# taz.de -- Erpressungsversuch gegen Amazon-Chef: Trumps Feind ist unser Feind | |
> Amazon-Chef Jeff Bezos wirft dem „National Enquirer“ Erpressung vor. | |
> Nicht das erste Mal, dass das Blatt versucht, Trump-Gegner mundtot zu | |
> machen. | |
Bild: Amazon-Chef Jeff Bezos: „Wenn ich mich nicht wehren kann, wer dann?“ | |
Jeff Bezos wird laut eigenen Angaben vom us-amerikanischen Magazin National | |
Enquirer erpresst. In der Nacht zu Freitag (deutscher Zeit) veröffentlichte | |
der Amazon-Gründer [1][E-Mails], in denen ihm gedroht wird, sehr intime | |
Fotos zu veröffentlichen. | |
Worum es geht? Erstens: Um die [2][erstaunliche Nähe] von AMI – American | |
Media Inc., die Muttergesellschaft hinter dem Enquirer – und dessen Chef | |
David Pecker zu Saudi-Arabiens Herrschern, für die AMI sogar ein eigenes | |
Hochglanz-Magazin in den USA auf den Markt brachte, Titel: The New Kingdom. | |
Zweitens: Um die Veröffentlichung intimer Textnachrichten von Bezos und | |
dessen neuer Lebensgefährtin Lauren Sanchez vor einigen Wochen im – | |
natürlich – Enquirer. | |
Drittens: Um das damit plötzlich gestiegene Interesse des | |
[3][Multimilliardärs Bezos] für den Enquirer und das [4][Leck, das die | |
Nachrichten weitergab]. Er setzte ein eigenes Team darauf an, sich den | |
Enquirer und dessen Methoden mal etwas genauer anzuschauen – und im Zuge | |
dessen wohl auch die Verbindung zwischen Saudi-Arabien und AMI. „Das | |
scheint einen sensiblen Nerv getroffen zu haben“, schreibt Bezos. Denn wenn | |
die von ihm veröffentlichten Mails echt sind, scheint AMI genau diese | |
Untersuchungen – und deren Ergebnisse – unbedingt unterdrücken zu wollen. | |
Denn AMI will, dass Bezos publik macht, dass er keine Belege dafür habe, | |
dass die Berichterstattung von American Media „politisch motiviert oder von | |
politischen Kräften beeinflusst“ sei. Dann würde der Enquirer auch von | |
einer Veröffentlichung der Fotos absehen. | |
Viertens: Um die Freundschaft zwischen AMI-Chef Pecker und US-Präsident | |
Donald Trump, für dessen Chancen auf die Präsidentschaft er schon einmal | |
jemanden zum Schweigen bringen wollte. | |
## Trump, Cohen, ein Playmate | |
Denn dass die Arbeit von American Media politisch motiviert ist oder von | |
politischen Kräften beeinflusst wird, hat American Media mittlerweile | |
selbst zugegeben – nicht im Zusammenhang mit Saudi-Arabien, sondern im Zuge | |
der Verurteilung von Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen. In der | |
damaligen [5][Veröffentlichung der Staatsanwaltschaft] steht, dass AMI | |
zugegeben hat, 150.000 Dollar bezahlt zu haben, um in Absprache mit der | |
Präsidentschaftskampagne eines Kandidaten sicherzustellen, dass eine Frau | |
schädigende Anschuldigungen nicht vor der Wahl Ende 2016 veröffentlicht. | |
Der Präsidentschaftskandidat war Donald Trump. Die Frau war das ehemalige | |
Playboy-Model [6][Karen McDougal], mit der Trump einst eine Affäre gehabt | |
haben soll. [7][„Catch and Kill“], heißt das, was der Enquirer damals | |
machte: Mc Dougal die Exklusivrechte an der Geschichte abkaufen („Catch“) | |
und sie dann nicht veröffentlichen („Kill“). | |
Wohl ein Freundschaftsdienst – von Pecker für Trump. | |
Und Jeff Bezos , der nicht nur Chef von Amazon, sondern auch der Besitzer | |
der Washington Post ist, gilt als natürlicher Feind des selben Präsidenten. | |
„Es ist unvermeidbar, dass bestimmte mächtige Menschen, die von der | |
Berichterstattung der Washington Post betroffen sind, fälschlicherweise den | |
Schluss ziehen, dass ich ihr Feind sei“, schreibt Bezos dazu. | |
## Alle beide gegen Bezos | |
Hinzu kommt, dass Jamal Khashoggi, der saudische Journalist, der im Oktober | |
[8][im Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul ermordet wurde], ein Autor der | |
Washington Post war. [9][Trump hielt damals zu den Saudis]. Pecker hält zu | |
Trump. Und wohl auch zu den Saudis. Und alle beide sind gegen Bezos. | |
Aber Pecker und AMI haben sich diesmal wohl den falschen Feind ausgesucht. | |
„Wenn ich, in meiner Position, mich nicht gegen diese Art von Erpressung | |
wehren kann, wer dann?“, schreibt Bezos. Und: „Natürlich will ich nicht, | |
dass private Fotos veröffentlicht werden, aber ich will auch nicht | |
mitspielen bei deren bekannter Praxis aus Erpressung, politischen | |
Gefälligkeiten, politischen Attacken und Korruption.“ | |
8 Feb 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://medium.com/@jeffreypbezos/no-thank-you-mr-pecker-146e3922310f | |
[2] https://www.apnews.com/d293d282a9ec4d0c83fe0a25ff5f285c | |
[3] /Milliardaersliste-der-Zeitschrift-Forbes/!5490257 | |
[4] https://www.thedailybeast.com/bezos-investigators-question-the-brother-of-h… | |
[5] https://www.justice.gov/usao-sdny/pr/michael-cohen-sentenced-3-years-prison | |
[6] https://www.theguardian.com/us-news/2018/dec/12/national-enquirer-trump-pay… | |
[7] /Trump-und-sexuelle-Belaestigung/!5491907 | |
[8] /Ermordung-von-Jamal-Khashoggi/!5571583 | |
[9] /Trumps-Haltung-zu-Saudi-Arabien/!5552219 | |
## AUTOREN | |
Jürn Kruse | |
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