Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Abschiebung aus der Türkei: Ans Boersma ohne Job
> Die holländische Journalistin musste wegen angeblicher Verbindungen zu
> einer Terrororganisation die Türkei verlassen. Nun wurde ihr gekündigt.
Bild: Ans Boersma hat als Korrespondentin die niederländische „FD“ in Inst…
Istanbul taz | Als am Donnerstag letzter Woche bekannt wurde, dass die 31-
jährige holländische Journalistin [1][Ans Boersma aus der Türkei
abgeschoben wurde], war die Empörung noch groß. Ein erneuter schwerer
Angriff auf die Pressefreiheit, schrieb der Chefredakteur der
Wirtschaftszeitung Het Financieele Dagblad (FD), Jan Bonjer, für die Ans
Boersma überwiegend gearbeitet hatte.
Er forderte von der niederländischen Regierung, in Ankara zu protestieren.
Ähnliche Kommentare kamen von der niederländischen
Journalistengewerkschaft. Mittlerweile ist von den Protesten nicht mehr
viel übrig geblieben, stattdessen hat FD mitgeteilt, nicht mehr mit Ans
Boersma zusammenzuarbeiten.
Diese Wendung der Ereignisse wurde am Donnerstag durch eine Stellungnahme
der türkischen Regierung eingeleitet, die mitteilte, Boersmas Abschiebung
habe nichts mit ihrer journalistischen Arbeit zu tun, sondern basiere auf
Informationen, die der holländische Geheimdienst seinen türkischen Kollegen
habe zukommen lassen. Danach hätten die Holländer ihre eigene
Staatsbürgerin als Teil einer Terrorermittlung beschrieben und der
türkischen Polizei Fragen über Reisen der Journalistin gestellt.
Hintergrund ist offenbar, dass Boersman von 2013 bis Mitte 2015 mit einem
syrisch-stämmigen Mann befreundet war, der mittlerweile unter dem Verdacht,
Mitglied der von [2][al-Qaida abstammenden Nusra-Front in Syrien] zu sein,
in Holland in Untersuchungshaft sitzt. Laut holländischer
Generalstaatsanwaltschaft ist Boersma damit Teil einer laufenden
Untersuchung im Zusammenhang mit Terrorismus. Sie selbst werde nicht als
Terroristin verdächtigt.
Laut holländischen Medien soll sie 2013 und 2014 in der Türkei gewesen
sein, um ihrem damaligen Freund zu helfen, ein Visum für Holland zu
bekommen. Das genügte der FD, um sie nun fallen zu lassen. Sie habe sich
nicht klar genug erklärt, das Vertrauensverhältnis sei deshalb zerstört,
schrieb der Geschäftsführer der Zeitung.
Ans Boersma selbst hat sich seit ihrer Rückkehr nach Amsterdam noch nicht
öffentlich geäußert, das will sie nach Auskunft ihrer Freunde erst nach
einer polizeilichen Vernehmung am Montag tun. Doch was immer sie nun sagt
und ganz unabhängig davon, was letztlich von der ganzen Geschichte übrig
bleibt, der Schaden ist bereits eingetreten.
Nach der öffentlichen Denunziation durch die holländische Justiz ist Ans
Boersmas journalistische Karriere zerstört und die türkische Regierung kann
mit Genugtuung darauf verweisen, dass sie ja schon immer gesagt hat,
[3][sie gehe natürlich nie gegen Journalisten] sondern immer nur gegen
Terroristen vor.
20 Jan 2019
## LINKS
[1] /Journalistin-aus-den-Niederlanden/!5566365
[2] /Syrischer-Buergerkrieg/!5328221
[3] /Kommentar-DJV-warnt-vor-Tuerkei-Reisen/!5562781
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Türkei
Journalismus
Schwerpunkt Pressefreiheit
Niederlande
Terrorverdacht
Fox News
taz.gazete
Niederlande
Türkei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Medien in der Türkei: Linke gucken Fox News
Fox News gilt als stramm konservativ. Nicht so in der Türkei: Das türkische
Fox TV ist der letzte große und unabhängige Kanal des Landes.
taz gazete hat Geburtstag: So schreiben Sie über die Türkei
Beim Berichten über die Türkei kann man als Journalist*in schon
verzweifeln. Wir zeigen, wie’s geht: Suchen Sie Gegensätze! Unbedingt!
Journalistin aus den Niederlanden: Türkei schiebt Reporterin ab
Gerade erst hat die Journalistin Ans Boersma eine neue Presse-Genehmigung
bekommen. Nun musste sie die Türkei umgehend verlassen.
Adil Yiğit nach Protest gegen Erdoğan: Journalist will kein Flüchtling sein
Der Regimekritiker wurde aus der Pressekonferenz von Erdoğan und Merkel
gezerrt. Nun gibt es Streit um seine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.