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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Der Kampf von Löw mit sich selbst
> Wie ernst meint es der Bundestrainer der Nationalelf mit dem Reformkurs?
> Das Spiel gegen die Niederlande wird es zeigen.
Bild: Joachim Löw hadert noch immer mit alten Reflexen
Von einem Absteiger erwartet man so etwas wie ein Mindestmaß an Betrübnis.
Thilo Kehrer war es allerdings nicht so nach Schwermut, nachdem der 2:0
Erfolg der Niederländer gegen Weltmeister Frankreich den Abstieg der
Deutschen aus der A-Gruppe der Nations League besiegelte. Er erklärte
leichthin, er habe diesen Wettbewerb sowieso nicht ganz verstanden.
Eine wirkliche Katastrophe lässt sich auch für strenge Schadensschätzer
nicht aus dem Abschneiden der DFB-Elf in dieser neuen merkwürdigen Nations
League ableiten. „Bei mir persönlich würde es sehr am Ego kratzen.“ Das
hatte Joshua Kimmich vorab für den Fall der Fälle bereits versichert. Zur
Einstufung des Geschehenen eine hilfreiche Bemerkung.
Die Nations League hat eine kleine Störung der persönlichen
Befindlichkeiten verursacht – mehr aber auch nicht. Überhaupt helfen die
Aussagen von Kimmich und Kehrer weitaus mehr dabei, die Nations League
statt die deutsche Nationalmannschaft zu bewerten.
Vom Stigma des Absteigers war am vergangenen Wochenende die Rede, das
Bundestrainer Joachim Löw mehr fuchsen würde, als er zugeben könnte. Als
wichtigstes Indiz wurde eine ungewöhnlich lange Rede am Samstag vor seinem
22-köpfigen Kader in Leipzig angeführt. Das Sportmagazin kicker titelte
online: „Löws Acht-Minuten-Ansprache“, obgleich man im Text erfuhr, Löw
habe nur knapp acht Minuten gebraucht.
## Tolle Stimmung wird beschworen
Dabei ist diese Rede eher ein Indiz dafür, dass es erstmals nach der WM
wirklich um etwas Wichtiges geht für das DFB-Team. Im letzten Gruppenspiel
der Nations League gegen die Niederlande kann die Löw-Elf zwar nicht mehr
vom letzten Tabellenplatz wegkommen, aber sich für die [1][Qualifikation
der nächsten Europameisterschaft] eine gute Ausgangsvoraussetzung schaffen.
Mit einem Sieg würde man wahrscheinlich zu den zehn Gruppenköpfen zählen.
Nach einer Niederlage indes müsste man sich möglicherweise mit Spanien oder
Frankreich um einen EM-Platz streiten. Am Abschneiden beim nächsten großen
Turnier, so hat Löw kundgetan, wolle er seinen Erneuerungskurs beim
deutschen Nationalteam messen lassen. Es steht also am Montag einiges auf
dem Spiel.
Nach dem Russland-Spiel am Donnerstag beschwören sowohl DFB-Präsident
Reinhard Grindel als auch Teammanager Oliver Bierhoff die tolle Stimmung in
der Mannschaft, die an die Atmosphäre des deutschen Confed-Cup-Teams, dem
Überraschungssieger von 2017, erinnern würde.
## Bundestrainer kämpft mit alten Reflexen
Das erinnert wiederum auch daran, dass Löw damals seinen Erneuerungskurs
abrupt abbrach und den Emporkömmlingen wieder die Weltmeister von 2014 vor
die Nase setzte.
Die spannende Frage wird nun im Duell gegen die Niederlande sein, ob Löw
sich mittlerweile seine Sicherheitsreflexe abtrainieren konnte. Setzt er
auch im Ernstfall auf die dynamischen Jungen, die sich jüngst bewährten,
oder vertraut er lieber wieder seinen betagten Ballkontrolleuren? Macht
Serge Gnabry sein fünftes oder Thomas Müller sein hundertstes Länderspiel?
Darf nun Hummels, der gegen Russland als einziger Feldspieler nicht zum
Zuge kam, wieder von Anfang an ran, oder darf Niklas Süle nach seinem
ersten Länderspieltor wieder ran? Löw hat in diesen Tagen sicherheitshalber
noch einmal die Bedeutung von Müller als Antreiber für die jungen Spieler
hervorgehoben. Der Bundestrainer scheint doch noch sehr [2][mit sich selbst
und seinen alten Reflexen zu kämpfen].
19 Nov 2018
## LINKS
[1] /Kommentar-Laenderspiel-in-Paris/!5543855
[2] /Fussball-Bundestrainer-Jogi-Loew/!5542895
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Fußball
Fußball-EM 2024
Deutscher Fußballbund (DFB)
Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
Jogi Löw
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Mesut Özil
Nations League
Fußball
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