# taz.de -- Brexit-Verhandlungen und Irlands Grenze: Irland einig, UK geteilt | |
> Ein Streitpunkt in den Brexit-Verhandlungen ist die irische Grenze. Der | |
> neue Plan von Theresa May könnte das Vereinigte Königreich teilen. | |
Bild: Wandbilder in Londonderry erinnern an den „Bloody Sunday“ 1972, an de… | |
Dublin taz | Der Spagat ist Theresa May misslungen. Die britische | |
Premierministerin wollte mit ihrem Brexit-Plan einerseits ihre Tory-Partei | |
hinter sich bringen, und andererseits die Unterstützung der nordirischen | |
Democratic Unionist Party (DUP) nicht verlieren. Zumindest Letzteres hat | |
nicht geklappt. | |
Der [1][rund 500 Seiten umfassende Entwurf] sieht offenbar eine | |
Auffangregelung vor, wonach Großbritannien vorerst in der Zollunion bleiben | |
soll, um eine harte Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen | |
Landesteil Nordirland zu vermeiden. Eine unabhängige Kommission könne | |
später entscheiden, ob Großbritannien die Zollunion verlassen könne. In | |
diesem Fall soll eine zweite Auffangregelung greifen, die festlegt, dass | |
Nordirland in der Zollunion und im Binnenmarkt verbleibe, solange keine | |
andere Lösung gefunden werde. | |
Der Plan habe das Potential, das Vereinigte Königreich | |
auseinanderzubrechen, da er Nordirland eine Sonderrolle zuschreibe, | |
monierte DUP-Fraktionschef Jeffrey Donaldson am Mittwochmorgen. Das könne | |
seine Partei keinesfalls zulassen. „Aufgrund dessen, was wir bisher gesehen | |
und gehört haben, glauben wir nicht, dass dieser Deal der beste Deal ist“, | |
sagte er. Die Einflussnahme Nordirlands auf die Verhandlungen war begrenzt, | |
da die [2][Mehrparteienregierung in Belfast] seit fast zwei Jahren aufgrund | |
von Streitigkeiten zwischen den Parteien auf Eis liegt. | |
Neben der Forderung nach Gleichbehandlung Nordirlands hatte die DUP, die | |
Mays Minderheitsregierung im Unterhaus bisher stützt, zwei weitere | |
Bedingungen aufgestellt: Die Auffangregelung sollte vorübergehend sein, und | |
sie müsste unilateral von der Londoner Regierung aufgekündigt werden | |
können. Keine der drei Bedingungen ist offenbar erfüllt worden. | |
## Eine Frage der Integrität | |
„Das Vereinigte Königreich hat in der Zukunft die Wahl“, sagte Donaldson. | |
„Falls es die bindende Vereinbarung auflösen will, muss es Nordirland | |
zurücklassen.“ Man habe keine Angst vor parlamentarischen Neuwahlen, fügte | |
er hinzu, selbst wenn Labour-Chef Jeremy Corbyn an die Macht käme. „Es geht | |
nicht darum, wer Premierminister ist oder wer das Land regiert. Es geht um | |
die konstitutionelle und wirtschaftliche Integrität des Vereinigten | |
Königreiches, und die ist für uns elementar.“ Mit dieser Meinung stehe die | |
DUP nicht alleine da, sagte er: „Wir haben viele Freunde in der | |
Konservativen Partei.“ | |
DUP-Chefin Arlene Foster machte sich am Morgen auf den Weg nach London, um | |
sich den Brexit-Entwurf anzusehen. Zuvor sagte in einem Interview mit Sky | |
News: „Es sind beunruhigende Zeiten, daran besteht kein Zweifel. Die | |
Premierministerin hat aber deutlich gemacht, dass wir nicht vom Rest des | |
Vereinigten Königreichs getrennt werden können.“ | |
In anderen Punkten ist die DUP weniger zimperlich. Was die in | |
Großbritannien legale Abtreibung und die gleichgeschlechtliche Ehe angeht, | |
so besteht die Partei auf eine Ausnahmeregelung für Nordirland. | |
14 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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