| # taz.de -- Stadtentwicklung: Wendepunkt am Checkpoint | |
| > Der Senat ändert Planungsziele für den Checkpoint Charlie und will nun | |
| > abwarten, wie der in die Kritik geratene Investor Trockland damit umgeht. | |
| Bild: Bleibt umstritten: Die Bebauung am Checkpoint Charlie | |
| Der Senat hat am Dienstag neue Vorgaben für die Gestaltung des Checkpoint | |
| Charlie beschlossen. Dazu gehört zum einen, dass der bisherige Investor, | |
| das jüngst in die Kritik geratene Unternehmen Trockland, ein Viertel | |
| weniger bauen darf. Zum anderen soll es eine Freifläche und einen | |
| prominenteren Standort für das geplante Museum zur deutsch-deutschen | |
| Teilung statt eines „Hardrock Hotels“ geben. Am Investor soll es nun | |
| liegen, sich zu entscheiden, ob er unter diesen Bedingungen weitermacht | |
| oder abspringt. Regierungschef Michael Müller (SPD) schloss nicht aus, dass | |
| das Land dann die Fläche kauft, strebt das aber nicht an. Die Firma | |
| Trockland kritisierte gegenüber dem RBB, nicht vorab informiert worden zu | |
| sein, ließ das weitere Vorgehen aber offen: „Alles ist momentan möglich.“ | |
| Die Gegend am früheren Übergang vom US-amerikanischen in den sowjetischen | |
| Sektor steht seit vielen Jahren in der Kritik. Vorübergehende Nutzungen, | |
| fliegende Händler und Imbissbuden tragen dazu bei, die Wirkung des Orts zu | |
| mindern. Eigentlich eine Angelegenheit des Bezirks Mitte, hat der Senat das | |
| Verfahren 2015 an sich gezogen mit dem Ziel, den Checkpoint Charlie als | |
| Gedenkort zu erhalten. Laut Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher | |
| (Linkspartei), die die neuen Planungsziele mit Müller zusammen | |
| präsentierte, arbeitet man seit 2016 an einem Bebauungsplan, kurz B-Plan. | |
| Der soll 2020 fertig sein. | |
| Verhandlungspartner bislang: eben die Firma Trockland. Kritik hatten deren | |
| Pläne bereits länger einstecken müssen, weil sie unter anderem ein | |
| „Hardrock Hotel“ plante, das viele an dieser Stelle für unpassend hielten. | |
| Nun wurde zudem bekannt, dass zu ihren Geldgebern die Familie eines | |
| turkmenischen Autokraten gehören und ihr Finanzkonstrukt wenig durchsichtig | |
| sein soll. | |
| Das Verhältnis zwischen beiden Seiten war bislang in einem sogenannten | |
| Letter of Intent, kurz LOI, einer Absichtserklärung, geregelt, die nun | |
| weitgehend nicht mehr gilt. Laut Müller ist nicht zu befürchten, dass das | |
| Land deshalb ersatzweise hohe Summen an Trockland zahlen muss: „Soweit ich | |
| das weiß, gibt es aus einem LOI keine einklagbaren Rechte.“ | |
| Auf die Frage, ob die nun bekannten Strukturen bei Trockland für den | |
| Senatsbeschluss mit den neuen Zielen verantwortlich seien, antwortete | |
| Lompscher: „Die planungsrechtlichen Änderungen sind alle anders motiviert“ | |
| – etwa dadurch, dass das Gebiet neuerdings unter Denkmalschutz steht. „Als | |
| Planungs- und Genehmigungsbehörde kann ich mir nicht aussuchen, wer der | |
| Eigentümer ist.“ | |
| Für den Fall, dass das Unternehmen abspringt und verkaufen will, hätte das | |
| Land Berlin ein Vorkaufsrecht, also den ersten Zugriff. Darauf soll es laut | |
| Müller aber nicht hinauslaufen, auch wenn er einen Kauf nicht ausdrücklich | |
| verneinte. „Es ist gar nicht unser erstes Ziel, Eigentümer zu werden“, sagt | |
| er. Als das Land die Fläche 1992 verkaufte, betrug der Kaufpreis laut | |
| Lompscher in Euro umgerechnet 38,2 Millionen – heute wäre ein Vielfaches | |
| fällig. | |
| Befragt, ob Berlin denn nicht grundsätzlich einen Plan B, eine Alternative, | |
| für den Checkpoint Charlie bräuchte, sagt Lompscher: „Man braucht keinen | |
| Plan B, man braucht einen B-Plan.“ | |
| 4 Dec 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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