# taz.de -- Verleihung der Grammys 2019: This is America | |
> Nach viel Kritik an der viel zu weißen Veranstaltung war der | |
> US-Musikpreis 2019 deutlich vielfältiger. Dennoch blieb der große | |
> Gewinner fern. | |
Bild: Vier Mal gewonnen – und dennoch fern geblieben: Childish Gambino | |
Die Präsenz der Musik ist wichtiger als die Präsenz der Hauptperson. So | |
könnte man die Abwesenheit von Donald Glover bei der diesjährigen | |
Verleihung der Grammy-Awards deuten. Dabei zählte Glover zu den größten | |
Gewinnern des Abends. Vier Mal wurde der Rapper und Schauspieler, der unter | |
dem Namen Childish Gambino Musik veröffentlicht, für seinen Song [1][„This | |
is America“] ausgezeichnet. | |
Das ist ein Statement. Denn „This is America“ beinhaltet harte Kritik an | |
den bestehenden Verhältnissen in den USA, an Rassismus, struktureller | |
Benachteiligung der afroamerikanischen Bevölkerung und unberechenbaren | |
Waffenfetischist*innen. Dass der Song auch in zweien der wichtigsten | |
Kategorien „Record of the Year“ und „Song of the Year“ gewonnen hat, ist | |
eine Besonderheit. Bisher wurde Rap dort nicht honoriert. Meist dominierten | |
weiße, männliche Künstler. | |
Im vergangenen Jahr stand die Grammy-Jury auch deswegen in der [2][Kritik]. | |
Sie würde sich nicht aus ihrer Komfortzone heraus bewegen, wurde ihr | |
vorgeworfen. Frauen und afroamerikanische Künstlerinnen und Künstler seien | |
vor allem in den Hauptkategorien unterrepräsentiert. Obwohl Rap kommerziell | |
mittlerweile das erfolgreichste Genre in den USA ist, gingen Rapperinnen | |
und Rapper bei den Awards regelmäßig leer aus. Außerdem gewann im vergangen | |
Jahr gerade mal eine Frau einen Soloaward. Jay-Z gewann trotz acht | |
Nominierungen gar nicht. Cardi B, die derzeit berühmteste Rapperin der | |
Welt, durfte kurz live performen. Das war’s. In diesem Jahr sollte sich das | |
ändern. | |
Statt fünf gab es acht Nominierungen für Hauptkategorien wie „Album of the | |
Year“. Außerdem wurden rund 900 neue Mitglieder ins Grammy-Komitee berufen | |
– alle mindestens mit Migrationshintergrund, weiblich oder maximal zwischen | |
20 und 39 Jahre alt. Das soll für mehr Diversität sorgen. Trotzdem wollten | |
neben Glover auch Kendrick Lamar und Drake, ersterer für acht und der | |
Zweite für sieben Kategorien nominiert, dem Award fernbleiben. Ariana | |
Grande sagte zudem einen geplanten Live-Auftritt ab. Drake erschien | |
schließlich doch, um einen Preis anzunehmen („Best Rap Song“), aber vor | |
allem, um auf der Bühne noch einmal zu betonen, dass Künstler einen Grammy | |
nicht nötig haben. Seine Rede wurde allerdings schnell von einer | |
Werbeunterbrechung beschnitten. | |
Trotzdem war zumindest auf der Bühne etwas von den Bemühungen zu spüren, | |
die Grammys inklusiver zu gestalten. Alicia Keys moderierte die Show | |
souverän, Country-Sängerin [3][Kacey Musgraves] wurde mit dem Award für das | |
„Album of the Year“ ausgezeichnet, Dua Lipa wurde „Best New Artist“. | |
Der prägnanteste Moment passierte aber gleich zu Beginn der Show. Keys | |
holte Lady Gaga, Jada Pinkett Smith, Jennifer Lopez und [4][Michelle Obama] | |
auf die Bühne. Musik zeigt, sagte Obama, dass jede Story, jede Stimme | |
zählt. Der große Erfolg von „This is America“ belegt, dass auch die | |
Grammy-Jury dieses Motto mittlerweile verinnerlicht hat. | |
11 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Johann Voigt | |
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