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# taz.de -- Die Grammys und der Missbrauch: Nur ein Abend für die Frauen
> Die aktuellen Vorwürfe gegen den Musiker Ryan Adams zeigen: Die
> #MeToo-Bewegung hat in der Musikbranche noch sehr viel zu tun.
Bild: Ryan Adams, 2015, schon mal mit Sonnenbrille
Die diesjährige Grammy-Verleihung war ein Abend der Frauen, da waren sich
die Medien einig. So [1][titelte] der BR „Wie Frauen die Grammys 2019
erobern“ oder „Grammys feiern die Frauen“ (2) die [2][Welt], die
Süddeutsche Zeitung setzt noch eins [3][drauf]: „Grammy: Frauen regieren
die Welt.“
Ein kurzer Blick auf die Preisträger*innen des wichtigsten Musikpreises der
USA am vergangenen Sonntag, bestätigt den Eindruck. Viele der wichtigen
Preise gingen an Frauen, wie Rapperin Cardi B, Dua Lipa oder Lady Gaga. Nur
bei vier der 17 musikalischen Performances standen ausschließlich Männer
auf der Bühne, die Aufmerksamkeit gehörte den Frauen.
Bevor Jubelschreie wegen #MeToo ausbrechen, lohnt sich ein zweiter Blick
auf die Veranstaltung. Denn auch die Funk-Band Red Hot Chili Peppers stand
an dem Abend auf der Bühne. Deren Frontsänger Anthony Kedis ist ein
verurteilter Sexualstraftäter. 1989 wurde er zu einer Geldstrafe
verurteilt, weil er einem Fan seinen Penis ins Gesicht gedrückt hatte.
Im gleichen Jahr wurden auch der Drummer Chad Smith und Bassist Michael
Flea Balzary wegen sexueller Belästigung festgenommen. Immer wieder erheben
Frauen Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch gegen Kiedis; in seiner
Autobiografie „Scar Tissue“ beschreibt der Sänger, wie er als Erwachsener
Sex mit einem 14-jährigen Fan hatte. Reue zeigte Kiedies nicht
## Kein Einzelfall
Selbst Jahre nach dem Kiedis verurteilt wurde und zugegeben hat, mit
Minderjährigen Sex gehabt zu haben, wird ihm bei den Grammys eine Bühne
geboten, auf der er seine Musik promoten kann. Zynisch, wer da von einem
Abend der Frauen spricht.
Ein Einzelfall ist Kiedis in der Musikbranche nicht. Am Mittwoch
[4][veröffentlichte] die New York Times eine große Recherche über Ryan
Adams. Darin kommen sieben Frauen, unter anderem auch seine Ex-Frau Mandy
Moore, zu Wort, die er über Jahre hinweg psychisch misshandelt haben soll.
Darunter ist die junge Frau Ava, mit der er anzügliche Nachrichten
ausgetauscht und Telefonsex gehabt haben soll – im Gegenzug habe er ihr
Unterstützung bei ihrem musikalischen Durchbruch versprochen.
Einige der Frauen sagen gegenüber der New York Times, dass sie den
Machtmissbrauch Adams als so belastend empfunden haben, dass sie danach
keine eigene Musik mehr machen konnten. Bei [5][Twitter] reagierte Ryan
Adams auf die Vorwürfe der Frauen. Manche Teile davon seien falsch
interpretiert, stark übertrieben oder einfach falsch. Das FBI hat nach der
Veröffentlichung des Artikels die Ermittlungen aufgenommen.
Allein die beiden Fälle dieser Woche zeigen auf, was in der Musikbranche
falsch läuft. Männer tarnen ihre Unterdrückung und Machtmissbrauch unter
dem Deckmantel von Sex, Drugs and Rock'n'Roll. Sie nutzen ihre Karriere und
Bekanntheit um Frauen zu misshandeln und zu manipulieren – und verdienen
weiterhin großes Geld damit.
Adams scheint sein Fehlverhalten sogar bewusst zu sein. In einer Nachricht
an Ava schrieb er: „Wenn Leute von unseren Nachrichten wüssten, würden sie
sagen, ich sei wie R. Kelly. Lol.“ Dem R'n'B-Sänger werden seit Jahrzehnten
sexueller Missbrauch und Pädophilie [6][vorgeworfen] (6). Die Vorwürfe
gegen Kelly wurden lange Zeit ignoriert, doch die Doku „Surviving R. Kelly“
hat eine Debatte über ihn angestoßen. Eine Bühne wird ihm trotzdem geboten
– zumindest in Deutschland. Das Konzert in Ludwigsburg wurde zwar abgesagt,
doch ein Betreiber einer Konzerthalle in Neu-Ulm will ihm nun ein Forum
geben.
In zwei Monaten wird Kelly also – wenn sich Veranstalter, die Stadt oder
Konzerthallenbetreiber nicht doch noch ihrer Verantwortung bewusst werden –
in Hamburg und Baden-Württemberg auftreten. Solange es Menschen gibt, die
Missbrauchsstrukturen weiter unterstützen und solchen Männern eine Bühne
bieten, hat die #MeToo-Bewegung in der Musikbranche noch viel zu tun. Da
bringt auch kein Abend der Frauen etwas.
15 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.br.de/nachrichten/kultur/wie-frauen-die-grammys-2019-erobern,RH…
[2] https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/boulevard_nt/article18856…
[3] https://www.sueddeutsche.de/kultur/grammys-obama-1.4324941
[4] https://www.nytimes.com/2019/02/13/arts/music/ryan-adams-women-sex.html
[5] https://twitter.com/TheRyanAdams/status/1095820788458958849?s=20
[6] /!5563866/
## AUTOREN
Carolina Schwarz
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