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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Klimaleugner und Dikaturenfreund
> Der Skiverbands-Chef Gian-Franco Kasper redet Stuss. Doch immer mehr
> Athletinnen wollen sich das nicht mehr gefallen lassen.
Bild: Gian Franco Kasper, Präsident des Weltskiverbands und selbst für Funkti…
Ein 5-Gänge-Menü für die Augen“ soll die Eröffnungsfeier der Nordischen
Ski-WM am Mittwoch im österreichischen Seefeld/Tirol werden. Das sagt der
zuständige Eventplaner Richard Sonntag. David Garrett wird kommen und etwas
auf der Geige spielen. Der Barde Gregor Glanz darf den WM-Song mit dem
überaus originellen Titel „Time für Heroes“ vortragen. Es wird eine
Fahnenzeremonie geben, und dass der Sportminister der Republik Österreich,
Heinz-Christian Strache (FPÖ), seine Teilnahme an der Auftaktfeier abgesagt
hat, wird dem Event sicher nicht schaden.
Am Ende wird der Präsident des Internationalen Skiverbands (Fis),
Gian-Franco Kasper, die WM eröffnen. Das macht der Mann regelmäßig. Vor
zwei Wochen hat er die alpine Ski-WM im schwedischen Åre eröffnet. Und auch
wenn er derartige Events gekonnt zu eröffnen vermag, vielen Sportlerinnen
und Sportlern ist der 75-jährige Schweizer, der seit 1998 an der Spitze der
Fis steht, einfach nur noch peinlich.
Der ewige Funktionär war schon immer ein unmöglicher Typ, einer, für den
Frauen sich besser nicht im Skispringen betätigen sollen, könnten sie sich
doch „bei der Landung die Gebärmutter zerreißen“: Wenn er mal den
anschwellenden Gigantismus bei Olympischen Spielen angeprangert hat, dann
ließ er sich von der kritischen Sportöffentlichkeit gerne feiern und
niemand hörte so richtig hin, wenn er mal wieder seinen üblichen Stuss
abgesondert hat. Das hat sich nun geändert.
Vor zwei Wochen erschien im Tages-Anzeiger ein Interview mit Kasper, das es
in sich hatte. Darin ging es unter anderem um die Frage, woran es denn
liege, dass sich in den Demokratien der Nordhalbkugel kaum noch Mehrheiten
für die Ausrichtung von Olympischen Winterspielen finden lassen. Das ist
gewiss nervig für einen wie Kasper. Er hat das so ausgedrückt: „Es ist
schon schön, in Diktaturen solche Anlässe haben zu dürfen, das läuft
einfach. Also ich persönlich, vom Geschäft her, würde sagen: Wir gehen nur
noch in Diktaturen, anstatt mich herumzustreiten mit Umweltschützern und
was auch immer.“ Und zum Thema Klimawandel hat er angemerkt: „Vorläufig ist
kein Beweis da. Wir haben noch Schnee, und zum Teil sogar sehr viel.“
Norwegens Ski-Heros Aksel Lund Svindal hat das am Rande der alpinen WM
ebenso kritisiert wie die Schweizer Rennfahrerin Michelle Gisin. Vor der
nordischen WM meldete sich Teamsprint-Olympiasiegerin Jessica Diggins zu
Wort und meinte, sie fühle ihre Interessen als Sportlerin sowieso nicht gut
vertreten durch die Fis, und bezeichnete Kaspers Äußerungen über den
Klimawandel, der für den Wintersport eine Herausforderung darstelle, als
„sarkastisch“. Kasper hat zwar mittlerweile eine halbherzige Entschuldigung
ausgesprochen und behauptet, er habe alles gar nicht so gesagt, wie es
gedruckt worden ist. Die Sportler vermochte er damit nicht zu beruhigen.
## Sportlerinnen spenden für den Umweltschutz
Snowboarderin Jamie Anderson, die in Pyeongchang 2018 Gold im Slopestyle
gewonnen hat, ist jedenfalls außer sich. Sie spendete die Prämie für ihren
dritten Platz bei der gerade in Park City/Utah stattfindenden WM der
Klimaschutzorganisation „Protect our Winters“, die den Fis-Präsidenten zum
sofortigen Rücktritt aufgefordert hat. Olympiasiegerin Anderson hat zudem
auf ihrem Instagram-Account eine Petition verlinkt, in der Kasper zum
Rücktritt aufgefordert wird. Hinter diese Forderung stellte sich auch
US-Snowboarder Danny Davis. „Das ist nur ein weiterer Grund, warum ich
nichts mit der Fis zu tun haben möchte“, sagte der Olympiateilnehmer von
2014.
Die Snowboarder haben sich schon immer schwer damit getan, dass der
Internationale Skiverband sich den neuen Sport einst einverleibt hat, ohne
ihn richtig verstanden zu haben. Jetzt haben sie ihren Kampfgeist
wiederentdeckt. In der Auseinandersetzung von Athleten gegen Funktionäre
könnte die Zeit für Helden angebrochen sein.
18 Feb 2019
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Ski
Funktionäre
Wintersport
Schwerpunkt Klimawandel
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Schnee
Lesestück Meinung und Analyse
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