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# taz.de -- Herthas Saisofinale: Die Dárdai-Dämmerung hat begonnen
> Fünf Niederlagen und eine Nullnummer: Selbst gegen den Tabellenletzten
> Hannover reicht es für die Mannschaft von Pál Dárdai nur zu einem
> trostlosen 0:0.
Bild: Schönreden hilft nicht mehr: Pál Dárdai
Eigentlich war alles angerichtet. Herthas Noch-Trainer Pál Dárdai forderte:
Wir müssen in den letzten Spielen punkten. Manager Michael Preetz mahnte:
Es ist die Verantwortung der Mannschaft, sich nun noch einmal anders zu
präsentieren. Das Osterwetter versprach: Wenn eine Wiederauferstehung
möglich ist, dann heute.
So freuten sich also am Ostersonntag knapp 40.000 Zuschauer im Berliner
Olympiastadion auf einen versöhnlichen Abschluss der Saison und eine
würdige Verabschiedung von Pál Dárdai, der in der nächsten Saison nicht
mehr Hertha-Trainer sein wird. Sollte die Mannschaft ihrem Coach ein
Abschiedsgeschenk überreichen wollen, müsste gegen den Tabellenletzten und
die schlechteste Abwehr der Liga doch ein klarer Sieg möglich sein. 5:0 und
– zack! – Saison gerettet.
Um 19.50 Uhr waren alle, die von solchen Dingen träumten, um diese
Erkenntnis reicher: Bei Hertha gibt es selbst am Tiefpunkt noch Luft nach
unten. Nach 90 Minuten gab es ein trostloses 0:0 gegen schwache
Hannoveraner. Hätte Hertha nicht in der Vorrunde genügend Punkte gesammelt,
hätte man meinen können, da üben zwei Absteiger schon mal Zweite Liga. Und:
Die alte Dame Hertha ist nicht, wie gewöhnlich beschrieben, launisch, denn
zum Launischsein gehört auch Großes. Die Hertha der Rückrunde 2018/19 hat
sich vielmehr aufs Altenteil gesetzt und denkt gar nicht daran, dem Trainer
den Abschied zu versüßen. Wenn Dárdai gehofft hat, seine Mannschaft würde
am Ostersonntag für ihn, den Rekordspieler und Zuschauerliebling, spielen,
muss er sich jetzt fragen, ob er diese Mannschaft noch erreicht.
Wahrscheinlich ist es eher so: Am Ostersonntag gab es keine
Wiederauferstehung, vielmehr hat die Dárdai-Dämmerung endgültig Fahrt
aufgenommen. Und der Ungar selbst hat daran keinen geringen Anteil. Herthas
einzige Kreativkraft Valentino Lazaro berief er nicht einmal in den Kader,
weil er eine „Denkpause“ benötige. So straft der Trainer also ausgerechnet
den ab, der in den vergangenen Wochen immer wieder die lasche Einstellung
vieler Spieler kritisierte. Ein Zeichen von Stärke ist das nicht, eher von
schwindender Autorität und dem hilflosen Versuch, ein Machtwort zu
sprechen.
## Blutleere Auftritte
In den Hertha-Foren ist jedenfalls ein erstaunlicher Sinneswandel zu
vernehmen. Als Manager Preetz vergangene Woche die Trennung nach vier
Jahren bekannt gab, war die Mehrheit der Fans entsetzt. Nach dem Auftritt
gegen Hannover mehren sich nun die Stimmen derer, die meinen, Dárdai habe
Hertha nicht weitergebracht.
Zumindest einem macht es Dárdai leicht: Die Erwartungen an Preetz, eine
überzeugende Lösung bei der Nachfolgerfrage aus dem Hut zu zaubern, werden
bei jedem dieser blutleeren Auftritte weiter schwinden.
Immerhin geht es noch zum Champions-League-Aspiranten Eintracht Frankfurt,
und zum Saisonfinale kommt Bayer Leverkusen ins Olympiastadion. Bei beiden
Vereinen geht es um viel, bei Hertha um nichts mehr. Ein Debakel zum
Saisonende ist nicht ausgeschlossen. Damit ist freilich zu befürchten, dass
sich jeder Trainer, den Preetz anruft, die Frage stellt, ob er sich das
antun möchte. Die Wiederauferstehung könnte also in noch viel weitere
Fernen rücken.
22 Apr 2019
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Pal Dardai
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