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# taz.de -- Liam Neeson spricht über Mordgelüste: Rassismus eines Publikumsli…
> Der Schauspieler erzählt in einem Interview, er habe mal Mordgedanken
> gegen schwarze Männer gehabt. Mutiges Bekenntnis oder total daneben?
Bild: Wollte Liam Neeson sich gegen Rassismus aussprechen, oder seinen Film pro…
Die meisten Promis achten ganz genau darauf, was sie in Interviews sagen
und wie das, was sie sagen, verstanden werden könnte. Der nordirische
Schauspieler Liam Neeson hat jetzt einen anderen Weg gewählt. Er hat
gestanden, in der Vergangenheit einmal rassistische Gewaltphantasien gehegt
zu haben. Mutiges Bekenntnis? Oder einfach nur daneben?
Neeson hat dem britischen Onlinemagazin The Independent ein Interview
gegeben. Anlass ist das Erscheinen seines neuen Films „Cold Pursuit“ am
Donnerstag. Darin wird ein Durchschnittsbürger zum Killer, weil sein Sohn
ermordet wird. Die Reporterin befragt ihn zum Thema Rachgedanken, und
Neeson spricht über eine Episode in seinem Leben, die von Rassismus und
toxischer Männlichkeit geprägt war.
„Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen. Die ist wirklich so passiert“,
beginnt der 66-Jährige. Eine Bekannte habe ihm einst von einer
Vergewaltigung berichtet, [1][sagt Neeson]. Er habe daraufhin gefragt:
„Welche Hautfarbe hatte er?“ Die Bekannte habe geantwortet, der Täter sei
schwarz gewesen.
Daraufhin habe er eine Woche lang mit einem Knüppel die Straßen
durchstreift, in der Hoffnung, von einer schwarzen männlichen Person
provoziert zu werden. Es ist ein entsetzliches Geständnis, mit dem der
„Schindlers Liste“-Star über Nacht eine Lawine von Kritik im Netz
losgetreten hat. Viele Fans zeigen sich entsetzt oder sogar angeekelt von
ihrem Idol, einige sind sogar das Ansicht, [2][dass das das Ende von
Neesons Karriere sein könnte].
## Das Problem der „Anderen“
Es ist ziemlich verantwortungslos, als Vorbild einfach so rassistische
Mordphantasien in die Massenmedien zu plärren. Zwar hat Neeson die
Geschichte in einem bestimmten Kontext erzählt, aber er musste wissen, dass
The Independent einen Ausschnitt des Audios posten würde. Besonders der
Hintergrund der Aussage muss stutzig machen: Neeson promotet einen Film, in
dem der Protagonist einer ähnliche Kurzschlussreaktion folgt. Was will er
erreichen? Sollen gewalttätige Rassisten einen Helden finden?
Andererseits ist eine allzu pauschale Kritik auch wieder nicht
gerechtfertigt. Der Schauspieler distanziert sich nicht nur klar von seinem
früheren selbst („Ich schäme mich“), er kontrastiert sein männliches
Rächer-Verhalten auch mit dem der Bekannten, die die sexualisierte Gewalt
erlebt hat. Die sei mit der Sache „auf ganz erstaunliche Weise“ umgegangen,
stellt Neeson seiner Erzählung voran.
Es ist gewiss leichter, sich vehement gegen Rassismus und toxische
Männlichkeit auszusprechen, als zu bekennen, dass man selbst diesen
Ideologien aufgesessen und beinahe selbst zum Täter geworden ist. Damit
rassistische Gewalt als Problem ernst genommen wird, muss klar werden, dass
nicht immer nur undefinierte Andere solche Gedanken hegen, sondern auch
diejenigen, die wir vielleicht zu „den Guten“ zählen.
Sollte sich Neeson jedoch so etwas wie Abbitte oder sogar Sympathie erhofft
haben, dann ist die Rechnung nicht aufgegangen. Sein Bekenntnis mag wichtig
sein, erschreckend ist es trotzdem. Und als Werbung für einen Kinofilm
sicher ganz und gar ungeeignet.
5 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&…
[2] https://twitter.com/HarrisonMooney/status/1092579137565257728
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Toxische Männlichkeit
Liam Neeson
Kino
Männlichkeit
Sexualisierte Gewalt
Liam Neeson
Holocaust
Lesestück Meinung und Analyse
Schwerpunkt Rassismus
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