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# taz.de -- Polizei Berlin: Es braucht einen langen Atem
> Senat sagt Kriminalität durch arabischstämmige Strukturen den Kampf an.
> Drei Senatoren nahmen an dem Gipfeltreffen teil
Bild: Razzia in der Wohnung eines Clanangehörigen im September 2018
Der Titel klingt ambitioniert: „Clan-Gipfel“. Mit einem
behördenübergreifenden Ansatz will der Senat kriminellen Mitgliedern
arabischstämmiger Großfamilien künftig verstärkt zu Leibe rücken. Neben
Innensenator Andreas Geisel (SPD) nahmen Justizsenator Dirk Behrendt
(Grüne), Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) auch die
Generalstaatsanwältin Margarete Koppers sowie der Neuköllner
Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) an dem Gipfeltreffen teil, das
Montagabend stattfand.
Ergebnisse will Geisel am Dienstag mitteilen. Man möge sich aber nicht zu
viel erhoffen, dämpfte der Innensenator am Montag im Innenausschuss allzu
große Erwartungen. Beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität – kurz OK
–, brauche es einen langen Atmen, „das geht nicht spontan“. Den Begriff
„Clan“ verwendete Geisel im Innenausschuss nicht, stattdessen sprach er von
„parallelgesellschaftlichen Strukturen“. Vielleicht lag das daran, dass die
Vereinigung der Berliner Strafverteidiger am Vortag in einem
Zeitungsbericht Protest gegen die Verwendung der Bezeichnung
„Clan-Kriminalität“ angemeldet hatte.
Das sei abwertender AfD-Sprech, sagte Anwalt Hannes Honecker. Die Polizei
hat sich schon vor längerer Zeit darauf verständigt, von „Kriminalität
durch arabischstämmige Strukturen“ zu sprechen. Der Bezirksbürgermeister
von Neukölln, Martin Hikel (SPD), wiederum warb unlängst dafür, sich auf
den Begriff „Clan-Kriminalität“ zu verständigen. „Wir müssen in der Sp…
klar sein und brauchen ein entschlossenes Handeln.“
Eine gemeinsame Überschrift zu finden wird bei dem Gipfeltreffen aber wohl
das kleinste Problem gewesen sein. Das Treffen der Senatoren sei nur der
Auftakt, sagte Geisel. Entscheidend sei, Strukturen zu entwickeln, „die
eine gewisse Nachhaltigkeit entfalten“. Eine ressortübergreifende
Arbeitsebene schwebe ihm vor, genauer gesagt ein Zentrum, so ähnlich wie
das GTAZ – das ist das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum, in dem
Vertreter der Ermittlungsbehörden von Bund und Ländern in sogenannten
Fallkonferenzen über islamistische Gefährder beraten. Auch der Attentäter
vom Breitscheidplatz war in der GTAZ Thema.
Die Ermittlungen gegen Mitglieder einiger Clans stehen zumeist in
Verbindung mit Drogenhandel, Einbrüchen oder Raubüberfällen. In dem neuen
Zentrum sollen Wissen und Erkenntnisse über kriminelle Strukturen und
Tatverdächtige gebündelt werden. Vertreter von Polizei, Staatsanwalt, Zoll
und Steuerfahndung, in Ausländerbehörde und Ordnungsämtern kämen in
regelmäßigen Abständen an einem Tisch zu Fallkonferenzen zusammen, so
Geisel.
Dass Neuköllns Bezirksbürgermeister beim Gipfeltreffen dabei war, geschah
nicht von ungefähr. Mit einem eigenen Staatsanwalt vor Ort, der
ausschließlich für arabischstämmige Tatverdächtige zuständig ist, sowie
gemeinsamen Schwerpunkteinsätzen von Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt
geht Neukölln seit Jahren einen Sonderweg bei der Bekämpfung krimineller
Strukturen.
26 Nov 2018
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Polizei Berlin
Clans
Andreas Geisel
Integration
Clans
Berlin-Neukölln
Mafia
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