nicht zurande kommt und sie nicht der
Justiz überstellt, eigentlich nicht schlicht eine kriminelle Organisation
nennen? Und wie lange wollen die Guten – jene engagierten und klugen
Jesuiten, Pfarrer und Bischöfe, die das Zölibat leben ohne andere Menschen
zu vergewaltigen –, wie lange wollen sie sich und anderen noch etwas
vormachen?
Im menschenfeindlichen System katholische Kirche wäre es ihre Aufgabe, das,
was sie unter selbstzerstörerischer Mühe bewältigen, als den zentralen Hort
des Übels zu benennen und Schluss zu machen. Damit die anderen Männer, die
bei ihrer Morgenerektion nicht an die Jungfrau Maria denken, sondern an den
Ministranten vom Abendgottesdienst oder die Nonne im Beichtstuhl, endlich
erlöst werden; damit sie endlich, so wie sie essen und trinken und schlafen
dürfen, auch als Erwachsene andere Erwachsene lieben dürfen. Die Guten, die
Schuldlosen in der Kirche müssen vorangehen, und der amtierende Papst soll
seine Köchin heiraten und der emeritierte seinen Sekretär. Damit das
Gemetzel anfängt, ein Ende zu nehmen.
Anfängt: Denn das liberale Täterschutznetzwerk rund um die Odenwaldschule
hat gezeigt, dass sexuelle Gewalt auch in scheinbar aufgeklärten Biotopen
wütet. Aber das muss ausnahmsweise mal nicht die Sorge der katholischen
Kirche sein. Sie muss sich vom Zwangszölibat befreien – jetzt.
22 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.deutschlandfunk.de/missbrauchsskandal-in-der-katholischen-kirch…
[2] /Sexualisierte-Gewalt-in-der-Kirche/!5572068
## AUTOREN
Ambros Waibel
## TAGS
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