| # taz.de -- Kommentar Grammy Awards 2019: Es geht um Macht | |
| > Die letzten Jahre war die Verleihung des Grammy Awards vor allem weiß und | |
| > männlich. Dieses Jahr ist anders – und das ist ein wichtiges Statement. | |
| Bild: Hat den Grammy für das beste R&B-Album gewonnen: H.E.R. | |
| Musikpreise sind politisch. Auch wenn nicht jeder Song eine Botschaft | |
| aussenden will, ist das Werk nie völlig loszulösen von der Person – und die | |
| Person nicht von der Gesellschaft. Welche Künstler*innen oder | |
| Musikrichtungen anerkannt und geehrt werden, sagt etwas aus. Über den | |
| Zeitgeist, aber auch über Repräsentation und Macht. | |
| In der Nacht zum Montag wurden in Los Angeles [1][die 61. Grammy Awards | |
| verliehen]. Der Preis gilt als höchste internationale Auszeichnung in der | |
| Musikbranche. Ähnlich wie die Oscars waren die Grammys aber lange vor allem | |
| eines: [2][zu weiß, zu männlich]. Noch im vergangenen Jahr sagte Neil | |
| Portnow, der scheidende Präsident der Recording Academy, die hinter der | |
| Preisverleihung steht, sinngemäß: Wenn Frauen Anerkennung wollten, müssten | |
| sie sich halt mehr Mühe geben. | |
| 2019 sah anders aus. Die Jury wurde diverser besetzt. R’n’B-Ikone Alicia | |
| Keys moderierte. Rapperin Cardi B wurde als erste Solokünstlerin in der | |
| Geschichte der Grammys mit dem Preis für das beste Rap-Album ausgezeichnet. | |
| Und mit Childish Gambino räumte ein Künstler drei Trophäen ab, der [3][mit | |
| seinem Song „This is America“] Waffengewalt und Rassismus anklagt. | |
| Außerdem waren über die Hälfte der Live-Acts weiblich. Das sind Statements, | |
| weil wichtig ist, wer spricht, wer singt, wer auszeichnet und ausgezeichnet | |
| wird. Diese Frage nach dem „Wer“ ist umso bedeutender unter einem | |
| US-amerikanischen Präsidenten, der Mauern bauen und das Patriarchat über | |
| die Zeit retten will. | |
| Populäre Preisverleihungen setzen politische Zeichen – und sie haben die | |
| Chance, ein junges Publikum zu sensibilisieren und auf die Bedeutung von | |
| Repräsentation aufmerksam zu machen. Schon deshalb sollten sie mehr tun, | |
| als sich die trendige Vorzeigeschärpe „Diversität“ umzuhängen. | |
| Institutionalisierte Anerkennung ist wichtig. Sie zeigt: Es verändert sich | |
| etwas unter der Oberfläche. Macht wird umverteilt. Und das sollte nicht | |
| bloß eine Phrase sein, sondern Selbstverständlichkeit. | |
| 11 Feb 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lin Hierse | |
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