| # taz.de -- Soziale Integration: Die Nachbarn netter machen | |
| > In großen Wohnquartieren ballen sich soziale Unterschiede, | |
| > Bewohnergruppen ziehen sich zurück. Wohnungsunternehmen sollten dies | |
| > akzeptieren - und die Integration fördern, so eine Konferenz | |
| Bild: Das Pallasseum ist bunt, nicht nur durch seine Satellitenschüsseln | |
| Wohnen übernimmt heute beim Thema Integration die Funktion, die Arbeit noch | |
| vor 30 Jahren eingenommen hat. Und gerade in großen Wohnsiedlungen leben | |
| überdurchschnittlich viele Menschen, die einen Großteil ihrer Zeit zu Hause | |
| und nicht mehr am Arbeitsplatz verbringen - weil sie arbeitslos, zu alt | |
| oder noch zu jung sind. Hier ist deshalb die Wohnungswirtschaft in einer | |
| sozialen Verantwortung. Das ist ein Ergebnis der Konferenz "Gut miteinander | |
| wohnen", die am Freitag im Märkischen Viertel stattfand. Eingeladen hatte | |
| das Berliner Wohnungsunternehmen Gesobau AG sowie die Schader-Stiftung, die | |
| sich unter anderem mit den Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels auf | |
| das Wohnen beschäftigt. | |
| Auf der Konferenz trafen sich Wohnungsunternehmen aus ganz Deutschland, um | |
| Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Schnell wurde klar: Die Probleme wie | |
| auch die Konzepte gleichen sich. Dabei geht es bei Integration nicht nur um | |
| Migranten. Die Wohnungsgesellschaften haben zunehmend mit Mietern zu tun, | |
| die arm sind und deutliche Bildungsdefizite haben. In großen Wohnquartieren | |
| ballen sich soziale, kulturelle und sprachliche Unterschiede mehr als im | |
| oft beschaulichen Altbaukiez. Konflikte in der Nachbarschaft sind häufig | |
| die Folge. Einzelne Bewohnergruppen ziehen sich zurück, bleiben unter sich. | |
| Fachleute sprechen dabei von "Segregation". Darunter leidet das Image eines | |
| Wohnquartiers. Die Wohnungsgesellschaften spüren das vor allem an | |
| zunehmendem Leerstand. Sie haben deshalb ein ökonomisches Interesse, dass | |
| die Mieter in ihren Beständen gut miteinander wohnen. | |
| Vielen Bewohnern gebe es allerdings ein Gefühl von Schutz und Sicherheit, | |
| wenn sie sich abgrenzen und mit Menschen gleicher Herkunft oder gleichen | |
| sozialen Standards zusammentun, so die Erfahrung von Christoph Kulenkampff. | |
| Er hat bei der Schader-Stiftung das Projekt "Zuwanderer in der Stadt" | |
| initiiert, das Empfehlungen zur Integration entwickelt hat. Es gehe darum, | |
| die Existenz dieser Parallelgesellschaften anzuerkennen und Integration | |
| trotz Segregation zu fördern. Darin waren sich alle Vertreter der | |
| Wohnungsgesellschaften wie der Politik einig. | |
| Die praktische Arbeit der Wohnungsunternehmen konzentriert sich unter | |
| anderem auf die Gründung von Nachbarschaftsetagen als Orte der Begegnung | |
| und des gemeinsamen Lernens, auf Nachbarschaftsfeste oder die gemeinsam | |
| erstellte Kiezzeitung. Klar wurde auch: All das bringt dauerhaft nur dann | |
| etwas, wenn sich die Mieter aktiv beteiligen und sich so mitverantwortlich | |
| für eine gute Nachbarschaft fühlen. Ein positives Beispiel aus Berlin ist | |
| das "Pallasseum" in Schöneberg: In einem Mieterbeirat engagieren sich etwa | |
| 20 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher | |
| Herkunft, die bereits zahlreiche Bewohnerinitiativen initiiert haben. | |
| Fazit der Konferenz: Mehr Wohnungsunternehmen müssen ihre Verantwortung für | |
| Integration wahrnehmen und die Städteprojekte kontinuierlich finanziell | |
| fördern. | |
| 11 Nov 2007 | |
| ## AUTOREN | |
| Kristina Simons | |
| ## TAGS | |
| Berlin-Schöneberg | |
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