# taz.de -- Priesterin über katholische Traditionen: „Bei mir wirkt die Prie… | |
> Judith Gigl wollte nicht auf den Vatikan warten und hat sich zur | |
> Priesterin weihen lassen. Nun ist sie exkommuniziert – und guter Dinge. | |
Bild: „Ich brauchte Zeit, zu verstehen, dass es keine ‚Sünde‘ ist, als F… | |
Ein sonniger Tag in Gottmadingen bei Singen. Es war Judith Gigl, 51, | |
bislang noch nie aufgefallen, dass Gott im Stadtnamen steckt. Ihr 2,5 mal 4 | |
Meter breites Gesprächszimmer heißt „der Vatikan“ – im echten Vatikan w… | |
sie mit ihrem Priesterinnenkragen abgewiesen werden. Eine alte, bunt | |
verzierte Uhr, die sie und ihr Mann zur Hochzeit bekamen, tickt. Im | |
Aquarium schwimmen kleine Fische. Auf einem Teller lockt duftendes Gebäck. | |
taz am wochenende: Frau Gigl, wann haben Sie zum ersten Mal davon gehört, | |
dass es katholische Priesterinnen gibt? | |
Judith Gigl: Im Jahr 2002, im Fernsehen. Die Tagesschau berichtete damals, | |
dass sieben Frauen auf einem Schiff auf der Donau geweiht wurden. | |
Eine davon war Christine Mayr-Lumetzberger, die Bischöfin, die Sie später | |
selbst zur Priesterin weihte. Wie kam es 2002 zu dieser Aktion? | |
Lange Zeit konnte nur Theologie studieren, wer Priester werden wollte. Dann | |
beschloss das zweite Vatikanische Konzil, auch Menschen, die nicht Priester | |
werden, zuzulassen. Dadurch durften von nun an auch Frauen Theologie | |
studieren. Ab 1900 fing man außerdem an, die Bibel kritisch zu | |
hinterfragen, es entwickelte sich ein Zweig der feministischen Theologie: | |
Würde in der Bibel stehen, dass jeder katholische Mensch Priester werden | |
könnte und nicht jeder katholische Mann, wäre das Thema bereits gegessen. | |
Aber? | |
Johannes Paul II. erteilte ein Redeverbot. Jeder, der offiziell darüber | |
spricht, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden können und im | |
kirchlichen Dienst ist, muss seitdem mit Konsequenzen rechnen. 2002 | |
beschlossen dann sieben Frauen, den Weg des zivilen Ungehorsams zu gehen, | |
damit sich etwas bewegt. | |
Waren diese Frauen die Ersten? | |
Nein. In der tschechoslowakischen Untergrundkirche wurden schon heimlich | |
Frauen geweiht. Sogar während des zweiten vatikanischen Konzils soll | |
Bischof Dom Hélder Câmara eine Ordensschwester zur Diakonin geweiht haben, | |
weil er sich sicher war, dass Frauenweihen sowieso bald möglich sein | |
würden. | |
Haben Sie sich in dem Moment vor der Tagesschau sogleich angesprochen | |
gefühlt? | |
Ja, ich dachte, das wär’s. Das wär’s. Aber es war halt lange unvorstellbar | |
in dem katholischen Milieu, in dem ich mich bewegt habe. Ich war mitten in | |
der Ausbildung. Ich wusste, sobald ich mich auf so etwas einlassen würde, | |
könnte ich mein Theologiestudium vergessen. Nach dem Entzug meiner | |
Studienerlaubnis setzte ich mich dann aber mit den Priesterinnen in | |
Kontakt. Die Bischöfin Christine sagte, das Theologiestudium sei nicht das | |
Wichtige, sondern das Pädagogische, was ich ja als Erzieherin mitbrachte. | |
Per Internet machte ich mit ihr die Ausbildung, lernte, wie man eine Taufe | |
oder Hochzeit hält. Und dann ging es um Weihen oder nicht. Ich sagte: | |
vielleicht. | |
Wieso die Zweifel? | |
Ich brauchte Zeit, um zu verstehen, dass es keine „Sünde“ ist, als Frau | |
geweiht zu werden. Diese Falschinformationen, dass Frauen nicht geweiht | |
werden können, dass Frauen anders sind; das saß noch tief in mir fest. Doch | |
es gab immer wieder „Zufälle“, die mir klarmachten, dass ich auf dem | |
richtigen Weg bin. Auf dem Weg zur Diakoninnen-Weihe stieg zum Beispiel ein | |
Vater mit seinen Kindern in den Zug. Kaum war die Tür zu, rollte er ein | |
Leinentuch auf dem Boden aus und schrieb mit Edding: „Für Priesterinnen in | |
der römisch-katholischen Kirche“. Er fuhr auf eine Demo für Priesterinnen | |
in der katholischen Kirche. Das war schon creepy. | |
Dann waren Sie sich sicher? | |
Nö. Ich immer noch nicht. Aber mein Mann war sich sicher. Dann war die | |
Weihe. Die hat spirituell etwas bewirkt, da war schon etwas spürbar. | |
Was empfindet man in so einem Moment? | |
Heilige Ehrfurcht. Gänsehaut. Das war schon was Besonderes. Ein Jahr später | |
folgte die Priesterinnenweihe. Das war auch eine sehr schöne Feier. Es | |
waren vor allem viele Frauen da. Wobei ich es schade fand, es nicht | |
öffentlich machen zu können, weil dann ganz viele, die im kirchlichen | |
Dienst sind, nicht hätten kommen dürfen. | |
Gab es weitere Schwierigkeiten? | |
Nein – weil wir die Feier nicht offiziell angekündigt haben. | |
Und Konsequenzen? | |
Leute laufen an mir vorbei und können mich leider nicht grüßen, weil ich | |
Luft für sie bin. | |
Die ersten geweihten Priesterinnen wurden offiziell vom Vatikan | |
exkommuniziert. Sie auch? | |
Nicht persönlich, aber es gelten alle automatisch als exkommuniziert, die | |
von exkommunizierten Bischöfinnen geweiht sind. Da wird nicht jede einzeln | |
exkommuniziert, es wird einfach nicht anerkannt. Wenn ich jetzt in einem | |
katholischen Kindergarten oder kirchlichen Dienst anfangen wollte, würde | |
ich keine Stelle kriegen. Und es bedeutet auch, dass ich nicht kirchlich | |
beerdigt werde. Aber ob das jetzt wirklich noch eine Strafe ist? Rom hat | |
auf jeden Fall ganz klar gesagt, dass Frauen nicht weihbar sind. Die Weihe | |
laufe an Frauen runter wie an einem Öltuch. Gott könne keine Frau weihen, | |
weil sie eine Frau ist. Vorher könnte man einen Goldfisch oder einen | |
Außerirdischen weihen. | |
Fühlen Sie sich dennoch als Priesterin ernst genommen? | |
Von sehr vielen Menschen sehr ernst. Auch von Priestern. Ich hatte schon | |
sehr sachliche Gespräche mit Priestern, die Priesterinnen sehr kritisch | |
gegenüberstehen. Am Ende meinten viele, dass sie glauben, dass Gott durch | |
mich wirkt. Sie wollten für mich beten und hofften, dass sich etwas ändert. | |
Aber natürlich wird so was nie öffentlich gesagt. Ich habe aber auch | |
Anfeindungen erlebt, keine Frage. | |
Sie sind katholisch aufgewachsen? | |
Mein Vater und meine Mutter sind beide katholisch, nie nicht-religiös, aber | |
zeitweise kirchendistanziert. Es gab aber Schwester Ulrika. Sie hat dafür | |
gesorgt, dass ich vom evangelischen in den katholischen Kindergarten kam, | |
weil sie meinen Eltern klargemacht hat, wir würden sonst alle im Fegefeuer | |
schmoren. Ein katholisches Kind gehöre in den katholischen Kindergarten. | |
Ging es dann nach dem Kindergarten katholisch weiter? | |
Bei der Erstkommunion traf es uns Kinder wieder. Abends vor dem | |
Schlafengehen mussten wir auf den Knien ein Gesätz des Rosenkranzes beten, | |
weil Schwester Ulrika das gesagt hatte. Nach der Erstkommunion war das dann | |
wieder gegessen. Meine Brüder wurden dann Ministranten und ich sang im | |
Kinderchor. Meine Eltern gingen nicht mit in die Kirche, sondern haben den | |
kinderfreien Sonntagmorgen genossen. Wir haben unsere Eltern also selten in | |
der Kirche erlebt, höchstens an Heiligabend oder Ostern. Mein Vater hatte | |
immer Tränen in den Augen, wenn wir „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen | |
haben. | |
Sie waren Ministrantin – aber Mädchen war doch bis 1991 das Ministrieren | |
verboten? | |
In der eigenen Pfarrei durfte ich nicht. Aber in der Nachbarpfarrei durften | |
schon Mädchen ministrieren – erst ab 12 Jahren, weil der Pfarrer meinte, | |
Mädchen sind so fleißig und ordentlich. Wenn er die schon im gleichen Alter | |
wie die Jungs ran ließe, verlören die Jungs den Spaß. Ich habe meinen Vater | |
gefragt, ob ich ministrieren dürfe und der fragte: „Erlaubt es der Papst?“ | |
Da sagte ich: „Nein.“ Und er sagte: „Dann mach es.“ So wurde ich | |
Vollblutministrantin. | |
Haben Sie sich als Mädchen anders behandelt gefühlt als die Jungs? | |
Nö, dort nicht. Der Pfarrer war zwar damals noch der Meinung, dass nur | |
Jungs Weihrauch machen und den Bischofsstab halten dürfen. Die | |
Oberministrantin war aber eine richtige Feministin und hat gesagt: „Nee, | |
gleichberechtigt! Ein Junge Weihrauch, ein Mädchen Bischofsstab.“ Ich hätte | |
da nie Wert darauf gelegt, aber so war es für mich normal. Schwester Ulrika | |
hat mich dann ministrieren sehen. Für sie war das eine Sünde. Mädchen | |
hätten am Altar nichts zu suchen. Zum Putzen vielleicht oder als | |
Ordensschwester. | |
Weil Mädchen unrein seien. | |
Genau. Mädchen sind die Verführung und wenn Mädchen in die Sakristei | |
dürfen, werden Jungs nicht zu Priestern, weil sie vorher Mädchen | |
kennenlernen. Oder auch diese Geschichte, dass man als Katholikin keine | |
Tampons nehmen darf. | |
Was? | |
Unrein, alles unrein! Da berührt man die Scheide, das könnte sexuell | |
stimulieren. Ich habe jahrelang Tampons genommen, das hat nie sexuell | |
stimuliert! Da gab es einfach so viele kranke Fantasien. | |
Trotzdem gelang es Ihnen, eine kritische Distanz zu entwickeln. | |
Meine Firmung war ein krasser Einschnitt. Mein eineinhalb Jahre älterer | |
Bruder wurde mit mir gefirmt. Nach der Firmung sind wir aus der Kirche | |
heim. Mein Bruder durfte dann mit meinem Vater vor dem Fernseher sitzen und | |
ich musste in die Küche zum Kochen. Als ich fragte‚ wieso, hieß es, ich sei | |
das Mädchen, ich sei jetzt gefirmt und hätte den Haushalt zu machen. Da war | |
mir klar, dass mein Bruder als Junge viel mehr Freiheit hat als ich. Das | |
ging natürlich granatenmäßig nach hinten los: Ich habe erst recht weniger | |
gemacht. | |
Und dann entschieden Sie sich trotzdem für eine Karriere in der Kirche? | |
Ich war eine Zeit lang sogar Kandidatin im Kloster. | |
Und wie war das? | |
Schön, nett. Aber es wurde auch viel Wert auf Etikette gelegt: Eine | |
Ordensschwester pfeift nicht, rutscht nicht das Geländer herunter. Das war | |
dann der Moment, in dem ich mir das noch mal überlegte. Wenn ich nicht | |
pfeifen und das Geländer herunterrutschen darf, bin ich im falschen Verein. | |
Dann habe ich meinen Mann Markus kennengelernt, wir haben recht schnell | |
geheiratet und bald darauf kam das erste Kind. Aber ich habe weiter viel | |
ehrenamtlich in der Pfarrei gemacht. 2002 hat mich ein Vikar angesprochen, | |
ob ich nicht berufsbegleitend Gemeindereferentin studieren möchte. Das ist | |
eine mehrjährige berufsbegleitende Ausbildung mit Theologiestudium. | |
Wurde die Rolle der Frau in der katholischen Kirche dort thematisiert? | |
Ja! Die Teilnehmerinnen waren ja auch vor allen Dingen Frauen. Ich habe | |
sogar eine Arbeit über Frauen in der Bibel geschrieben. Zu der Zeit war ich | |
aber noch richtig gut katholisch und die Dozentin hat unter diese Arbeit | |
geschrieben: „Überdenken Sie doch bitte noch mal die Rolle der Frau.“ Die | |
würde ich heute gerne mal wieder treffen. Die hätte im Leben nicht damit | |
gerechnet, dass ich mal Priesterin werde. Am Ende der Ausbildung, während | |
des Pfarrgemeindepraktikums, kam dann die Gemeindereferentin dort auf mich | |
zu und meinte, notenmäßig und engagementmäßig sei zwar alles im | |
Einserbereich, aber sie gebe trotzdem weiter, dass sie mich aus dem | |
Studienprogramm nehmen sollen. | |
Warum? | |
Eine Mutter gehöre ins Haus und der Mann an den Arbeitsplatz. Damals | |
arbeitete ich Vollzeit im Kindergarten und mein Mann kümmerte sich um | |
unsere drei eigenen Kindern und betreute zusätzlich noch Tageskinder. Es | |
kam dann auch so: Man entzog mir die Studienerlaubnis, dankte mir für mein | |
Engagement und sagte, ich müsse das positiv sehen, ich hätte ja durch das | |
Studium so viel Material an die Hand gekriegt, um mich weiterhin gut | |
ehrenamtlich in der Pfarrei zu engagieren. | |
Gemeindereferentin wäre ein bezahlter Job gewesen? | |
Ja, das ist ein voller Beruf. Am Anfang hatte ich ganz viele Schuldgefühle. | |
Das hat mir damals wirklich den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hatte | |
ja auch schon im Kindergarten gekündigt. Mein Mann hat dann wieder Vollzeit | |
gearbeitet und ich war daheim. Ich fragte mich, was ich mit einem fast | |
fertigen Theologiestudium anfangen könnte. Es kann ja nicht alles für die | |
Tonne gewesen sein? Ich kam dann auf freie Rednerin. | |
Die evangelische Kirche oder die Altkatholiken waren aber nie eine | |
Alternative für Sie? | |
Darüber nachgedacht habe ich schon. Aber ich bin in römisch-katholischen | |
Kreisen groß geworden. Außerdem habe ich Albert Einstein gelesen: Um ein | |
tadelloses Mitglied einer Schafsherde zu sein, musst du vor allen Dingen | |
ein Schaf sein. Ich kann in der Kirche nur eine Veränderung vollziehen, | |
wenn ich in der Kirche bleibe, egal wie schwierig es ist. Es gibt ja auch | |
störrische oder schwarze Schafe. | |
Es gibt doch aber keine Grundlage, die das Frauenpriestertum verbietet. | |
Doch, natürlich. Kirche versteht sich nicht nur aus der biblischen | |
Geschichte heraus, sondern auch aus der Tradition. Selbst wenn nun die | |
feministische Theologie sagt, dass in der Bibel steht, Frauen sind genauso | |
wie Männer, heißt es in der katholischen Argumentation: Die 2.000 Jahre | |
Tradition zählen mehr als die Bibel. | |
Also: Weil die Stellung der Frau vor 2.000 Jahren so war, muss sie heute so | |
bleiben. | |
Ja, aber mir geht es gar nicht so sehr darum, dass ich als Frau | |
gleichberechtigt bin. Mir geht es um all die Menschen, die in der Seelsorge | |
zu kurz kommen. Ich hab viele Frauen getroffen, die sexuellen Missbrauch | |
oder Gewalt in der Ehe erlebt haben. Einem Priester erzählen sie das nicht, | |
das erzählen sie mir als Frau. Solche Frauen bleiben auf der Strecke, wenn | |
Seelsorger Männer sein müssen. Das tut mir so weh. | |
Was macht Ihr Frausein aus? | |
Ganz ehrlich: Ich empfand mich immer eher maskulin. Ich wollte schon | |
Mädchen sein, aber das hat nicht funktioniert. Ich wollte keine Röcke | |
tragen. Ich weiß nicht, ob ich, wenn es möglich gewesen wäre, mit zwanzig | |
das Geschlecht gewechselt hätte. | |
Macht es Sie manchmal wütend, dass Sie sich nicht frei mit Stola bewegen | |
oder in der Kirche eine Trauerfeier abhalten können? | |
Ja, aber in der Zwischenzeit habe ich gelesen, was es mit der Psyche eines | |
Menschen macht, wenn immer, wenn er eine Kirche betritt, die Lichter | |
angehen, alle Leute sich erheben und die Orgel erschallt. Der Priester | |
schreitet durch den Mittelgang und alle schauen ihn an. Was macht das mit | |
ihm? Wie kann er dafür sorgen, dass er nicht durchdreht, das nicht auf | |
seine Person münzt? Man fühlt sich wirklich als was Besonderes, es fühlt | |
sich auch wirklich schön an. Aber man sagt, Justin Bieber zum Beispiel | |
hatte das Pech, zu früh erfolgreich gewesen zu sein. Da bin ich heute froh, | |
dass ich nie so früh in diese Falle getappt bin. | |
Wie sprechen die Leute Sie an? | |
Viele sagen tatsächlich „Frau Pfarrer“, ganz lustig. Sie wissen nicht, wie | |
man mich anspricht. Frau Rednerin klingt komisch. Sonst Frau Gigl. Wenn ich | |
daran denke, trage ich mein Namensschild. Aber sie begegnen mir alle per | |
Sie. In dem Moment bin ich Ritualchefin, ob bei einer Hochzeit oder einer | |
Trauerfeier. | |
Und wie begegnen Sie einer anderen Priesterin oder Bischöfin? | |
So wie der Bischöfin Christine: Man nimmt das Handtuch und wäscht ab. Bei | |
Pfarrern, die mich ignorieren oder mich von oben herab behandeln, trage ich | |
bewusst den Priesterkragen und bin bewusst per Sie. | |
Was wäre, wenn der Papst sagt: Ab morgen weihen wir Frauen? | |
Wäre schön, dann melde ich mich. | |
Da würden Sie sich noch mal weihen lassen? | |
Nein, das geht nicht. Die Weihe ist ja keine Goldfischtaufe. Wenn es darum | |
geht, ob die Weihe für Frauen möglich ist, sage ich jedes Mal: Bei mir | |
wirkt die Weihe, wirkt sie bei Ihnen? | |
Wie sähe Ihre Wunschkirche aus? | |
In jedem Ort ein paritätisches Priesterpaar. Und dass die Menschen sich mit | |
ihrer Begabung einbringen können, nicht dieses „Ich Priesterin, du Laie“. | |
Ich habe meine theologische Ausbildung, die ich einbringen kann. Mich aber | |
bei einem Gemeindefest kochen zu lassen, ist Blödsinn, das kann ich gar | |
nicht. | |
Und werden Sie eines Tages Päpstin? | |
Mir reicht meine Arbeit hier vor Ort. Je weiter man hoch kommt, desto mehr | |
Verwaltungsaufgaben hat man und verliert den Kontakt zu den Menschen. Ich | |
bin eine Sitzpflanze, etwas Festgewachsenes, ich mag es, wenn die Leute zu | |
mir kommen. Papst würde ich auf keinen Fall sein. Es widerspricht meinem | |
Demokratieverständnis, Monarchie hat für mich nichts mit Kirche zu tun. | |
Aber ist eine monotheistische Religion nicht immer auch irgendwie | |
hierarchisch? | |
Gott ist über mir, aber wenn ich den Glauben immer an neue Stellen | |
delegiere, bringt mich das immer weiter weg von ihm. Wer oder was Gott ist, | |
kann ich aber nicht mehr sagen. Früher war das ganz einfach: der nette Herr | |
auf der Wolke. Aber seit ich als freie Rednerin arbeite und gezwungen war, | |
über den Tellerrand zu schauen, merke ich, Gott ist größer als das, was ich | |
bis jetzt in der katholischen Kirche gelernt habe. Er/Sie ist Eltern, es | |
reicht, dass er/sie da ist. Diese Zuschreibung, Gott muss so und so sein, | |
das lehne ich ab. Wie den Sündenbegriff. Ob ich jetzt in der Fastenzeit | |
nasche oder nicht, das interessiert weder Gott noch sonst wen. | |
20 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Stella Schalamon | |
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