Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Virales Video von Demos in den USA: Ein Grinsen zerreißt das Land
> Ein Video von Trump-Anhängern, die einen Ureinwohner verspotten, spaltet
> die USA. Es zeigt auch, wie schädlich voreilige Berichterstattung sein
> kann.
Bild: Dieses Bild spaltet derzeit die USA: Nick Sandmann (links) grinst Nathan …
Berlin taz | Anfangs schien alles klar: Am 18. Januar veröffentlichte der
Twitternutzer @2020fight [1][ein kurzes Video] mit dem Titel „[2][Dieser
MAGA-Loser stört schadenfroh einen demonstrierenden Ureinwohner beim
Indigenous Peoples March“]. In dem Clip ist zu sehen, wie vor der
Lincoln-Gedenkstätte in Washington D.C. eine fast ausschließlich aus weißen
Jungs bestehenden Gruppe im High-School-Alter Teilnehmer der
Ureinwohnerdemonstration umringen. Unter ihn ist der 64-jährige [3][Nathan
Philipps], Angehöriger der Omaha-Nation und Vietnam-Veteran.
Während Philipps singt und auf seine Trommel schlägt, feixen und johlen die
Jungen. Einige von ihnen tragen die berühmt-berüchtigten, roten Kappen mit
Trumps Wahlslogan „Make American Great Again“ (MAGA) – darunter auch ein
junger Mann im Vordergrund, der Philipps unentwegt angrinst und ihm den Weg
zu versperren scheint.
Für viele Onlinenutzer offenbarte sich in diesem jungen Gesicht die
hässliche, rassistische Fratze der USA, die sich durch Trump immer öfters
ans Tageslicht traut. „Dieses Grinsen repräsentiert über 500 Jahre an
Gewalt“, hieß es in einem mittlerweile wieder gelöschten Tweet, der von
[4][Buzzfeed News] zitiert wurde, „dieses Grinsen repräsentiert den
Geltungsanspruch, den ALLE weißen Menschen (und bis zu einem gewissen Grad
auch all jene People of Colour, die nicht Natives sind) auf ihren Platz in
diesem Land erheben.“
Es dauerte dann auch nicht lange, bis die Jungen im Video als Schüler der
Covington Catholic High School in Kentucky identifiziert wurden, die in
Washington an einer Demonstration von Abtreibungsgegnern teilgenommen
hatten. Schule und Diözese von Covington [5][distanzierten sich] daraufhin
vom Verhalten der jungen Männer und kündigten Disziplinarmaßnahmen an.
Wie sich in den Tagen darauf herausstellte, ist das Geschehen vor der
Lincoln-Gedenkstätte allerdings nicht so sehr ein Symbol für Trumps
Amerika, sondern vielmehr der tief gespaltenen US-Gesellschaft im
Allgemeinen – und es zeigt sich, wie sowohl soziale Netzwerke als auch
etablierte Medien durch voreilige Berichterstattung die Risse noch weiter
vertiefen.
## Mittlerweile mischt auch eine PR-Firma in der Diskussion mit
Am Samstag tauchte nämlich ein [6][weiteres, deutlich längeres Video vom
Geschehen] auf. In diesem ist zu sehen, wie Angehörige der „Black Hebrew
Israelites“ – eine Gruppe von Afro-Amerikanern, die für sich beanspruchen
Abkommen der antiken Israeliten zu sein – sich eine verbale
Auseinandersetzung mit den Schülern liefern. Grund hierfür seien die
MAGA-Kappen gewesen. Philipps schreitet daraufhin ein um, wie er selbst
erklärte, zu deeskalieren. Nick Sandmann, der junge grinsende Mann aus dem
Video, [7][behauptete wiederum in einem eigenen Statement], dass er und die
anderen Schüler aufgrund ihrer MAGA-Kappen von den Demonstranten beleidigt
worden wären. Er habe auch gar nicht verstanden, wieso Philipps sich ihm
genähert hätte; mit seinem „Lächeln“ habe er vor allem versucht, ihm zu
zeigen, dass er sich nicht weiter provozieren lassen wolle.
Twitter sperrte daraufhin den Account von @2020fight [8][wegen versuchter
Manipulation des öffentlichen Diskurses]. Allerdings sind die jungen
Trump-Anhänger damit noch nicht aus dem Schneider. Die Autorin Jodi
Jacobson [9][wies nämlich beispielsweise darauf hin], dass das
ungeschnittene Video die High School-Schüler nicht entlasten, sondern im
Gegenteil dabei zeigen würde, wie sie die Schwarzen Demonstranten mit
rassistischen Tänzen provozierten.
Dazu nutzte eine Mutter von einem der anwesenden Schüler den Vorfall
offensichtlich als Vorwand, um sich in einer E-Mail an die Newsseite Heavy
[10][über die „schwarzen Muslime“ auszulassen], die angeblich ihren Sohn
und seine Mitschüler beharkt hätten – obwohl sich die Black Hebrew
Israelites [11][hauptsächlich aus Christen und Juden zusammensetzen]. Mit
welch fragwürdigen Geschützen um die Deutungshoheit des Geschehens aus
konservativer Perspektive gekämpft wird, zeigt auch die Tatsache, dass die
den Republikanern nahestehende PR-Firma RunSwitch ihre Hände bei Sandmanns
Statement im Spiel hatte, [12][wie der Louisville Courier Journal
berichtete].
Auch diese Perspektiven auf das Geschehen liefern also keine
zufriedenstellende Erklärung, was genau sich letztendlich zugetragen hat.
Bleibt zu hoffen, dass die Nutzer in den sozialen Netzwerken und die Medien
besonnener reagieren, wenn demnächst wieder eine Konfrontation zu bewerten
ist. Voreilige Einordnungen spielen letztlich nämlich dem von Trump
propagierten Fake News-Narrativ in die Hände – und damit auch der von ihm
angefeuerten Spaltung der Gesellschaft.
22 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=5FogNIr2x40
[2] https://www.theroot.com/the-next-generation-of-maga-hat-wearing-bigots-besi…
[3] https://www.vogue.com/article/nathan-phillips-activist-song-peaceful-resist…
[4] https://www.buzzfeednews.com/article/juliareinstein/teens-taunted-native-am…
[5] https://www.theguardian.com/us-news/2019/jan/20/outcry-after-kentucky-stude…
[6] https://www.youtube.com/watch?v=t3EC1_gcr34&feature=youtu.be
[7] https://twitter.com/jaketapper/status/1087137470670663680
[8] https://edition.cnn.com/2019/01/21/tech/twitter-suspends-account-native-ame…
[9] https://twitter.com/jljacobson/status/1087137023234846721
[10] https://www.newsweek.com/black-muslims-made-son-do-it-mother-maga-hat-boy-…
[11] https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Hebrew_Israelites
[12] https://eu.courier-journal.com/story/news/local/2019/01/21/covington-catho…
## AUTOREN
Maxime Weber
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
USA
Indigenas
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Kalifornien
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Zeitung wegen Rufmords verklagt: „Washington Post“ in der Defensive
Die Eltern eines 16-Jährigen aus Kentucky verklagen die „Washington Post“
wegen Verleumdung. Sie verlangen 250 Millionen US-Dollar Schadensersatz.
Abschied von einem liberalen Traum: California Albdreaming
Kalifornien, das war lange ein großes Versprechen – von der Kraft der
Gegenkultur und einem freien Leben. Die soziale Spaltung hat den Traum
zerstört.
Gouverneurswahl im US-Staat Georgia: Die neue Mehrheit im Süden
Stacey Abrams könnte in Georgia die erste schwarze Gouverneurin der USA
werden. Ihr Gegner will das mit Tricksereien verhindern.
Tödlicher Terror in Synagoge in Pittsburgh: Unverhohlener Hass als Motiv
In Pittsburgh ermordet eine Mann elf Menschen in einer Synagoge. Ganz aus
dem Nichts kam das nicht, seit Trump nehmen antisemitische Angriffe zu.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.