# taz.de -- Politische Krise in Venezuela: Europäisches Ultimatum an Maduro | |
> Fünf europäische Staaten verlangen eine Neuwahl in Venezuela. Ein | |
> Militärattaché in Washington hat sich von Staatschef Nicolás Maduro | |
> losgesagt. | |
Bild: José Luis Silva, Militärattaché an der venezolanischen Botschaft in Wa… | |
Buenas Aires taz | Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro gerät international | |
immer mehr unter Druck. Am Samstag stellten fünf europäische Staaten ein | |
Ultimatum. Holland, Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland | |
forderten die venezolanische Regierung auf, innerhalb von acht Tagen | |
„freie, transparente und demokratische Wahlen“ auszurufen. Sollte dies | |
nicht geschehen, drohten sie mit der Anerkennung von Parlamentspräsident | |
Juan Guaidó als legitimen Übergangspräsidenten. | |
Der 35-jährige rechte Oppositionspolitiker Juan Guaidó hatte sich | |
vergangenen Mittwoch [1][selbst zum Interimspräsidenten erklärt] und damit | |
offen gegen Nicolás Maduro gestellt. Während die USA, Kanada und mehr als | |
ein Dutzend lateinamerikanischer Länder ihn anerkennen, lehnen Russland, | |
China, Iran, Bolivien, Nicaragua und die Türkei ihn ab und haben Maduro | |
ihre Unterstützung zugesagt. Jetzt haben auch die EU-Staaten reagiert. | |
„Das venezolanische Volk sollte in der Lage sein, frei über seine Zukunft | |
zu entscheiden,“ twitterte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. | |
Bundeskanzlerin [2][Angela Merkel ließ ihre Vize-Regierungssprecherin | |
Martina Fietz verkünden]: „Das Volk Venezuelas muss frei und in Sicherheit | |
über seine Zukunft entscheiden können.“ Und Spaniens Ministerpräsident | |
Pedro Sánchez erklärte: „Wir möchten keine Regierungen von der Macht | |
verdrängen, aber wir wollen Demokratie und freie Wahlen in Venezuela.“ | |
Die Erklärungen erfolgten getrennt, da sich die 28 EU-Staaten zunächst | |
nicht auf eine gemeinsame Position einigen konnten. Vor allem Griechenland | |
und Österreich wiedersetzten sich einem Ultimatum. An Samstagnachmittag | |
einigten sie sich in Brüssel dann doch noch auf die gemeinsame Forderung | |
nach zeitnahen Neuwahlen. Zwar ohne ein Ultimatum zu stellen, aber EU- | |
Außenbeauftragte Federica Mogherini machte deutlich, sollte „in den | |
nächsten Tagen“ keine Neuwahlen angekündigt werden, würde weitere Maßnahm… | |
ergriffen, darunter auch eine mögliche Anerkennung Guaidós. | |
## Venezuela lehnt Fristen ab | |
Nahezu zeitgleich tagte in New York der UN-Sicherheitsrat. Die USA hatten | |
eine Dringlichkeitssitzung zur Lage in Venezuela beantragt. „Mit Juan | |
Guaidó hat Venezuela jetzt einen neuen Präsidenten, der versprochen hat | |
Wahlen abzuhalten, die verfassungsgemäße Ordnung und die Sicherheit in der | |
Region wiederherzustellen,“ sagte US-Außenminister Mike Pompeo. | |
Ausdrücklich warnte er die Regierung in Caracas davor, gegen die | |
verbleibenden US-Diplomaten in Venezuela vorzugehen. Staatschef Nicolás | |
Maduro hatte das gesamte US-Personal ultimativ aufgefordert, bis spätestens | |
Sonntag die Heimreise anzutreten. | |
„Niemand wird uns Fristen setzen oder sagen, ob es Wahlen gibt oder nicht“, | |
sagte Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza während der Sitzung in New | |
York. Der US-Regierung warf er vor, hinter dem Putschversuch zu stecken. | |
Unterstützung erhielt Arreaza vom russischen UN-Botschafter Wassili | |
Nebensia. „Die USA und deren Verbündete“ planten einen „Staatsstreich“… | |
Maduro zu stürzen. Inzwischen hat Venezuelas Außenministerium eine | |
Fristverlängerung von 30 Tagen für die US-Diplomaten zugesagt. In dieser | |
Zeit soll über eine angemessene Form der Interessenvertretung verhandelt | |
werden. | |
Am Ende konnte sich der Sicherheitsrat nicht auf eine gemeinsame Erklärung | |
einigen. Während die USA die Unterstützung Guaidó einfordern wollten, | |
strich Russland alles aus dem vorgelegten Entwurf, was in diese Richtung | |
wies. So bleib am Ende nur der Aufruf zum Dialog zwischen Regierung und | |
Opposition. Dem stimmte der US-Außenminister nicht zu. | |
Unterdessen sagte sich José Luis Silva, Militärattaché an der | |
venezolanischen Botschaft in Washington, von Maduro los und stellte sich in | |
den Dienst des selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó. „Er ist | |
der einzige rechtmäßige Präsident“, sagte der Oberst in einer am Samstag | |
veröffentlichten [3][Videobotschaft.] An andere Mitglieder der Streitkräfte | |
appellierte er, es ihm gleichzutun. Zwar verfügt Guaidó international | |
bereits über erheblichen Rückhalt, in Venezuela selbst hat er bislang aber | |
keine echte Machtposition. Der entscheidende Machtfaktor in Venezuela ist | |
das Militär, das bisher treu zu Maduro steht. | |
27 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Machtwechsel-in-Venezuela/!5568002 | |
[2] https://twitter.com/m_fietz/status/1089124879025217536 | |
[3] https://www.youtube.com/watch?v=ounEAEjYwuw | |
## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
## TAGS | |
Venezuela | |
Nicolás Maduro | |
Juan Guaidó | |
Venezuela | |
Juan Guaidó | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
Venezuela | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Guaidó-Gastbeitrag in der New York Times: „Es gab heimliche Treffen“ | |
Der selbsternannte Interimspräsident Guaidó will sich mit dem Militär | |
getroffen haben. Das Europaparlament erkennt ihn als Übergangspräsidenten | |
an. | |
US-Sanktionen gegen Venezuela: Druck machen mit Öl | |
Venezuela hängt bei seinen Ölexporten stark von den USA ab. Die USA wollen | |
den Präsidenten Maduro mit Sanktionen aus dem Amt drängen. | |
Machtkampf in Venezuela: Guaidó ruft zu neuen Protesten auf | |
In Venezuela hat der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó neue | |
Proteste angekündigt. Die Armee solle sich dabei „an die Seite des Volkes | |
stellen“. | |
Kommentar EU-Ultimatum für Maduro: Ein sehr fader Beigeschmack | |
EU-Länder machen Druck auf Maduro. Im Prinzip ist die Kontrolle | |
demokratischer Spielregeln richtig. Im Fall Venezuela ist es aber nicht so | |
einfach. | |
Machtkampf in Venezuela: Amnestie zum Ausdrucken | |
Oppositionsführer Guaidó setzt Präsident Maduro unter Druck. Die USA ziehen | |
diplomatisches Personal ab. Dem Machtkonflikt folgt der Kampf ums Geld. | |
Machtwechsel in Venezuela: Präsident – oder nicht? | |
Juan Guaidó erklärt sich zum Interimspräsidenten in Venezuela – viele | |
Staaten erkennen ihn als solchen an. Nicolás Maduro akzeptiert das nicht. | |
Proteste in Venezuela gegen Maduro: Tränengas und die Wut der Straße | |
Das Militär in Venezuela begehrt gegen Präsident Nicolás Maduro auf. Sowohl | |
die Regierung als auch die Opposition kündigt scharfe Proteste an. |