# taz.de -- Ankauf von Sozialwohnungen: Friede dem Pallas | |
> Viel Geld hat die Stadt schon ins Schöneberger Pallasseum gesteckt. Jetzt | |
> hat sie es endlich gekauft. Neuer Eigentümer ist die Gewobag. | |
Bild: Das Pallasseum ist bunt, nicht nur durch seine Satellitenschüsseln | |
BERLIN taz | Begehrte Wohnlage mit fantastischem Blick über die Stadt. | |
Einmalige Architektur auf historischem Grund. Familienfreundlich und für | |
Singles geeignet. Berlins jüngstes Wohnprojekt erfüllt all diese Attribute. | |
„Wohnen am Kleistpark“ hieß die Anlage einst. Wer dabei an einen | |
überflüssigen Luxusbau im Grünen mit aberwitzigen Mieten denkt, ist aber | |
schief gewickelt. Die 514 Wohnungen der Anlage sind besser bekannt als | |
Pallasseum oder auch Sozialpalast – Berlins markanteste Ansammlung von | |
Sozialwohnungen. | |
Dass diese bislang nicht der Stadt gehörten, mag manchen überraschen, ist | |
aber dem Irrsinn des Westberliner sozialen Wohnungsbaus geschuldet. | |
Stuttgarter Zahnärzte, Münchner Notare oder andere Klischee-Anleger konnten | |
sich einst hier – oder in [1][ähnlichen Projekten wie dem Neuen Kreuzberger | |
Zentrum (NKZ)] – einkaufen und mit nie enden wollenden staatlichen | |
Zuschüssen den dicken Reibach machen. Erst 2007 zog sich der Staat aus der | |
Alimentierung der 1977 fertiggestellten Ensembles zurück – einen Einfluss | |
auf die Mietpreisgestaltung hatte er aber auch nicht mehr. | |
Nun hat die Stadt womöglich ein letztes Mal viel Geld für das Pallasseum in | |
die Hand genommen und es durch die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag kaufen | |
lassen. Es war die Überraschungsnachricht kurz vor Weihnachten. Die | |
Gespräche mit der vorbesitzenden Pallasseum Wohnbauten KG fanden im | |
Geheimen statt, auch über den Kaufpreis ist nichts bekannt. | |
Vermutlich liegt er über dem für das NKZ, für dessen 300 Wohnungen die | |
Gewobag 56 Millionen Euro hinblättern musste. Aktive Ankaufspolitik heißt | |
das. Es ist das entspannte Gegenmodell zu all den Vorkaufsfällen, in denen, | |
wie in der Karl-Marx-Allee, unter Zeitdruck versucht wird, Häuser noch vor | |
dem nächsten noch windigeren Spekulanten zu retten. | |
Die Stadt kann nun den eingeschlagenen Weg der vergangenen Jahre | |
weitergehen: Das Ensemble auf dem Gelände des ehemaligen Sportpalastes, das | |
den Hochbunker Pallasstraße überspannt, ist nicht mehr der verrufene Ort, | |
der vor allem für Kriminalität, Drogen und Vandalismus steht. Seit den | |
1990er Jahren ist viel passiert: neuer Name, Quartiersmanagement, | |
Kunstprojekte. Die 514 Ein- bis Vierzimmerwohnungen sind seit 2010 voll | |
belegt, für frei werdende Wohnungen gibt es eine Warteliste. | |
Dass die Gewobag zukünftig „preisgünstige Mieten gewährleisten“ will, wie | |
sie ankündigt, ist wichtig für die Bewohnerschaft – etwa 1.800 Menschen aus | |
40 Nationen, die sich Schickimicki-Wohnen nicht leisten können. Zugleich | |
ist es ein Baustein im gesamtstädtischen Plan, den Bestand der | |
landeseigenen und nichtprivaten Wohnungen auszubauen und damit | |
preisdämpfend auf den Mietenanstieg zu wirken. | |
26 Dec 2018 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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