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# taz.de -- Aggressives Marketing bei Facebook: Die anderen sammeln auch Daten
> Facebook sieht sich häufig mit Kritik und Vorwürfen konfrontiert. Eine
> PR-Agentur hilft dem Konzern dabei, von eigenen Fehlern abzulenken.
Bild: Alles total sicher im Online-Netzwerk? Mark Zuckerberg bei der Facebook-E…
Berlin taz | Ein Netzwerk, das weltweit 2,2 Milliarden Menschen verbindet
und so den interkulturellen Austausch fördert – so präsentiert sich
Facebook gern öffentlich. Doch in den vergangenen Jahren geriet das
Techunternehmen immer wieder in die Kritik. Für Aufregung sorgten
insbesondere [1][russische Einmischungen in die Kampagnen] von Hillary
Clinton und Donald Trump zur US-Präsidentschaftswahl 2016, [2][massive
Eingriffe in die Privatsphäre] und Probleme mit [3][Diskriminierung und
Hatespeech]. Wie geht man als Unternehmen mit solchen Vorwürfen um? Man
lenkt von sich ab und beschuldigt andere eines ähnlichen Verhaltens.
Seit Oktober 2017 arbeitet Facebook sehr eng mit der PR-Agentur „Definers
Public Affairs“ zusammen, wie die New York Times nun [4][in einem
umfangreichen Bericht] aufdeckt. Ursprünglich war die Agentur mit Sitz in
Washington D.C. nur damit beauftragt, Presseberichte über Facebook zu
sichten. Nun aber sollte sie den Konzern beim Marketing unterstützen.
„Definers“-Chef Tim Miller sagte [5][in einem Interview im Juni 2017] über
seine Marketingstrategie für Techunternehmen: „Du musst positive Inhalte
über deine eigene Firma verbreiten und negative Inhalte über deine
Wettbewerber, über Gesetzgeber oder über Aktivist*innen, die dich
kritisieren.“
Genau das setzte Facebook dann auch in den folgenden Monaten um, schreibt
die New York Times. Sobald es um fehlenden Datenschutz ging, brachte das
Unternehmen andere Techfirmen ins Spiel, die ebenfalls Nutzer*innendaten
sammeln. Als Apples Geschäftsführer Tim Cook das Online-Netzwerk zum
Beispiel für Eingriffe in die Privatsphäre der Nutzer*innen rügte,
entgegnete Facebook, dass auch Apple Daten sammle. Bei einer [6][Anhörung
vor dem Geheimdienstkomitee des US-Senats] sorgte Facebook dafür, dass die
Geschäftsführer von Google und Twitter ebenso befragt wurden.
Kritik an Facebook kam von verschiedenen Gruppen, darunter „Freedom from
Facebook“. Die Kritiker*innen stürmten im Juli die Anhörung eines höheren
Angestellten im Justizkomitee des US-Repräsentantenhauses mit Plakaten, die
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Co-Geschäftsführerin Sheryl
Sandberg als zwei Köpfe einer Datenkrake darstellen, die sich um den Globus
spannt. Dem Bericht der New York Times zufolge rief ein*e
Facebook-Mitarbeiter*in daraufhin die „Anti-Defamation League“ an. Die
„Anti-Defamation League“ setzt sich die sich gegen antisemitische
Verleumdung ein. Die Gruppe verurteilte den Protest gegen Facebook [7][auf
Twitter]: „Jüdische Menschen als Krake darzustellen, die die Welt
umspannen, ist ein [8][klassisch antisemitisches Bild]. Protestiert gegen
Facebook so viel ihr wollt, aber benutzt ein anderes Bild.“
## Schmierkampagne gegen George Soros
Zugleich traf Facebooks Marketingkampagne immer wieder auch den
ungarisch-amerikanischen Milliardär George Soros, der häufig aus
rechtsextremen Kreisen, aber zunehmend auch von konservativer Seite als
Strippenzieher hinter verschiedenen Verschwörungen dargestellt wird und
sich damit selbst mit zutiefst antisemitischen Vorurteilen konfrontiert
sieht. Soros kritisiert Facebook und auch Google immer wieder aufs
Schärfste, so zum Beispiel beim Weltwirtschaftsforum im Januar, wo er die
Unternehmen als monopolistische Bedrohung bezeichnete, die die Gesellschaft
nicht vor den Konsequenzen ihrer Handlungen schützten.
„Definers Public Affairs“ setzte Journalist*innen darauf an, finanzielle
Verbindungen zwischen George Soros' Familie und Facebook-Kritiker*innen
aufzudecken, so die New York Times. Die PR-Agentur stellte Soros in einem
Pressedokument als unbeachtete Kraft hinter einer großen Bewegung dar, die
sich gegen Facebook richtet.
Der US-Journalist Joe Gabriel Simonson schrieb am Mittwoch [9][auf
Twitter], dass die PR-Firma ihn mehrfach dazu aufforderte, die
„Soros-Taktik“ in einem Artikel über Facebook zu erwähnen. „Die Erzähl…
hat einige sehr gefährliche antisemitische Züge, dass jüdische Menschen die
Welt kontrollieren“, sagte Simonson [10][dem britischen Guardian]. „Dass
Facebook eine rechte Firma engagiert, um so etwas zu sagen, ist zutiefst
besorgniserregend.“
15 Nov 2018
## LINKS
[1] /Russische-Beeinflussung-der-US-Wahl/!5485378
[2] /Debatte-Datenschutzpanne-bei-Facebook/!5537887
[3] /Debatte-Hass-im-Netz/!5485857
[4] https://www.nytimes.com/2018/11/14/technology/facebook-data-russia-election…
[5] https://www.recode.net/2017/6/7/15746928/republicans-political-opposition-t…
[6] /Twitter-und-Facebook-vor-US-Senat/!5533840
[7] https://twitter.com/adl_national/status/1019290099778023424?lang=bg
[8] https://www.jpost.com/International/German-cartoon-of-Facebook-CEO-Zuckerbe…
[9] https://twitter.com/SaysSimonson/status/1062824861884653568
[10] https://www.theguardian.com/technology/2018/nov/14/facebook-george-soros-p…
## AUTOREN
Belinda Grasnick
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