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# taz.de -- Dammbruch in brasilianischer Mine: Hoffnung auf Überlebende schwin…
> Nach dem Dammbruch suchen Rettungskräfte weiterhin Überlebende. Für die
> in der Region lebenden Menschen wiederholt sich ein Alptraum.
Bild: 46 Menschen wurden aus dem Schlamm gerettet, 300 werden vermisst
Brumadinho dpa/afp | Nach dem [1][Dammbruch an einer Eisenerzmine] in
Brasilien ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 34 gestiegen.
Experten befürchten einen weiteren Dammbruch. Das Bergwerksunternehmen Vale
löste am frühen Sonntagmorgen Alarm aus, nachdem Messungen ein Ansteigen
des Wasserspiegels an einem weiteren Staudamm der Anlage angezeigt hatten.
Die Feuerwehr erklärte, angrenzende Siedlungen würden geräumt.
Rund 250 Menschen wurden nach dem Unglück in Brumadinho im Bundesstaat
Minas Gerais noch immer vermisst, wie die Feuerwehr am Samstag mitteilte.
Gouverneur Romeu Zema sagte, es sei unwahrscheinlich, noch viele
Überlebende zu finden. Die Zahl der Todesopfer dürfte deshalb weiter
steigen. Mit einbrechender Dunkelheit stellten die Einsatzkräfte ihre
Arbeit ein. Die Suche sollte am frühen Sonntagmorgen fortgesetzt werden.
Rund 200 Feuerwehrleute und 13 Hubschrauber waren an den Such- und
Bergungsarbeiten beteiligt. Insgesamt wurden über 180 Menschen lebend
gefunden und in Sicherheit gebracht.
Der Damm an der Mine des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale war am
Freitag gebrochen. Eine tödliche Mischung aus Wasser, Geröll und Erde
rollte über Häuser und Menschen hinweg. Fernsehbilder zeigten dramatische
Szenen: Ein Zug wird von den Massen erfasst und zerquetscht. Retter ziehen
von Hubschraubern Menschen aus dem Schlamm. Den Angaben der Rettungskräfte
zufolge werden sowohl Arbeiter der Eisenerzmine als auch Anwohner aus der
umliegenden Gegend vermisst.
Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio
Schvartsman. Das Umweltministerium kündigte eine Strafe in Höhe von 250
Millionen Reais, umgerechnet 58 Millionen Euro, gegen Vale an.
Medienberichten zufolge sollten zur Sicherheit Vermögenswerte des Konzerns
über eine Milliarde Reais blockiert werden.
## Zwölf Millionen Kubikmeter Schlamm
UN-Generalsekretär [2][António Guterres zeigte sich schockiert] angesichts
der Katastrophe. „Der Generalsekretär ist zutiefst betrübt über den
schrecklichen Verlust von Menschenleben und die erheblichen Schäden an
Häusern und der Umwelt, die durch den Bruch des Damms in Brumadinho
verursacht wurden“, hieß es in einer Erklärung. „Die Vereinten Nationen
sind bereit, die brasilianischen Behörden bei der Suche zu unterstützen“.
Auch Israel bot Hilfe bei den Rettungsarbeiten an.
Der Unglücksort liegt rund 450 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Die
Schlammmassen hatten sich über Teile der Eisenerzmine und eines Wohngebiets
gewälzt. Insgesamt ergossen sich nach Angaben von Vale rund zwölf Millionen
Kubikmeter Schlamm über die Anlage und die nahe liegenden Siedlungen. Dabei
wurden wahrscheinlich Dutzende weitere Menschen mitgerissen.
Auf Luftaufnahmen wurde das Ausmaß des Unglücks sichtbar, die Schlammlawine
hatte sich kilometerweit ihren Weg gebahnt. Die braune Schlammflut
erreichte auch die Wohngegend Vila Forteco und begrub teilweise ganze
Häuser unter sich. Mindestens 81 Menschen wurden durch das Unglück
obdachlos.
Präsident Jair Bolsonaro flog im Hubschrauber über das Unglücksgebiet und
machte sich ein Bild von der Lage. „Wir werden alles in unserer Macht
Stehende tun, um den Opfern zu helfen, die Schäden gering zu halten, die
Fakten zu ermitteln, für Gerechtigkeit zu sorgen und diese Tragödien für
die Brasilianer und die Umwelt künftig zu verhindern“, schrieb er auf
Twitter.
## „Kein Unfall, sondern ein Umweltverbrechen“
Der [3][rechtspopulistische Präsident] steht im Ruf, den Unternehmen
weitgehend freie Hand zu lassen und von strengen Umweltschutzbestimmungen
wenig zu halten. Naturschutzverbände forderten eine strengere Kontrolle.
„Brasilien muss die Regierungsbehörden stärken, die die wichtige Aufgabe
haben, die wirtschaftlichen Aktivitäten mit hohem Risiko für Umwelt und
Gesellschaft zu überwachen“, sagte der Direktor der Naturschutzorganisation
WWF in Brasilien, Mauricio Voivodic.
Im Jahr 2015 gab es in Minas Gerais bereits ein ähnliches Unglück. Bei der
[4][„Tragödie von Mariana“] kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem
Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Damals kamen 19 Menschen ums Leben. Es
gab mehrere Anklagen und Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. Das
damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem
australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und
schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und
kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge, bis in den
Atlantik floss die braunrote Brühe.
„Diese neue Katastrophe ist die traurige Konsequenz davon, dass die
brasilianische Regierung und die Bergbauunternehmen nichts dazugelernt
haben“, sagte Nilo D'Ávila von der Umweltschutzorganisation Greenpeace.
„Das ist kein Unfall, sondern ein Umweltverbrechen, das bestraft werden
muss.“
27 Jan 2019
## LINKS
[1] /Dammbruch-in-brasilianischer-Mine/!5568299
[2] https://twitter.com/antonioguterres/status/1089334814317182976
[3] /Brasiliens-neuer-Praesident-vereidigt/!5562476
[4] /Schlammlawine-in-Brasilien/!5273306
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