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# taz.de -- taz-Serie Was macht eigentlich …? ( Teil 3): Das wird noch was mi…
> Hertha wünscht sich seit Jahren ein neues Stadion. Jetzt gibt es eine
> Fläche und damit eine Menge Probleme – ein Kompromiss scheint greifbar.
Bild: So schön kann's werden: rechts der erträumte Neubau von Hertha, links d…
Der 25. Juli 2025 soll das Datum sein, an dem dann doch alles nach Wunsch
ausgegangen sein soll. Denn an diesem Tag – nebenbei Vereinsjubiläum: 133
Jahre! – möchte [1][Hertha BSC] sein neues Stadion auf dem Olympiagelände
eröffnen. Rund 55.000 Zuschauer soll es fassen. Und im Januar 2022 soll der
Bau beginnen.
So forsch zumindest formulierte es im November 2018 Klaus Teichert, der
früher mal Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Finanzen für die SPD
war und heute bei Hertha mit der Leitung der Hertha BSC Stadion GmbH
betraut ist. Allerdings sind Teicherts Daten auch reichlich viel PR-Stunt:
Bisher gibt es nämlich weder einen Senatsbeschluss für den Bau noch einen
transparenten Plan von Hertha, wie sie das 200-Millionen-Projekt eigentlich
finanzieren will.
„Wir haben ein Modell, wie die Finanzierung gesichert werden kann“,
verkündete Teichert im Herbst. Hertha weigert sich jedoch, die
Finanzierungspartner zu nennen. Nur eine Fertigstellungsgarantie gibt der
Verein. Die Berliner Abgeordneten wollen gerne etwas mehr erfahren und
klagten ohnehin zuletzt regelmäßig, dass sie sich schlecht informiert
fühlten durch den Bundesligisten.
Ursprünglich wollte Hertha Ende 2018 eine Einigung mit dem Senat verkünden.
Passiert ist bislang noch nichts. Dahinter mag auch Kalkül seitens der
Berliner Politik stecken: Hertha hat sich mit dem Eröffnungsdatum 2025
selbst Zeitdruck auferlegt. Je weiter die Zeit fortschreitet, desto mehr
Zugeständnisse dürfte der Verein machen. Hertha wiederum hat zwar eine
Fläche benannt, aber Detailfragen bisher nicht ausreichend beantworten
können.
## „Laut, eng und nah“ soll es sein
Das aggressive Drängen des Erstligisten hat jedenfalls dazu geführt, dass
ein Neubau mittlerweile wahrscheinlich ist. „Laut, eng und nah“ soll der
sein, wie es im Hertha-Werbesprech heißt – also ohne Laufbahnen, mit
steilen Tribünen, ein reines Fußballstadion mit weniger Plätzen und damit
hoher Auslastung. Sozusagen das klare Gegenteil vom Olympiastadion.
Die Bedingungen sind schwierig: Erst fand sich in Berlin keine geeignete
Fläche. Dann schlug Hertha einen Neubau auf dem Olympiagelände vor, aber
der Senat hielt mit dem Denkmalschutz dagegen. Nebenbei sorgt er sich bis
heute um die Weiternutzung des Olympiastadions und die etwa fünf Millionen
Euro Miete, die Hertha derzeit jährlich zahlt. Ein Konzept, wie es mit dem
Olympiastadion weitergeht, sodass es kein allzu großes Verlustgeschäft
wird, gibt es nicht.
Der Bundesligist versuchte daraufhin recht erfolgreich, den Senat mit einer
Abwanderung nach Ludwigsfelde außerhalb der Stadtgrenze zu erpressen. Das
wiederum machte Teile der eigenen Anhängerschaft wütend, die ihre Hertha in
Berlin verorten und sonst nirgendwo. 2017 war plötzlich auch ein Umbau des
alten Olympiastadions im Gespräch, wogegen wiederum die Leichtathleten
Sturm liefen.
Nachdem es schon aussah, als habe sich der Bundesligist hoffnungslos
verrannt, scheint sich jetzt mit dem Neubau auf dem Olympiagelände ein
Kompromiss anzubahnen. Zumindest das Argument Denkmalschutz konnte Hertha
umgehen, indem das geplante Areal etwas verlegt wurde. Demnächst soll ein
unabhängiges Gutachten über den Verkehrswert entscheiden. Bereits im
Frühjahr 2019 möchte Hertha gern einen Erbpachtvertrag unterzeichnen.
## Viele skeptische Abgeordnete
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat schon im vergangenen
Sommer verkündet, dass er das Ansinnen Stadionbau grundsätzlich
unterstütze. Glaubt man den Berichten mehrerer lokaler Medien, scheint es
eher Uneinigkeit zwischen Teilen des Senats und des Abgeordnetenhauses zu
geben. Viele Abgeordnete seien skeptisch gegenüber dem Stadionneubau.
Jüngst hat die Bild-Zeitung ein „geheimes Protokoll“ aus einer SPD-Runde
zum Stadionthema präsentiert. Dieses Dokument soll nahelegen, dass der
Senat gewillt ist, Hertha das Stadion zu gewähren. In einem Zitat von
Andreas Geisel heißt es dazu: „Allerdings besteht die Strategie des Senats,
dafür zu sorgen, dass der Ball immer im Feld von Hertha liegt, was heißt,
ständig dafür zu sorgen, dass Hertha in einer Bringepflicht ist.“
Geisel soll außerdem in der Runde erklärt haben, wie wichtig Hertha für
Berlin sei, und davor gewarnt haben, „den Bogen zu überspannen“. Eine
Abwanderung nach Brandenburg sei weiter möglich.
Wahrscheinlich war sie allerdings nie: Weder Hertha noch der Senat wollten
je die Brandenburger Lösung. Eher versucht man, auf Biegen und Brechen den
Neubau hinzubekommen.
## Wildbienen und eine alte Eiche
Doch Probleme gibt es weiterhin. Schon länger bekannt sind 24 Wohnungen der
Genossenschaft 1892, die dem Stadion im Weg stehen. Hertha wäre bei einem
Kauf der Fläche und einem Abriss verpflichtet, vergleichbaren Wohnraum als
Ersatz zu besorgen. Seit Monaten sucht der Verein erfolglos nach neuen
Flächen.
Zuletzt war von einer Grünfläche in der Nähe des U-Bahnhofs Ruhleben die
Rede, die jedoch durch ein Bürgerbegehren unter besonderem Schutz steht und
für ein [2][Wildbienen-Projekt] genutzt werden soll. Nach einer
RBB-Recherche überlegen die Anwohner auf dem künftigen Stadiongelände nun,
eine Volksinitiative gegen den geplanten Neubau zu starten.
[3][Auch in ökologischer Hinsicht bleiben Fragen offen.] Laut
Tagesspiegel-Informationen gibt es Diskussionen um angeblich „bis zu 1.000
wertvolle alte Bäume“, die für das Stadion abgeholzt werden müssten.
Herthas eigenes Artenschutzgutachten dementiere das. Es sei nur eine
[4][sehr alte Stieleiche] gefunden worden, die auch stehen bleiben solle.
Für die zu fällenden Nadelbäume bietet der Verein Ausgleichsmaßnahmen an.
Die Detailgespräche gehen weiter. Nebenbei möchte Hertha jetzt maximal
transparent seine Fans in den Stadionbau einbinden. Die sollen Wünsche zur
Gestaltung des Stadions in einzelnen Punkten äußern dürfen. Unter anderem,
wo die Zaunfahnen hängen dürfen und welche Farbe die Sitze haben. Nicht
bindend, freilich. Und mit der gewissen Unsicherheit, ob es das Stadion
eines Tages überhaupt geben wird.
1 Jan 2019
## LINKS
[1] https://www.herthabsc.de/splashscreen/index.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Wildbiene
[3] /Baumkiller-Hertha-Stadion/!5551551/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Stieleiche
## AUTOREN
Alina Schwermer
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