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# taz.de -- Deutsche Dozentin in Jerusalem: Dr. Hilfrich unter Druck
> In Israel weist eine deutsche Uni-Dozentin eine Studentin zurecht, die in
> Uniform erscheint. Rechte nutzen den Streit für ihre Zwecke.
Bild: In Uniform zur Uni? Geht. Doch über die Folgen wird gestritten (Symbolbi…
Berlin taz | Die Ultra-Nationalisten von der israelischen Organisation Im
Tirtzu haben ein neues Opfer: die Deutsche Carola Hilfrich,
Literaturdozentin an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Bislang
zielte Im Tirtzu vor allem auf regierungs- und besatzungskritische
Menschenrechtsorganisationen oder auf die ehemaligen Soldaten von Breaking
the Silence, die bei Im Tirtzu als [1][„Spione“ und „Volksverräter“]
gelten.
Nun also Carola Hilfrich. Alles begann mit einem per Smartphone
aufgezeichneten Streit, der offenbar auf eine Auseinandersetzung zwischen
einer ihrer Studentinnen und arabischen Kommilitonen folgte.
In dem [2][Video] weist Hilfrich die Studentin, eine Soldatin, recht
aufgeregt darauf hin, dass es „naiv“ sei zu denken, sie könne in Uniform
zum Unterricht erscheinen, und davon auszugehen, wie eine Zivilistin
behandelt zu werden. „Du bist Soldatin der israelischen Armee und wirst
entsprechend behandelt.“ Viel mehr ist von dem Streit nicht zu hören.
Nicht so schlimm, könnte man denken. Doch die Kombination der deutschen
Herkunft Hilfrichs mit der heiligen israelischen Kuh in Form einer Uniform
der Armee ist der Dozentin zum Verhängnis geworden. Seit dem Zwischenfall
vor drei Wochen fällt der Unterricht der anerkannten
Literaturwissenschaftlerin aus, die seit gut einem Jahrzehnt zum Lehrstamm
der Hebräischen Universität gehört.
Im Tirtzu wandte sich an Bildungsminister Naftali Bennett und rief zu
Demonstrationen auf dem Campus auf. „Wir geben nicht auf, bis sie entlassen
ist“, hieß es auf einem der Protestschilder. Und: „Soldaten, tragt eure
Uniform mit Stolz“. Ausgerechnet eine Deutsche, hieß es, „will uns Moral
predigen“. Der Zorn auf die Dozentin macht sich inzwischen sogar in
Morddrohungen Luft.
Auch die Uni-Leitung distanzierte sich von der Kollegin. Es könne der
Eindruck entstehen, „dass die Dozentin die Studentin in Uniform
kritisiert“. Dies sei eine irrtümliche Folgerung, deshalb habe sich die
Universitätsleitung für eine „öffentliche Entschuldigung bei der Studentin…
entschieden. Hilfrich sieht sich einerseits von ihren Chefs allein
gelassen, andererseits läuft eine heftige Medienkampagne gegen sie.
Der Fernsehkanal Arutz 10 berichtete über den „Rauswurf der Studentin“. Die
Dozentin sei „dumm“ und „unverschämt“. Wie sich die Dinge tatsächlich
abgespielt haben, scheint mittlerweile keine Rolle mehr zu spielen.
## Kollegen verteidigen Hilfrich
Rückendeckung bekam Hilfrich von Kollegen, die die Universitätsleitung für
die „völlig überflüssige Entschuldigung“ kritisieren. Der
Politikwissenschaftler David Levy-Faur schrieb, seine „geschätzte Kollegin“
vertrete ihre „private Meinung, die legitim und ganz sicher nicht
ungesetzlich“ sei.
Hilfrich sei in eine Situation geraten, „in der Fakten keine Rolle mehr
spielen“. Unterricht in angstfreier Umgebung sei indes nur möglich, wenn
sich das Lehrpersonal der Rückendeckung der Universitätsleitung sicher sein
könne.
Das Magazin Das siebente Auge berichtete resümierend über die „alarmierende
Dynamik eines Journalismus“, der sich zum Opfer der „Manipulation einer
politischen Organisation und ihrer Hetzkampagne“ machen lässt. Ohne
Zweifel, kommentierte die liberale Haaretz bitter, „kann Im Tirtzu den
Erfolg der Schikane gegen Dr. Carola Hilfrich für sich verbuchen“.
24 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=02u_J2C-Lso
[2] https://www.youtube.com/watch?v=rEsjGmF32ZI#action=share
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Israel
Jerusalem
Israel Defense Forces (IDF)
Antisemitismus
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Schwerpunkt Nahost-Konflikt
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