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# taz.de -- Die Wahrheit: Generalsekretärin mit Männeroktett
> Es gibt sie immer noch, die kleinen Fürsten der dreisten Männlichkeit –
> zum Beispiel in Autowerkstätten auf dem Lande.
Bild: Bloß nicht ins Café schicken lassen: In der Autowerkstatt
Wie wird man Generalsekretär? Ist es zwingende Voraussetzung, mit Annegret
Gramp-‑Garrenbauer zu tanzen? Und wieso soll Generalsekretär was Tolles
sein, obwohl Sekretärin nicht gerade vor Hipness dampft und inzwischen
Business Key Account Management Assistent SubAssistent m/w heißt? Der
Generalsberuf ist übrigens seit damals, als alle anständigen Deutschen dem
Volk seinen Raum erkämpfen wollten, auch nicht mehr völlig unumstritten.
Einige haben immer noch Lust auf mehr Raum. Neulich, in Autowerkstatt eins
– ich wohne auf dem Lande, habe aber trotzdem zwei Werkstätten zur Auswahl,
die beide recht klein sind, also neulich, ich warte gerade auf mein Auto
und halte mit den beiden Mitarbeiterinnen einen gemütlichen Kaffeeplausch.
Vorn in der Werkstatt, alles voller Kaffeeduft und Östrogen, kommt ein
älterer Mann rein, den wir Horst nennen wollen und ruft: „Drei Frauen
zusammen in einem Raum, da kann man ja mal ’ne Atombombe reinwerfen!“
Horst blickt sich beifallheischend unter den verblüfften Zuhörerinnen um.
Nach „Islamischem Staat“ sieht er jetzt aber nicht direkt aus. Nach dem
Klub der klugen Köpfe allerdings auch nicht, sonst wäre ihm vielleicht
aufgefallen, dass er gerade ein Selbstmordattentat vorschlägt. Im folgenden
ruft er uns dreien zu, er würde sich von uns scheiden lassen, wenn er mit
uns verheiratet wäre, weil wir ohne Ehemänner in Urlaub fahren und
Widerworte geben. Da bräuchten wir nicht mehr nach Hause zu kommen!
Sie sind bestimmt Generalsekretär, sage ich. Er ist aber Fahrlehrer im
Ruhestand, was ehemals eine ähnliche Machtposition gewesen sein dürfte. Und
das Machtgefälle wirkt auch schon: Gleich taste ich unauffällig nach meinen
Führerschein, um ihn nicht zu verlieren und in Horsts Fänge zu geraten.
Sicherheitshalber suche ich beim nächsten Mal Autowerkstätte zwei auf. Der
dortige Generalsekretär liegt im Krankenhaus, deshalb kann sein junger
Vertreter jetzt punkten. Er geht nach hinten Richtung Lager, wo nur die
Männer rein dürfen, und brüllt: „Halt die Schnauze, du Idiot!“ – „Ic…
doch gar nichts gesagt.“ – „Eben. Trotzdem.“
Tucholsky fragte sich einst, wie man Generaldirektor wird, und hielt es für
denkbar, dass man eines Morgens aufwacht und ein Männeroktett einen
Huldigungsgesang anbringt. Das hätte ich auch gern. Generalsekretärin mit
Musik.
Noch lieber, als selbst General zu werden, hätte ich aber einen
Generalsekretär zur Verfügung. Er soll meine Schuhe putzen, die
Steuererklärung machen und nebenher Koalitionsverhandlungen führen. In
seiner Freizeit leitet er ein Männeroktett und fährt meinen Wagen in die
Werkstatt. Und ich spaziere hinterher und rufe: Drei Männer in einem Raum?
Da kann man doch mal nach Hause gehen und Kaffee trinken. Eben. Trotzdem.
12 Dec 2018
## AUTOREN
Susanne Fischer
## TAGS
Generalsekretär
Männer
Feminismus
Frauenkampftag
Strandpromenade
Peter Sloterdijk
Georgien
Sprachkurse
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