# taz.de -- Hertha BSC versus Bayern München: Traum muss Traum bleiben | |
> Einmal daheim beim Pokalfinale antreten, das sollte doch mal möglich | |
> sein. Wird diese Saison aber wieder nichts. Ein Wochenkommentar. | |
Bild: Hertha-Maskottchen Herthinho vor dem Spiel: noch optimistisch | |
Herthas Trainer Pál Dárdai ist ein eher bodenständiger Mann. Vermutlich | |
dürfte der etwas esoterisch angehauchte Spruch „Verträume nicht dein Leben, | |
lebe deine Träume“ nicht zu seinem Trainingsrepertoire gehören. Dennoch hat | |
der Ungar, der die Hertha vor vier Jahren übernommen und vor dem Abstieg | |
gerettet hat, einen Traum: einmal im Leben ins Pokalendspiel ins Berliner | |
Olympiastadion einzuziehen. | |
Am Mittwoch hatte die Hertha die Möglichkeit, diesem Traum ein Stück näher | |
zu kommen. Das Problem dabei war nur: Der Gegner im Achtelfinale des | |
DFB-Pokals hieß Bayern München. Und weil das Team von Niko Kovac wohl nur | |
noch im Pokal Aussicht auf einen Titel hat, reisten die Münchner in | |
Bestbesetzung in die kalte Schüssel im Westend. | |
Traum versus geballtes Können. Wie das aussehen kann, hat am Abend zuvor | |
Werder Bremen im Spiel gegen Borussia Dortmund gezeigt. Mit Leidenschaft | |
warfen sich die Bremer in die Zweikämpfe und sorgten dafür, dass aus dem | |
Achtelfinalspiel ein richtiger Pokalfight wurde. Und je länger das Match | |
dauerte, desto besser gelang es ihnen, den Tabellenführer der | |
Fußball-Bundesliga auf das eigene Niveau herabzuziehen, ihm gewissermaßen | |
das eigene Spiel aufzuzwingen. Nicht mehr fußballerische Klasse zählte, | |
sondern Kampf. So wurde es ein Spiel auf Augenhöhe, das die Bremer im | |
Elfmeterschießen für sich entscheiden konnten. Werders Traum war | |
Wirklichkeit geworden. | |
Im Olympiastadion war davon nichts zu sehen. Trotz schneller 1:0-Führung | |
zogen sich die Berliner an die Strafraumgrenze zurück. Mauern in der | |
einstigen Mauerstadt, mehr fiel Pál Dárdai an diesem Abend nicht ein. Am | |
Ende siegte Bayern in der Verlängerung 3:2. Es hätte aber gut und gern auch | |
4:1 oder 5:1 für die Münchner ausgehen können. | |
Woran lag es? Dass Dárdai, ein bekennender Frühschläfer, das dramatische | |
Finale der Bremer verpennt hat? Wohl kaum. Eher lag es an fehlendem Mut. | |
Selbst beim Stand von 3:2 wechselte er mit Fabian Lustenberger einen | |
Verteidiger statt einen Stürmer ein. Die Bayern auf das eigene Niveau | |
herunterzuziehen, Unordnung zu stiften, sie zu Fehlern zu zwingen, stand | |
nicht auf dem Matchplan. Was stimmte, war die Kampfbereitschaft der | |
Spieler, die des Trainers ließ zu wünschen übrig. | |
Mauern vor einem Millionenpublikum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. | |
Vielleicht hätte die als graue Maus verschriene Hertha mit einem Spektakel | |
mehr Chancen und auch mehr Sympathien bekommen, selbst wenn es am Ende eine | |
deutliche Niederlage gesetzt hätte. Auf Dárdai, den Träumer, der seinen | |
Traum nicht leben will, kommen vielleicht bald härtere Zeiten zu. | |
9 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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