| # taz.de -- Aktivistin über Protestcamp-Räumung: „Wir werden sehr effektiv … | |
| > Über Nacht wurde das Protestdorf von „Ende Gelände“ beim Hambacher Forst | |
| > geräumt. Jetzt bauen es die Aktivisten auf einer neuen Fläche auf. | |
| Bild: Die Aktivisti*innen im Hambacher Forst stellen sich der Polizei weiter en… | |
| taz: Frau Drzewo, das Protestcamp von „Ende Gelände“ ist Mittwoch Nacht | |
| [1][geräumt worden]. Wie lief das ab? | |
| Karolina Drzewo: Wir haben Dienstag mit dem Camp-Aufbau begonnen und am | |
| Mittwoch standen abends schon das Zirkuszelt, zahlreiche Gruppenzelte, | |
| Privatzelte und auch schon weitere Infrastruktur wie Waschbecken. Dann hat | |
| die Polizei verkündet, dass sie räumt. Wir sind in Verhandlungen gegangen, | |
| die Polizei hat sich aber auf keine Verhandlungen eingelassen, sondern hat | |
| nachts mit der Räumung angefangen. Sie hat das gesamte Camp geräumt und | |
| auch Aktivist*innen weggetragen. Anschließend haben RWE und Polizei in | |
| Teamarbeit unsere Zelte abgebaut und beschlagnahmt. | |
| Euch wurde [2][ein Platz zum Campen] in Jülich zugewiesen. Warum seid ihr | |
| dort nicht hingegangen? | |
| Der Platz bei Jülich ist ungeeignet. Er ist fast 30 Kilometer entfernt von | |
| unserem Ort des Protestes. Wenn man gegen den Dieselskandal protestiert, | |
| geht man auch nicht auf den Fahrradweg. Wir wollen unser Recht auf | |
| Versammlungsfreiheit in Anspruch nehmen und dafür müssen wir auch an dem | |
| Ort der Zerstörung, gegen den wir protestieren, unser Protestcamp errichten | |
| können. Deswegen vor allem, aber auch aus anderen, praktischen Gründen, ist | |
| der Ort in Jülich ungeeignet. | |
| Wieso habt ihr dann auf einem Sportplatz in Kerpen-Mahnheim Zelte | |
| aufgeschlagen, ohne eine Genehmigung für die Fläche zu haben? | |
| Wir haben seit Wochen verhandelt, um angemessene Campflächen zu bekommen. | |
| Doch die Polizei hat immer wieder mit Verzögerungstaktiken reagiert. Am | |
| Dienstagnachmittag kam dann ja auch das Urteil vom Verwaltungsgericht | |
| Aachen, dass unsere beantragten Flächen nicht genehmigt werden – mit | |
| fadenscheinigen Argumenten wie Naturschutz. Dabei sind wir für Naturschutz | |
| und RWE baggert in unmittelbarer Nähe die gesamte Natur kaputt. Für uns ist | |
| klar, wir müssen strukturiert hier für die Aktivist*innen eine | |
| Infrastruktur organisieren. Deswegen haben wir dann selber auf dieser | |
| Fläche das Camp aufgebaut. | |
| In der Pressemitteilung zu der Räumung heißt es, es gab eine massive | |
| Eskalation von Seiten der Polizei. Was genau ist passiert? | |
| Die Gesamträumung muss man als Eskalation verstehen. Es wurde nachts | |
| geräumt, die Aktivist*innen wollten schlafen. Die Polizei hat in Kauf | |
| genommen, im Dunkeln zu räumen. Dabei ist offensichtlich, dass tausende | |
| Menschen kommen werden. Heute morgen sind schon wieder Busse angereist. | |
| Morgen im Laufe des Tages wird der Großteil der Menschen ankommen. Wir | |
| werden campen. Und was ganz spannend ist: Die RWE und die Polizei sind | |
| gerade dabei, im gesamten Manheim die Flächen umzubaggern. Der Sportplatz, | |
| der gestern eine wunderbare Camp-Fläche war, ist inzwischen ein | |
| aufgeschütteter Wallhaufen. Und es ist nicht nur diese Fläche, sondern sie | |
| sind gerade großflächig dabei, alle freien Flächen umzubaggern. Das heißt, | |
| RWE und Polizei zerstören gerade Natur im großen Stil. | |
| Es sind ja immer noch viele Aktivist*innen vor Ort, die irgendwo | |
| unterkommen müssen. Wie löst ihr dieses Problem? | |
| Wir haben mit Hochdruck daran gearbeitet, eine gute Lösung für unsere | |
| Aktivist*innen zu finden. Der Polizei muss bewusst sein, dass es auf ihre | |
| Kappe geht, dass der Protest womöglich nicht so strukturiert und | |
| organisiert, wie wir das geplant hatten, dann vonstatten geht. Wir haben | |
| jetzt gerade eine Fläche in Stepprath genehmigt bekommen, in der | |
| Stockheimer Landstraße 171, Neuer Hof. Dort können wir 4.000 Menschen | |
| aufnehmen und beginnen jetzt mit dem Aufbau. | |
| Wieso macht ihr überhaupt ein Protestcamp? | |
| „Ende Gelände“ wird mit tausenden Menschen jetzt am Wochenende die | |
| Kohleinfrastruktur vom Tagebau Hambach blockieren. Um in die Aktion zu | |
| gehen brauchen wir natürlich auch einen Ort, an dem wir schlafen können, | |
| essen können. Und deswegen brauchen wir auch ein Protestcamp. | |
| Was ist für die nächsten Tage geplant? | |
| Freitag werden sich die Menschen in Aktionstrainings auf die Aktion | |
| vorbereiten, werden sich in ihren Bezugsgruppen besprechen. Samstag werden | |
| wir uns aufmachen und die Kohleinfrastruktur blockieren. Was genau das ist, | |
| kann ich noch nicht sagen. Das könnten beispielsweise Schienen sein oder | |
| Bagger – wir haben in der Vergangenheit ja schon gezeigt, dass es | |
| vielfältige Möglichkeiten gibt, die Infrastruktur lahmzulegen. Und wir | |
| planen, bis Sonntag zu blockieren. Aber als Teaser zur Aktionsform kann ich | |
| sagen: Die Klimakrise ist ein immer drängenderes Problem, es ist auch in | |
| den letzten Wochen durch zahlreiche Studien unterstrichen worden, dass wir | |
| jetzt handeln müssen. Und angesichts dieser verschärften Krise wird unser | |
| Protest auch noch entschlossener. Wir werden sehr effektiv blockieren. | |
| 25 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Maike Brülls | |
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