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# taz.de -- Die Wahrheit: Flach. Cool. Bekifft
> Wenn Philly Blunts dich so niederstrecken, dass du dich vor der Polizei
> hinlegst: eine Story von Leuten, die eigentlich zu alt für den Shit sind.
Bild: CFC steht für Chlamydienschleuder Ferein Chemnitz
Wir waren schon volljährig, aber noch nicht lange. Irgendwann zwischen
Mitternacht und Morgengrauen verabschiedeten wir uns von der Open-Air-Party
und machten uns auf den Heimweg, da der Sommer seine Leistungsgrenze
überschritten hatte. Gut fünfzig Minuten Fußmarsch auf einer frostigen
Landstraße lagen vor mir und meinem Begleiter, doch das Lagerfeuer hatte
uns samt unzähligen Flaschen Bier und ein paar herumgereichten
HipHop-Zigaretten die nötige innere Wärme verpasst, die es braucht, um
einen solchen Weg zurückzulegen.
Auf der Hälfte der Strecke leuchteten in der Ferne Scheinwerfer auf. Mit
Glück ein Bekannter, mit Pech ein Beamter, dachte ich in der Hoffnung, eine
Mitfahrgelegenheit und keine Streife zu erwischen. Allein: Es gab ja keinen
Anlass zur Sorge mehr, denn mit dem Erreichen des achtzehnten Lebensjahrs
hatten wir in diesem Land das Recht erworben, mitten in der Nacht und
stramm wie Fahrradfahrerwaden nach Hause zu torkeln.
Als mein von Hornhautkrümmung geplagter Freund jedoch kurz nach mir
gewahrte, dass es sich um einen Polizeiwagen handelte, legte er sich mit
einem Mal rücklings auf den Boden. Flach wie ein Brett. Verdutzt
beobachtete ich erst ihn und hernach das immer langsamer werdende und
schließlich einen Meter neben uns zum Stillstand kommende Auto. Das
Beifahrerfenster fuhr leise hinab. Aus dem Fenster drang eine Frauenstimme:
„Geht’s Ihnen gut?“
Angesichts der Absurdität dieser Situation brachte ich kein Wort hervor.
Plötzlich hörte ich jedoch einige vom Boden heraufquellen: „Ja! Alles in
Ordnung!“, versicherte der junge Mann auf Grasnarbenhöhe mit der Coolness
des Bekifften. „Dann liegen Se doch net am Boden rum!“, brüllte daraufhin
der Fahrer des Wagens mit der Aggression des Nichtbekifften, die meinen
Freund von der Horizontalen flugs in die Vertikale wechseln ließ.
## Die Polizei, dein Freund und Taxi
„Heute ist hier Tag der Alkohol- und Drogenkontrolle“, erklärte wiederum
die Beifahrerin und verwies auf zwei handbeschellte Schnurrbartträger auf
der Rückbank. „Danke, uns geht’s gut!“, wiederholte ich und versuchte, so
nüchtern zu klingen wie möglich. Was mir unerwarteterweise auch gelang.
Meine der Unerfahrenheit geschuldete Anfrage, ob uns die Gesetzeshüter ein
Stück mitnehmen könnten, beantworteten sie zwar empört mit „Wir sind doch
kein Taxi!“. Aber sie ließen uns ziehen. Wahrscheinlich, weil sie so oder
so lediglich Platz für einen von uns gehabt hätten.
„Warum hast du dich auf den Boden gelegt?“, fragte ich, nachdem wir die
ersten Meter schweigend weitergeschlurft waren. „Ich hatte Gras dabei“,
sagte mein Kumpel. „Und da legst du dich direkt vor der Polizei auf den
Boden?“ – „Dachte, sie sehen mich dann nicht.“ Kurz bevor wir unseren
Heimatort erreichten, tastete er seine Jackentaschen ab: „Ach, Mensch, das
ist ja der dicke Mantel! Ich hatte doch nichts dabei!“
26 Feb 2019
## AUTOREN
Cornelius Oettle
## TAGS
Adultainment
Polizei
Kiffen
E-Roller
Gesundheit
Friseure
Kinder
Schweiß
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