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# taz.de -- Machtkampf in Kamerun: Oppositionsführer in Haft
> Oppositionsführer Maurice Kamto und Dutzende seiner Mitarbeiter sind
> festgenommen worden. Kamto sieht sich als Sieger der Oktober-Wahl.
Bild: Sitzt in Untersuchungshaft: Maurice Kamto von der Bewegung für die Renai…
Cotonou taz | „Niemand kann ihn zu Gesicht bekommen“, so lautet am
Dienstagmittag die Nachricht eines Parteigenossen von Maurice Kamto, der
vergangenes Jahr dem kleinen Wahlkampfteam des kamerunischen
Oppositionsführers angehört hat. Vermutlich hat er die Mitteilung
vorsichtig in einem unbeobachteten Moment getippt. „Wir sitzen beide in
Untersuchungshaft“, schickt er wenig später eine weitere knappe Mitteilung.
Um die 50 Personen seien aktuell inhaftiert. Danach dringen keine
Informationen mehr nach draußen.
Mit der Verhaftung von Maurice Kamto hat die politische Krise nach Kameruns
Präsidentschaftswahl vom 7. Oktober einen neuen Höhepunkt erreicht. Am
Montagabend wurde der 64-Jährige in der Hafenstadt Douala festgenommen. Er
hielt sich im Haus von Albert Dzongang, selbst zweimaliger Kandidat und
mittlerweile Kamtos Unterstützer, auf. Berichten zufolge gab es ein
massives Polizeiaufgebot, bis er gegen 20 Uhr abgeführt wurde. Er soll in
die Hauptstadt Yaoundé gebracht worden sein.
Das ist die Reaktion der Regierung auf die [1][Proteste vom vergangenen
Samstag.] Kamtos Partei, die Bewegung für die Renaissance Kameruns (MRC),
hatte zu diesem Termin wie bereits wiederholt zuvor zu Demonstrationen
aufgerufen. Denn er, der bekannteste Oppositionspolitiker des
25-Millionen-Einwohner-Landes, sieht sich und nicht den seit 1982
regierenden Präsidenten Paul Biya als wahren Sieger der Wahl vom Oktober.
Das hatte Kamto damals schon keine 24 Stunden nach Schließung der
Wahllokale verkündet und von einem „klaren Mandat“ gesprochen. Es war
jedoch eine kleine Feier gewesen, vor ein paar Dutzend Journalisten und
Parteimitgliedern. Autokorsos oder Straßenumzüge hatte es nicht gegeben. In
den offiziellen Ergebnissen erhielt der einstige UN-Mitarbeiter , der auch
jahrelang unter Paul Biya gearbeitet hatte, dann lediglich 14,23 Prozent.
Am Samstag schien die Mobilisation zu gelingen. In gleich fünf Städten
wurde demonstriert, was Kameruns Behörden offenbar Angst machte. 117
Personen wurden festgenommen. Samira Daoud, stellvertretende Leiterin für
West- und Zentralafrika der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International, forderte am Montagabend: „Die Behörden müssen die
Verhafteten unverzüglich und bedingungslos freilassen. Niemand darf
verhaftet werden, nur weil er seine Meinung äußert.“
## Schüsse sollen gefallen sein
Laut Amnesty sollen Demonstrationsteilnehmer geschlagen worden sein, auch
Schüsse wurden offenbar abgefeuert. Regierungssprecher René Emmanuel Sadi
hat die Anschuldigungen jedoch zurückgewiesen.
Mehrere Oppositionspolitiker Kameruns solidarisieren sich mit Maurice
Kamto. Über Twitter kritisierte Jurist und Menschenrechtsexperte Hilaire
Kamga die Entwicklung scharf. Sie sei eine neue Provokation des
„illegitimen Regimes von Yaoundé“. In einem weiteren Schreiben forderte er
alle Bürger auf, mobilisiert zu bleiben. „Zusammen werden wir gewinnen.“
Akéré Muna, der einen Tag vor der Wahl im Oktober seine Kandidatur
zurücknahm, und zur Wahl Kamtos aufrief, sagte, die Regierung würde beim
Versuch, ihre Stärke zu zeigen, stattdessen Schwächen aufdecken. Sie würde
ein Land verwalten, das auf den Aufstand zusteuert, prophezeit der Jurist.
29 Jan 2019
## LINKS
[1] /Kamerunische-Botschaft-besetzt/!5565592
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Kamerun
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Paul Biya
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