# taz.de -- Weltmeisterschaft der Paraschwimmer: Juden dürfen nicht in den Pool | |
> Malaysia richtet im Juli die Weltmeisterschaft der Paraschwimmer aus. | |
> Aber die Regierung weigert sich, israelischen Athleten Visa zu erteilen. | |
Bild: Malaysias Außeniminister Saifuddin Abdullah mit dem Vorsitzenden der BDS… | |
BERLIN taz | Im Sommer 2020 finden in Tokio die Olympischen und | |
Paralympischen Sommerspiele statt. Der olympische Geist, so heißt es in den | |
„grundlegenden Prinzipien des Olympismus“, bedeute „Freundschaft, | |
Solidarität und Fairplay“. Für Leistungssportler ist die Teilnahme ein | |
Traum. | |
Für die israelischen Paraschwimmer ist dieser Traum wohl schon jetzt | |
geplatzt. Denn Malaysia, das Ende Juli in der Stadt Kuching die | |
Weltmeisterschaft im Paraschwimmen austrägt, weigert sich, israelischen | |
Sportlern die Einreise zu erlauben. Hunderte Schwimmer aus 70 Ländern | |
werden zusammenkommen; es geht auch um die Qualifikation für die | |
Paralympics. | |
„In Malaysia ist kein Platz für israelische Sportler“, teilte der | |
Premierminister Mahathir Mohamad mit. Schon im November 2018 hatte sich der | |
israelische Verband erfolglos um Visa für die Behindertensportler bemüht. | |
Nach Kritik in israelischen Medien verkündete der malaysische Außenminister | |
Saifuddin Abdullah am Mittwoch, dass der Ausschluss immer gelte. „Auch wenn | |
wir schon die Austragung eines Events bestätigt haben, werden wir sie nicht | |
ins Land lassen“, sagte er. „Außerdem werden wir keinerlei Veranstaltungen | |
mehr ausrichten, an denen Israel beteiligt ist.“ | |
Der Deutsche Behindertensportverband, mit über einer halben Million | |
Mitgliedern und auf Platz drei des ewigen Medaillenspiegels der | |
Sommerparalympics einer der einflussreichen Verbände, will das nicht | |
akzeptieren. „Unsere Position dazu ist klar“, sagt Verbandschef Friedhelm | |
Julius Beucher, „es gibt für uns nur zwei Möglichkeiten: die israelische | |
Mannschaft entweder einreisen lassen oder die Meisterschaften in ein | |
anderes Land verlegen.“ Der deutsche Verband habe umgehend dafür gesorgt, | |
dass sich der Weltverband IPC in London mit der Sache beschäftigt, so | |
Beucher zur taz. | |
## Überraschend ist das Verhalten Malaysias nicht | |
Das IPC selbst gab eine Erklärung heraus, wonach man „bitter enttäuscht“ | |
sei. Gleichwohl wolle man mit den Organisatoren in Malaysia in Dialog | |
bleiben. „Wir werden alle Optionen prüfen, um die Teilnahmemöglichkeit | |
aller qualifizierten Athleten sicherzustellen“, heißt es. | |
Deutlich wird die sportpolitische Sprecherin der SPD, Michaela Engelmeier, | |
selbst frühere Spitzensportlerin im Judo. Sie spricht von einem „massiven | |
Verstoß gegen das internationale Fairplay im Sport“ und fordert, Malaysia | |
Sportveranstaltungen abzunehmen. | |
Überraschend ist das Verhalten Malaysias allerdings nicht. Bereits im | |
Dezember 2015 wurde zwei israelischen Windsurfern die Teilnahme an der | |
Junioren-WM auf Langkawi verweigert. Und im Januar 2016 nahm das Team | |
Israel lieber nicht an der Tischtennis-WM in Malaysias Hauptstadt Kuala | |
Lumpur teil. Ihm waren die Visa verwehrt worden, und die Sicherheit der | |
Sportler schien gefährdet. | |
Malaysia unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu dem jüdischen Staat. | |
Mahathir Mohamad, der sich auch gerne „Dr. M“ nennen lässt, hat schon | |
mehrfach Israels Politik mit der des Nationalsozialismus verglichen. 2012 | |
bekannte er, es freue ihn, wenn man ihn einen Antisemiten nenne, und 2010 | |
behauptete er, der Holocaust habe „als Endlösung für das Judenproblem | |
versagt“. | |
Auch mit Visaverweigerungen kennt sich Mahathir aus: 1984 untersagte er den | |
New Yorker Philharmonikern die Einreise. Sie wollten ein Stück des | |
jüdischen Komponisten Ernest Bloch aufführen. | |
Das israelische Außenministerium reagierte am Donnerstag und kritisierte | |
die Entscheidung Malaysias scharf. Sie sei „ohne Zweifel von dem rabiaten | |
Antisemitismus des malaysischen Premierministers inspiriert“, so ein | |
Sprecher. Israel hält die Verbannung für „beschämend“ und „komplett | |
gegensätzlich zum olympischen Geist“. Malaysias Außenminister antwortete am | |
Freitag: Er sei „zutiefst angewidert“ von den israelischen Vorwürfen, hei�… | |
es in einer Erklärung. Israel hätte „kein Recht, über moralische Werte zu | |
sprechen.“ | |
Warum Malaysia sich so offen antisemitisch positioniert, verriet | |
Premierminister Mahathir auch. Man wolle so seine Position zum | |
israelisch-palästinensischen Konflikt verdeutlichen. Was die israelischen | |
Paraschwimmer mit diesem zu tun haben, erklärte der Regierungschef nicht. | |
18 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Frederik Schindler | |
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