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# taz.de -- Die Wahrheit: Tellkamp im Gesinnungskorridor
> Der Dresdner Autor sieht sich als Einmannunternehmen umzingelt von linken
> Tonangebern wie „Focus“ und Bild“, „FAZ“ und „Welt“.
Bild: Gegen rechts: Isabella Vertes-Schütter, Intendantin des Ernst-Deutsch-Th…
Vielleicht sollte man doch einfach der alten Fußballer-Weisheit folgen und
mal die Räume dicht machen. So aber steht er halt offen, der
„Gesinnungskorridor“, durch den der Dresdner Schriftsteller Uwe Tellkamp
jammernd auf und ab schreitet. Und wohin er sich auch wendet, am Ende
landet er, Fluch der Geometrie, in einer „rechten Ecke“, wie er bei einer
Podiumsdiskussion im März beklagte, obwohl er da doch gar nicht hingehöre.
Ein Schicksal übrigens, das er mit vielen Freunden des freigeistigen
Diskurses von Antaios-Verleger Kubitschek bis Vogelschiss-Gauland und
Großspenden-Weidel teilt.
Tellkamp führt seine Klage angesichts der „Erklärung der Vielen“ von
Kulturinstitutionen, die sich gegenseitige Unterstützung bei Angriffen von
rechts versprechen, sowie der Kritik an einer Dresdner Buchhändlerin, die
auch dauernd in die vermaledeite rechte Ecke gestellt wird, nur weil sie
fortwährend Rechte in ihrem Laden hofiert. Das ist gemein!
Weshalb Tellkamp in einem offenen Brief auf dem Blog Sezession.de, das von
vielen, nun ja, in der rechten Ecke verortet wird, fragt: „Wer ist es denn,
der keinen Widerspruch verträgt?“ Er etwa und seine Kumpels, die „paar
rechten oder als rechts verschrienen Einmannunternehmen“? Oder nicht doch
„die politisch sich links oder bei den Grünen verortenden Tonangeber in
weiten Teilen unserer Medien“, zu denen Tellkamp originellerweise auch
Focus, Bild und „mindestens gespalten“ FAZ und Welt rechnet. Alle böse
außer Mutti also. Ach nee, die ja auch.
Angesichts der vielen dort ausharrenden Medienvertreter passt das Volk
leider in den Gesinnungskorridor nicht mehr hinein und weicht deshalb in
die sozialen Medien aus, die „ein Ventil für Stimmen, die anderswo keine
Chance mehr haben, gehört zu werden“ sind. Die Standardklage von Leuten,
die Welt-online-Leserkommentare für ein repräsentatives Abbild der
Bevölkerung halten.
Ich schreib es nicht gern, aber für Tellkamp muss man wohl noch mal darauf
hinweisen: In diesem Land herrscht kein Gesinnungskorridor, sondern der
Kapitalismus. Und die Leute scheren sich in der Regel einen Dreck um „die
Moral einiger Edelignoranten in Kirche, Kultur, Medien“, sonst würden sie
nämlich nicht schon zum Frühstück eine Tasse Mett aus einem Einmalbecher
mit Plastikdeckel verschlingen, bevor sie im panzerähnlichen SUV bei laut
aufgedrehter Helene Fischer atemlos zur Arbeit düsen.
Und wenn sie das ganze Zeug, das von Bild bis Zeit so weggedruckt wird,
nicht lesen wollen würden, sondern eher auf das völkische Geschwurbel der
rechten Einmannunternehmen stünden, dann wären das bald keine
Einmannunternehmen mehr, sondern Konzerne wie der Springer-Verlag eben.
Weshalb draußen auf dem Gesinnungskorridor halt doch womöglich nicht die
gesamte Medien- und Kulturlandschaft, sondern einfach nur ein Pferd steht.
Beziehungsweise im Fall des Uwe Tellkamp wohl eher ein ausgemachter Ochse.
16 Nov 2018
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Uwe Tellkamp
Rechte
Schriftsteller
Rechtspopulismus
Frank Magnitz
Schwerpunkt AfD
Bayernwahl
Lifestyle
Internet
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