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# taz.de -- Protestieren in Frankreich: Gelbe Weste als Risiko
> Bei Aktionen der Gelbwesten kam es zu Ausschreitungen – und zu heftiger
> Polizeigewalt gegen die Demonstranten. Bisher wurden 200 Klagen
> eingereicht.
Bild: Ein Wandgemälde des Straßenkünstlers PBOY in Paris zeigt die Gelbweste…
Paris taz | Ungefährlich ist es nicht, mit gelben Warnwesten gegen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu demonstrieren. [1][Jeden Samstag]
gibt es auf den Kundgebungen Verletzte bei Zusammenstößen mit der Polizei.
Nicht immer ist das harte Vorgehen durch Provokationen aus den Reihen der
Gilets jaunes zu entschuldigen. Nach neun aufeinanderfolgenden Wochenenden
mit endlosen Ordnungseinsätzen, Stress und Beschimpfungen gehen scheinbar
auch etlichen Beamten die Nerven durch. Die Franzosen stellen dabei auch
ihre Ausrüstung und den [2][Einsatz von gefährlichen Granaten und
Hartgummigeschossen] infrage.
In den letzten Wochen wurden 200 Klagen eingereicht, in 78 Fällen ermittelt
die Polizeiinspektion intern, ob Befehle missachtet oder vorsätzlich
Körperverletzungen verursacht wurden. Verurteilt wurde aber bisher noch
kein Polizist im Zusammenhang mit den Einsätzen gegen die Gilets jaunes.
Derzeit zirkulieren im Internet vor allem Videos von einer Kundgebung der
Gilets jaunes in Bordeaux vom vergangenen Samstag. Darauf ist zu sehen, wie
ein Mann mit einer gelben Warnweste regungslos am Boden liegt, er blutet
aus einer offenen Kopfwunde. Eine andere Sequenz zeigt, wie freiwillige
Sanitäter dem Verletzten Erste Hilfe leisten. Seither liegt Olivier B. mit
einer Hirnblutung im Koma. Er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr, muss aber
mit bleibenden Schäden rechnen.
Der gravierende Zwischenfall ist mittlerweile Gegenstand einer behördlichen
Untersuchung. Cindy B., die mit ihrem Mann Olivier an die Demonstration
gekommen war, hat eine Klage gegen die Polizei eingereicht.
## „Flashballs“ – fast so groß wie ein Tennisball
Für den Regionalsender France 3 in der Aquitaine, der diese Szenen gefilmt
und ausgestrahlt hat, lag von Beginn an die Vermutung nahe, dass dieser
Demonstrant in einer Seitenstraße des Zentrums entweder von einer
Polizeigranate oder einem von den Ordnungskräften verschossenen
Hartgummikaliber getroffen wurde. Die Behörden machten aber keine Angaben,
ob Demonstranten durch die Polizei verletzt wurden.
Inzwischen sind neue Videos aufgetaucht, die von den Gilets jaunes als
Beweis für die Polizeigewalt verbreitet werden. Man hört, wie einer der
Uniformierten betroffen feststellt: „Leute, da hat es noch einen Verletzten
gegeben!“ Diese Aufnahmen legen den Verdacht nahe, dass die Polizisten
versuchten, sich der Verantwortung zu entziehen. „Sie wissen nicht, dass
wir es waren …“, sagt darauf nämlich eine Stimme, die anordnet, vorsorglich
die Hülsen der abgefeuerten Geschosse einzusammeln.
Um einen Einzelfall handelt es sich bei Olivier B. zumindest nicht. Im
Verlauf der Zusammenstöße zwischen der Polizei und den Gelbwesten gab es
nämlich unzählige Verletzte. In diesem Zusammenhang werden die von den
Ordnungstruppen sehr massiv eingesetzten Lärm- und Reizgasgranaten
kritisiert, bei deren Explosion bereits mehreren Demonstranten eine Hand
abgerissen wurde.
Besonders umstritten ist in Frankreich gegenwärtig die Hartgummimunition.
Die runden „Flashballs“, die fast so groß wie ein Tennisball sind, sind in
den letzten Wochen sehr häufig gegen Demonstranten verwendet worden. Als
noch gefährlicher erwiesen sich die neuen zylinderförmigen
Hartgummigeschosse mit einem Durchmesser von 4 Zentimetern, die mit der
Pistole LDB-40 abgefeuert werden. In beiden Fällen handelt es sich also
nicht um Gummischrot, wie es zur polizeilichen Abwehr einer Bedrohung in
anderen Ländern erlaubt ist, sondern um vergleichsweise viel größere harte
Geschosse. Sie können gravierende Verletzungen bewirken.
17 Jan 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Rudolf Balmer
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