# taz.de -- Hamburger Asklepios-Ärzt*innen: Brandbrief verpufft | |
> Ärzt*innen aus St. Georg schrieben in einem Hilferuf von einer prekären | |
> Situation. Die Gesundheitsbehörde wollte das prüfen. Was ist seitdem | |
> passiert? | |
Bild: Frustrierte Ärzt*innen: Trotz Hilferufs ist in St. Georg bislang nichts … | |
HAMBURG taz | Dutzende Ärzt*innen der Asklepios Klinik St. Georg sehen ihre | |
eigene Gesundheit und ihre Patient*innen wegen einer „prekären personellen | |
Situation“ gefährdet. Deshalb wandten sie sich schon vor Wochen [1][mit | |
einem Brandbrief Hilfe suchend an den Hamburger Landesverband] des | |
Marburger Bundes. Ein Sprecher der Gesundheitsbehörde kündigte im November | |
gegenüber der taz an, dass die Behörde den erhobenen Vorwürfen nachgehen | |
wolle, wenn das Schreiben zugänglich gemacht würde. Doch was seitdem | |
wirklich passiert ist, bleibt offen. | |
Die Behörde nehme die im Rahmen der Berichterstattung erhobenen Vorwürfe | |
sehr ernst, heißt es auf Anfrage der taz aus der Pressestelle. Sie würden | |
geprüft und ihnen werde „wie in solchen Fällen üblich – unter anderem im | |
Rahmen gesetzlicher Kontrollmöglichkeiten und von Gesprächen mit dem | |
Klinikträger“ nachgegangen. | |
Doch auch auf Nachfrage wollen die Behördensprecher nicht beantworten, ob | |
der Brandbrief überhaupt in der Behörde vorliegt. Geschweige denn, ob | |
überhaupt versucht wurde, ihn zu bekommen und damit auch die Details der | |
Vorwürfe der Ärzt*innen zu erfahren. Das dürfte eigentlich kein Problem | |
sein. Immerhin übt die Gesundheitsbehörde die Aufsicht über die | |
Krankenhäuser aus. Und die Stadt hält noch 25,1 Prozent der Anteile an den | |
[2][Asklepios-Kliniken]. „Bei allem Verständnis für Ihre Fragen haben wir | |
diese soweit es uns möglich war bereits beantwortet“, schreibt eine | |
Behördensprecherin. Weitere Details zu laufenden Gesprächen könne man nicht | |
nennen. | |
Die Ärzt*innengewerkschaft Marburger Bund hat nach Angaben des | |
Landesvorsitzenden Pedram Emami alles ihr Mögliche in die Wege geleitet. | |
Das seien aber eher formalistische Maßnahmen, wie eine | |
Arbeitsbelastungsüberprüfung und der Austausch mit dem Betriebsrat. | |
Der Brief sei bisher nicht an die Gesundheitsbehörde weitergeleitet worden. | |
„Wenn die Behörde etwas wissen will, dann steht unsere Tür immer offen“, | |
sagt Emami. „Man kann uns gerne fragen.“ Die Stadt als Miteigentümerin | |
müsse, nach allem was publik geworden ist, schauen, was ihrerseits zu tun | |
ist, findet er. „Es wäre gut gewesen, wenn die Ärztinnen und Ärzte das | |
Signal bekommen hätten: Wenn sie Hilfe brauchen, dann werden sie Hilfe | |
bekommen“, sagt er. | |
Doch das ist scheinbar nicht geschehen, wie Christine Löber berichtet. Sie | |
ist HNO-Ärztin in der Notaufnahme in St. Georg. „Die Betroffenen haben | |
bisher überhaupt keine Rückmeldung bekommen“, sagt sie. „Es ist | |
unglaublich, dass eine Abteilung in größter Not einen Hilferuf startet und | |
auf eine massive Patientengefährdung hinweist und die Behörde sich nicht in | |
der Lage sieht, sich dazu zu äußern.“ Sie findet dieses Verhalten in | |
höchstem Maße respektlos – auch den Patient*innen gegenüber. | |
Diese hätten die Berichterstattung mitbekommen und seien massivst | |
verunsichert. „Alles, was ihnen bisher entgegen gebracht wird, ist ein | |
erdrückendes Schweigen seitens des Konzerns und Frau Prüfer-Storcks“, so | |
Löber. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ist nicht immer | |
so verschwiegen. Als die internistische Notaufnahme der Asklepios Klinik | |
St. Georg im Sommer von der Notfallversorgung abgemeldet werden musste, | |
kritisierte sie das zwar, sprach aber von einer „Ausnahmesituation“. | |
„Dies ist keine Ausnahmesituation, sondern seit längerem die Regel“, | |
schrieben hingegen die Ärzt*innen in ihrem Brandbrief. Unterzeichnet haben | |
ihn hauptsächlich Ärzt*innen der Kardiologie und der Inneren Medizin. Also | |
der Abteilung, die auch den im Sommer gesperrten Teil der Notaufnahme | |
besetzen muss. | |
Auch Asklepios schweigt sich zu den von der Behörde genannten Gesprächen | |
aus. Sämtliche Fragen zu Kontakten und Gesprächen mit der | |
Gesundheitsbehörde bleiben unbeantwortet. Die Klinikleitung stünde in | |
ständigem Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen der Notaufnahme und der | |
Inneren Medizin, sagt stattdessen ein Sprecher. Zu Jahresbeginn würde ein | |
neues Konzept zur Dienstplangestaltung der Notaufnahme erarbeitet – durch | |
die neuen ärztlichen Leiter der Notaufnahme und der Inneren Medizin. | |
„Unser Ziel ist es, dass die Strukturen in der Notaufnahme des AK St. Georg | |
in einem Jahr besser sind, als noch im Spätsommer 2018“, so der | |
Konzernsprecher. | |
Asklepios hat laut Emami „Bereitschaft zum Dialog“ signalisiert. Die | |
Personalsituation in St. Georg entspanne sich langsam. „Für die Zukunft | |
wäre es natürlich schön, wenn es nicht zum Ritual werden würde, dass die | |
Leute bis zur Erschöpfung arbeiten und dann laut werden und erst dann | |
Stellen nachbesetzt werden“, sagt er. | |
19 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5550069/ | |
[2] http://www.spiegel.de/spiegel/asklepios-klinikkonzern-der-kranke-konzern-a-… | |
## AUTOREN | |
Marthe Ruddat | |
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