Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Protest gegen Frankfurter Flughafen: Waldspaziergänge gegen den Au…
> Seit Jahrzehnten fordern AnwohnerInnen den Stopp des Flughafenausbaus.
> Sie laufen auf Demos, besetzten sogar den Wald – bislang vergeblich.
Bild: Anfang November räumten rund 1.000 PolizistInnen die Besetzung im Trebur…
Frankfurt am Main taz | Den neuen Waldrand trennt ein Zaun mit Stacheldraht
von der gerodeten Fläche. Die Autobahn dröhnt, die Baumstümpfe sind stumm.
Zwischen Kameras und Scheinwerfern drehen Sicherheitsleute ihre Runden,
schauen zum Zaun. Am neuen Waldrand stehen SpaziergängerInnen und ehemalige
BesetzerInnen und schauen zurück.
„Da, rechts an der herzförmigen Wurzel, hat mein Arm gesteckt“, sagt Tippi
und deutet durch die Gitter. Die Rotbuche, an deren Wurzel sie sich während
der Räumung angekettet hatte, ist jetzt ein Stumpf unter Stümpfen. Als die
Buche noch eine Krone hatte, trug sie Tippis Baumhaus. Zehn Monate hat
Tippi, die anonym bleiben möchte, hier gewohnt, im Treburer Wald bei
Frankfurt am Main. Seit Januar 2018, als die Besetzung begann. [1][Bis zu
ihrem Ende].
Das Ende kam Anfang November. Fast 1.000 PolizistInnen räumten die rund 15
BesetzerInnen innerhalb weniger Stunden. Drei Baumhäuser wurden abgerissen,
vier Plattformen. Drei Tage später war der rund fünf Hektar große Wald
gerodet. Hier soll ein Autobahnzubringer für den neuen Terminal 3 am
Frankfurter Flughafen hin. Das Terminal baut der Flughafenbetreiber Fraport
AG für 14 Millionen weitere Passagiere jährlich.
Die AktivistInnen hatten dafür gekämpft, den Flugverkehr zu reduzieren,
anstatt den Flughafen weiter auszubauen. „Wir stehen vor dem Resultat einer
Politik der Zerstörung“, sagt Monika Wolf, eine Spaziergängerin, die sich
im Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI) engagiert. „Aber wieder wird ein
Stück Wald mit alten Bäumen dem Flughafen geopfert. Angesichts des Zustands
des Weltklimas ist das für mich ganz schrecklich.“
Laut Umweltbundesamt (Uba) ist Fliegen „die klimaschädlichste Art“, sich
fortzubewegen. In großer Höhe ausgestoßene Abgase richten ein Vielfaches
der Umweltschäden an wie am Boden. Dennoch ist der Treibstoff Kerosin in
großen Teilen der EU steuerfrei. Das Uba sieht darin eine umweltschädliche
Subvention: Allein 2012 habe man den Fluggesellschaften so über 7
Milliarden Euro geschenkt.
## Die Passagierzahlen steigen
Der Waldspaziergang findet an vergangenen Sonntag zum zweiten Mal statt.
Etwa 50 Menschen sind gekommen. „Als es unsere Besetzung noch gab, haben
die Leute sonntags mit Kuchen vorbeigeschaut“, sagt Jake, der ebenfalls
nicht mit Vollnamen genannt werden möchte. Nun spazieren sie also so nah
wie möglich an der ehemaligen Besetzung vorbei. Also bis zum Zaun. Monika
Wolf (BBI) sagt: „Wir wollen zeigen, dass wir mit dem Ausbau nicht
einverstanden sind.“
2.200 Hektar. So groß ist Deutschlands größter Flughafen mittlerweile. Aber
die beiden vorhandenen Terminals arbeiteten an ihrer Kapazitätsgrenze, so
Fraport. Die Passagierzahlen steigen. [2][Deshalb der neue Flugsteig für
Billigflieger] und das Terminal 3. Aus Sicht der Fraport ist der Ausbau
notwendig.
Die Betroffenen aus dem Umland sehen das anders. Sie demonstrieren nicht
nur sonntags im Wald. Seit 2011 treffen sie sich immer montags im Terminal
1 des Flughafens. Zur 265. Demo an diesem 19. November kommen rund 250
Menschen. Viele sind im Rentenalter und waren schon bei den Protesten gegen
die Startbahn West dabei. Jünger als 30 sind wenige. Eine von ihnen ist
Tippi. „Ich wollte die ganzen Menschen wiedersehen, die mich unterstützt
haben bei der Besetzung“, sagt sie. „Das tut gut.“
[3][Die Menschen protestieren wegen des Lärms]: „Um 4 Uhr 57 geht das los“,
sagt eine ältere Frau. „Dann fliegen die im Minutentakt über uns weg.“ Sie
protestieren wegen der Luftverwirbelungen: „Bei uns sind schon Ziegel von
den Dächern geflogen“, sagt eine Demonstrantin Anfang 20. Und der
Klimaschaden, sagt ein Redner auf der Bühne. Der betreffe alle.
[4][Seit den 70ern geht es so]: Auf jede neue Ausbauankündigung folgen neue
Proteste. Verloren haben bisher immer die Protestierenden. Die Fraport AG
gehört zwar mehrheitlich der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen – und die
Grünen, die früher mitdemonstrierten, regieren in Hessen heute mit der CDU.
Aber das Terminal 3 wird gebaut. Der Autobahnzubringer kommt. Und die
DemonstrantInnen? Laufen am kommenden Montag wieder.
21 Nov 2018
## LINKS
[1] /Waldschuetzer-am-Frankfurter-Flughafen/!5548092
[2] /Ryanair-am-Frankfurter-Flughafen/!5352993
[3] /Laerm-am-Frankfurter-Flughafen/!5457986
[4] /Protest-gegen-den-Frankfurter-Flughafen/!5457117
## AUTOREN
Anett Selle
## TAGS
Flughafen Frankfurt
Protest
Fluglärm
Grüne Hessen
Online-Petition
Wald
## ARTIKEL ZUM THEMA
Feier am Frankfurter Flughafen: Den Grünen ist der Flughafen peinlich
Der Beginn des Baus von Terminal 3 am Frankfurter Flughafen wird gefeiert.
Wirtschaftsminister Al-Wazir bleibt lieber weg.
Petition der Woche: Es regnet Kerosin
Über dem Pfälzerwald lassen Flugzeuge tonnenweise Kerosin ab, ohne dass die
Menschen informiert werden. Eine Initiative fordert Transparenz.
Waldschützer am Frankfurter Flughafen: Polizei räumt Protestcamp
Nicht nur der Hambi, auch der Treburer Wald ist besetzt. Seit Januar
demonstrieren Umweltaktivisten dort gegen ein 3. Terminal am Frankfurter
Flughafen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.