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# taz.de -- Empörung in Österreich: Datenhökerei bei der Post
> Die österreichische Post treibt mit Kundendaten Handel. Ganz legal,
> angeblich. „Unethisch“ bis „illegal“ meinen Datenschützer.
Bild: Datenschutz fragwürdig – ein autonomes Zustellfahrzeug der österreich…
Wien taz | Dass das halbstaatliche Unternehmen Post Datensätze an
Unternehmen für zielgruppengerechte Werbung verkauft, vermietet oder
verleast, ist kein Geheimnis. Dass aber so private Daten wie die Anzahl der
erhaltenen Pakete oder das vermutete Wahlverhalten im großen Stil verhökert
werden, wie diese Woche die Rechercheplattform [1][Addendum aufgedeckt
hat], sorgt in Österreich für Empörung.
In so einem Datensatz wird neben vollem Namen, Adresse und Telefonnummer
etwa vermerkt: „Paar ohne Kinder, FPÖ-Affinität hoch, Investmentaffinität
sehr niedrig, Bioaffinität hoch, Distanzhandelsaffinität hoch, 11 Pakete
pro Jahr“. Von den rund drei Millionen von der Post verwalteten Adressen
sind etwa zwei Millionen mit der mutmaßlichen Parteipräferenz angereichert.
Diesen von Addendum anonymisierten Datensatz kaufte neben der SPÖ und dem
Möbelriesen Ikea auch ein Versandhandelsunternehmen. Bei der SPÖ gab man
an, man habe die Adressen für den Wahlkampf 2017 erworben. Auch andere
Parteien kaufen bei der Post regelmäßig Datensätze, die schon einmal
300.000 Euro kosten können. Um Einkommen oder Vermögen ihrer Kunden
einschätzen zu können, kauft die Post auch Daten von Gewinnspielen zu.
Natürlich kann auch die Post ihren Kunden nicht in der Wahlzelle über die
Schulter schauen. Deswegen ist die Zuordnung einer bestimmten
Parteiaffinität hochgradig spekulativ. Sie wird aus den Ergebnissen der
Zählsprengel, der kleinsten statistisch erfassten Gebiete und allfälligem
Kaufverhalten hochgerechnet.
## „Verletzt wohl auch Persönlichkeitsrechte“
Addendum hat das in 50 Fällen überprüft und ist dabei auf eine Trefferquote
von 50 Prozent gekommen. Der von Addendum zitierte Datenschutzexperte Alex
Anderl hält das für hochproblematisch: „Der Betroffene wird so vielleicht
sogar zu Unrecht in ein bestimmtes politisches Lager eingeordnet. Das ist
nicht nur datenschutzrechtlich angreifbar, sondern verletzt wohl auch
Persönlichkeitsrechte“.
Die Österreichische Post AG antwortete in einer schriftlichen
Stellungnahme, sie sei „auf Grund von § 151 Abs. 6 Gewerbeordnung
berechtigt, Personen auf Grund von Marketinganalyseverfahren
Marketinginformationen zuzuordnen“. Georg Mündl, Chef des Adressmanagements
der Post verteidigte im Ö1 Mittagsjournal am Dienstag das Vorgehen mit dem
Interesse der Unternehmen, mit ihrer Werbung möglichst „treffergenau beim
Kunden“ landen: „Wer das nicht macht, ist dann nicht mehr dabei“.
Die am Dienstag im Ö1-Morgenjournal interviewte Internetexpertin Sarah
Spiekermann von der Wirtschaftsuniversität Wien ist dagegen über zeugt:
„Aus ethischer Sicht darf sie das nicht“. Die Post habe eine höhere
Verantwortung. Schließlich könnten die Daten auch von Versicherungen
missbraucht werden, die ihre Angebote individuell anpassen oder von Banken,
die Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit einer Person ziehen würden. Die
Post sei gesetzlich verpflichtet zu prüfen und nachzuweisen, dass diese
Datensätze nicht noch weiterverkauft werden oder für nicht vertraglich
vereinbarte Zwecke eingesetzt würden.
Die Datenschutzbehörde hat jedenfalls ein Prüfverfahren eingeleitet. Die
Strafe könnte bis zu 20 Millionen Euro betragen.
9 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.addendum.org/datenhandel/datenprofile/
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Post
Österreich
Datenschutz
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