# taz.de -- Vorwürfe gegen Harburger Geburtsklinik: Aufklärung erwünscht | |
> ÄrztInnen und Hebammen verlassen die Geburtshilfe in der Harburger | |
> Helios-Klinik Mariahilf fluchtartig. Politiker suchen nach der Ursache. | |
Bild: Sicher ist derzeit nur: Im Mariahilf-Krankenhaus kommen weiterhin Kinder … | |
Hamburg taz |Was ist los in der Geburtshilfe der Helios-Mariahilf-Klinik? | |
Diese Frage beschäftigt jetzt verstärkt die Politik in Hamburg und im | |
zuständigen Bezirk Harburg. Seit die Chefärztin Maike Manz und mehrere | |
Oberärzte auf einen Schlag schriftlich kündigten, und dies mit den „derzeit | |
existierenden Rahmenbedingungen“ begründeten, welche sie aber nicht näher | |
benannten, blühen die Spekulationen um die Zustände in der Privatklinik. | |
Nun wird sich auch die Politik mit den Zuständen auseinandersetzen. „Wir | |
tappen im Dunkeln“, sagt die Gesundheitsexpertin der Harburger SPD, | |
Eftichia Olowson-Saviolaki, von Beruf selbst Ärztin. Um Licht ins Dunkel zu | |
bringen, haben die Fraktionen der Harburger Bezirksversammlung nun | |
einvernehmlich entschieden, im Februar, vermutlich am 22., eine | |
Sondersitzung des Gesundheitsausschusses einzuberufen und alle Beteiligten | |
einzuladen. | |
Doch Olowson-Saviolaki geht nicht davon aus, dass die ÄrztInnen und | |
Hebammen, die gekündigt haben, die Einladung annehmen werden: „Wir | |
befürchten, dass nur die Klinikleitung erscheint.“ | |
Mit der hat die SPD-Politikerin schon intensive Hintergrundgespräche | |
geführt, in der diese allen kursierenden Vorwürfen und Spekulationen | |
entgegentrat. Neue Arzt- und Hebammenstellen in der Geburtshilfe seien | |
geschaffen worden, was sich in Zahlen belegen lasse, so Olowson-Saviolaki. | |
Zudem sei das Gerücht, die Klinikleitung wolle die Kaiserschnittrate | |
künstlich hochhalten, da dies mehr Geld bringe, genauso aus der Luft | |
gegriffen wie die angebliche Forderung der Leitung, Geburten ohne Hebammen | |
durchzuführen. | |
Das Problem: Während die Klinikleitung in die Kommunikationsoffensive geht, | |
tauchen Maike Manz und die anderen Klinik-MitarbeiterInnen, die gekündigt | |
haben, weitgehend ab. Zwar haben sie schriftlich den Vorwurf in die Welt | |
gesetzt, dass bei der Geburtshilfe die Wirtschaftlichkeit zu Lasten der | |
medizinische Qualität gehe, doch mehr zu sagen verbiete Ihnen die im | |
Arbeitsvertrag festgelegte Verpflichtung, Arbeitsinterna nicht öffentlich | |
zu machen. | |
Auch Olowson-Saviolaki bemühte sich um einen Termin mit Manz – doch bislang | |
reichte es nur zu einem kurzen Telefonat. Aufgrund der kursierenden | |
Vorwürfe befürchtet die SPD-Politikerin einen „gewaltigen Imageschaden“ f… | |
die Klinik. Schon heute würden sich aufgrund der Dauer-Schlagzeilen | |
werdende Mütter überlegen, ob sie hier entbinden lassen – und medizinisches | |
Fachpersonal, ob es in der Klinik anheuert. Ein Problem, denn zumindest die | |
Schwangeren haben kaum eine Wahl. Mariahilf ist seit der Schließung der | |
Geburtsstation in der Asklepios-Klinik Harburg das einzige Krankenhaus im | |
Bezirk, in dem Entbindungen stattfinden. | |
Allerdings sind auch der SPD-Frau Engpässe in der Geburtshilfe aus der | |
jüngsten Vergangenheit bekannt, über deren Gründe sie gern mehr wüsste: | |
„2018 mussten die Kreißsäle nach meinen Informationen 176,5 Stunden | |
geschlossen bleiben, im Jahr davor waren es nur 19 Stunden.“ | |
Nicht nur die Harburger Bezirksgremien, auch der Gesundheitsausschuss der | |
Bürgerschaft müsse sich mit der Harburger Geburtshilfe befassen, fordert | |
die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver: „Wir brauchen endlich | |
Aufklärung.“ So hätten nach ihren Erkenntnissen nicht, wie kolportiert, | |
neben Mainz auch noch vier Oberärzte und acht Hebammen ihre Kündigung | |
ausgesprochen oder angekündigt – es seien weniger. | |
Doch dass zuletzt auch der neue Ärztekammer-Präsident Pedram Emami sagte, | |
er höre „nichts Gutes über den aktuellen Führungsstil“ in der Harburger | |
Geburtshilfe, sei ein Alarmsignal. | |
3 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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