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# taz.de -- Schneemassen sorgen für Bahnchaos: Züge halten nicht an Bahnhöfen
> Weil Bahnsteige nicht geräumt werden, müssen Reisende in Bayern Bus
> fahren. Ein Fahrgastverband will, dass das Land die Regionalzüge
> übernimmt.
Bild: Haltestelle in Berchtesgarden: Werden die Bahnsteige nicht geräumt, komm…
Berlin taz | Absurd: Die Gleise sind mit schwerem Gerät von Schneemassen
befreit, aber die Bahn stellt auf den Schienenersatzverkehr auf den Straßen
um – weil das Betreten der Bahnsteige zu gefährlich ist. Denn für die
Räumung von Schnee und Eis ist kein Personal da. So geschehen nach Angaben
des Fahrgastverbands Pro Bahn etwa auf der Strecke
Kempten-Pfronten-Reutte/Tirol im Allgäu. Dort erreichte der Zug vom
Startpunkt ohne Zwischenhalte sein Ziel. „Das ist ein Unding“, empört sich
der bayrische Pro-Bahn-Landesvorsitzende Winfried Karg.
Weite Teile Süddeutschlands leiden [1][unter dem massivem Schneefall der
vergangenen Tage]. Vor allem in Bayern herrscht Verkehrschaos. Der
Flugverkehr ist eingeschränkt. An den Flughäfen München und Frankfurt
wurden etliche Flüge gestrichen. Auf einigen Autobahnen in Bayern ist der
Straßenverkehr wegen Glätte und Schnellfall zeitweise komplett zum Erliegen
gekommen. Für die nächsten Tage erwarten MetereologInnen weiteren
Schneefall.
„Wir haben als Bahn in Bayern auf weiten Teilen unseres Netzes einen
verhältnismäßig stabilen Verkehr, mit wenigen Beeinträchtigungen“, sagt e…
Sprecher der Deutschen Bahn AG. Der Vorteil der Bahn gegenüber dem Flug-
und Autoverkehr: Sind Gleise zugeschneit, können sie mit Schneeräumern
vergleichsweise leicht befahrbar gemacht werden. Doch angesichts erwarteter
neuer Schneefälle hat die Bahn die Räumung des Abschnitts Kempten-Pfronten
und etlicher weiterer Strecken aufgegeben, so dass Züge nicht mehr an
etlichen Bahnhöfen vorbei-, sondern überhaupt nicht mehr fahren.
Denn die Bahn konzentriert sich bei der Räumung vor allem auf vielbefahrene
Streckenabschnitte. Wegen des Schneeeinbruchs gesperrt sind sieben
Regionalstrecken, darunter Bad Reichenhall – Berchtesgaden oder Holzkirchen
– Schliersee / Lengries / Bayerischzell. Sie werden voraussichtlich auch in
den nächsten Tagen nicht befahren. Das gilt auch für die Strecke zwischen
Immenstadt und Oberstdorf. Busse fahren dort aber. „Ein
Schienenersatzverkehr zwischen Immenstadt und Oberstdorf ist für Sie
eingerichtet. Der Halt Altstädten (Allg) entfällt witterungsbedingt
ersatzlos“, heißt es in einer Pressemitteilung.
## Bahn soll sich besser auf Schneefall vorbereiten
Der Schienenverkehr liegt in den Händen der DB Regio, die Bahnhöfe in denen
der DB Service. „Dass die DB Service nicht dazu in der Lage ist, Bahnhöfe
zu räumen, ist abenteuerlich“, kritisiert Karg. Ein Grund: der
Personalabbau in der Vergangenheit. [2][An etlichen Bahnhöfe gibt es
überhaupt keine DB-MitarbeiterInnen mehr], die vor Ort Schnee und Eis
räumen könnten. Karg fordert, dass die Bahn sich grundsätzlich besser auf
die Witterungsverhältnisse in Bayern vorbereiten muss. „Dass im Januar im
Voralpenland mehr Schnee fällt als anderswo, ist nicht überraschend“,
findet er.
Die Bahn weist die Vorwürfe zurück. In den betroffenen Gebieten „können
unsere Kollegen nicht zeitgleich alle Bahnsteige so schnell räumen, wie der
Schnee fällt“, sagt der Bahn-Sprecher. Die Räumtrupps seien personell
ausreichend ausgestattet. „Sie sind aber, um zeitlich und örtlich flexibel
zu sein, auf Autos angewiesen, die angesichts der Verhältnisse der
vergangenen Tage nicht immer so durchkommen, wie wir uns das alle
wünschen“, erklärt er. Aktuell seien mehr als 600 MitarbeiterInnen im
Räumeinsatz, mehr als Dutzend schwere Schneepflüge- und Schneefräsen auf
Schienen ständen bereit. Hinzu kämen viele schwere Arbeitsfahrzeuge, die
unter anderem Bäume und Äste aus den Gleisen räumen.
## Bayern soll Regionalstrecken von der Bahn übernehmen
Der Fahrgastverband Pro Bahn will, dass Konsequenzen aus dem Bahnchaos
gezogen werden. Er fordert die bayrische Staatsregierung auf, das regionale
Schienennetz [3][vom Bund zu übernehmen]. „Die aktuellen Vorkommnisse
zeigen einmal mehr, dass die Instandhaltung des regionalen Bahnnetzes vor
Ort besser eingeschätzt und verantwortet werden könnte“, sagt Karg.
Derzeit seien nur Strecken gesperrt, die fast ausschließlich regionalen
Zugverkehr aufweisen, ob im Bayerischen Wald, im Werdenfels oder im Allgäu.
„Und in der Region weiß man, dass es im Winter Schnee geben kann – da hät…
man Schneepflüge angeschafft, während das Bundesunternehmen Deutsche Bahn
AG seine verschrottet hat“, sagt Karg. Also müsste der Bund, der Eigentümer
der Bahn, dem Land Bayern das Geld überlassen, dass er ohnehin in den
Erhalt und die Modernisierung des Streckennetzes stecken würde. Karg: „Der
Freistaat würde dann die üblichen Benutzungsgebühren für jede Zugfahrt
bekommen und damit auch auf Dauer den Unterhalt sicherstellen können.“
11 Jan 2019
## LINKS
[1] /Wetterlage-in-Bayern/!5561175
[2] /Die-Deutsche-Bahn-und-die-Mobilitaetskrise/!5538042
[3] /Staatskonzern-in-Dauerkrise/!5556737
## AUTOREN
Anja Krüger
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